Mansurah

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Mansoura (arabisch: لمنصورة) ist ein Dorf in Tunesien. Es gehört zur Gemeinde Kébili Nord (arab. قبلي الشمالية) im Gouvernorat Kébili.

Mansoura liegt in der Oasenregion Nefzaoua[1] auf einer von Süden her in den Chott el Djerid ragenden Halbinsel; nahe dem nordwestlichen Rand der Gouvernoratshauptstadt Kébili.

Schon vor Jahrtausenden gab es hier eine Stadt, die aber erst in die Geschichte einging, als sie unter römischen Einfluss geriet und kurz nach der Zeitwende den Namen Civitas Nybgenorium erhielt. Schon im Jahr 128 wurde sie unter Kaiser Hadrian in Turris Tamalleni umbenannt. Hier verlief der Limes Tripolitanus, die südliche Außengrenze des Römischen Reichs. In Turris Tamalleni stand eine römische Festung, und gegen Ende der römischen Epoche war es ein Bischofssitz. Von der katholischen Kirche wird auch heute noch ein Titularbistum namens Turris Tamalleni geführt und von einem Titularbischof geleitet.

Es wird angenommen, dass der ursprüngliche Name der Stadt Turres lautete und sich sowohl in Turris Tamalleni als auch in dem späteren arabischen Namen Torra bzw. Thora erhalten hat.

In seinem großen Geschichtswerk aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts berichtet der Historiker Ibn Chaldun, dass Torra im Jahr 1190 in den Kampf zwischen zwei muslimischen Berber-Dynastien geriet: den im Maghreb und in Andalusien herrschenden Almohaden unter ihrem Kalifen Muhammad an-Nasir und den aus Mallorca übergesetzten Almoraviden unter den Brüdern Ali ibn Ishaq ibn Ghaniya und Yahya ibn Ishaq ibn Ghaniya. Yahya ibn Ghaniya (nach seiner Herkunft auch El-Mayorki genannt) belagerte die befestigte Stadt und konnte sie ohne Kampf einnehmen. Fünfzehn Jahre später, im Jahr 1205, leistete Torra ihm erneut Widerstand und wurde diesmal mit Gewalt eingenommen und zerstört.

Die Stadt wurde wieder aufgebaut. Anlässlich seines dreitägigen Aufenthalts in Thora, wie sein Übersetzer es schreibt, spricht der Scheikh et-Tidjani im Jahr 1307 von ihr als einer der beiden Hauptstädte von Nefzaoua, neben Bechri. Auch er berichtet von den später bei Ibn Chaldun zu findenden Ereignissen unter Berufung auf die beiden Geografen El-Fadhel el-Bissami und Ibn Nakhil. Danach sei Thora nach dem Jahr 1205 völlig unbewohnt gewesen; die überlebenden Bewohner hatten sich auf andere Orte der Nefzaoua verteilt. Scheikh et-Tidjani konnte noch die Überreste der alten Befestigungsmauern besichtigen.

Der genaue Umfang der früheren Stadt wurde noch nicht erkundet. Als sicher gilt, dass Mansoura und das benachbarte Telmine (in dessen Name sich Turris Tamalleni ebenfalls teilweise erhalten haben soll) auf ihrem Gebiet liegen, und nach herrschender Meinung auch die angrenzenden Orte Rabta und Jedida. Einige Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass sogar das rund fünf Kilometer weiter südlich liegende Alt-Kébili[2] dazugehört habe.

Wann und aus welchem Grund der Niedergang begann, ist unbekannt. Es wird jedoch aus dem 19. Jahrhundert aus der ganzen Schott-Region ein sehr langsamer, aber kontinuierlicher Rückgang der Ergiebigkeit der Quellen berichtet,[3] so dass immer mehr Landwirtschaftsflächen aufgegeben werden mussten. Der Geograf und Forschungsreisende Duveyrier berichtet aber aus dem Jahr 1860, dass die von Scheikh et-Tidjani genannte bemerkenswert große Quelle Aïn Thora unter diesem Namen noch vorhanden sei.

Zur Zeit der ottomanischen Herrschaft in Tunesien muss der Ort noch eine gewisse Bedeutung, zumindest strategischer Art, gehabt haben. Duveyrier war bei seinem Aufenthalt in Mansoura noch in einem bordj[4] zu Gast, ebenso wie ein anderer Geograf und Forschungsreisender, Guérin, im selben Jahr (1860). Zu diesem Zeitpunkt war die Festung, Bordj el Mansoura genannt, schon nicht mehr im Besitz der türkischen Obrigkeit, sondern des lokalen Stammesführers. Duveyrier stellte fest, dass sie großenteils aus wiederverwendeten römischen Steinen erbaut war.

Zu dieser Zeit war Mansoura ein auf einer kleinen Anhöhe gelegenes schönes Dorf, das von einer Mauer und einem Wassergraben umgeben war. Der Zugang war nur durch ein Tor möglich. Im Gegensatz zu anderen Oasen der Nachbarschaft war in Mansoura, gemessen an der zu bewässernden Fläche, Wasser im Überfluss vorhanden. Es strömte aus fünf Quellen und am Rand des Dorfs floss ein stets wasserführender Bach vorbei, so dass die Landwirtschaft florierte.

Allein die große Quelle Mansouras lieferte im Jahr 1888 mehr als 100 Liter Wasser je Sekunde.[5] Für 1975 dagegen liegen Daten vor, nach denen die Quellen insgesamt nur noch 50 Liter je Sekunde lieferten, während für die 105 Hektar bewirtschafteter Fläche 84 Liter je Sekunde benötigt worden wären. Die bereits im neunzehnten Jahrhundert für die gesamte Region konstatierte negative Entwicklung bei der Wasserversorgung hat sich also fortgesetzt.

Aus den bedeutenderen Epochen des Ortes sind nur noch wenige Zeugnisse sichtbar. Antike Gebäude gibt es nicht mehr, lediglich Teile von Bewässerungsbauwerken an der Quelle Aïn Kharig sowie zwei ehemals der Bewässerung dienende Becken aus der Römerzeit, in denen jetzt Touristen baden können. Allerdings sind zahlreiche römische Steine, auch Teile von Säulen, sichtbar in den Häusern Mansouras verbaut; vor allem an statisch wichtigen Stellen wie den Grundmauern und den Hausecken. Von der Zitadelle aus der ottomanischen Epoche sind keine Reste mehr zu erkennen.

Dagegen wurde in Mansoura noch in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die über neunhundert Jahre zuvor von dem Geografen El-Bekri beschriebene Zeitmesstechnik mittels eines gadous zur Regelung der Wasserverteilung beobachtet. Beim gadous handelt es sich um ein Gefäß von etwa 2,5 Litern Inhalt mit einem Loch, das sich, immer wieder mit Wasser aufgefüllt, 22-mal in einer Stunde entleert. Die für die Entleerung nötige Zeitspanne hieß ebenfalls gadous, und je nachdem, wie viele gadous für die Bewässerung einer Parzelle vorgesehen waren, wurde das Wasser der Quellen in die entsprechenden Kanäle umgeleitet.[6]

bei Karl May[Bearbeiten]

Mansurah
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Durch die Wüste

Reiseroute über Mansurah

Im ersten Band des „Orientzyklus“, „Durch die Wüste“, führt die Reiseroute Kara Ben Nemsis und Halefs von Algerien in den Süden Tunesiens. Bei der im Wadi Tarfaui begonnenen Verfolgung des Mörders Hamd el Amasat führt sie der Ritt durch Mansurah. Geführt werden sie von Omar Ben Sadek, der Hamd el Amasat sucht, um den Mord an seinem Vater zu rächen.

Er (i. e. Omar Ben Sadek) ging schweigend weiter und führte uns in eine Hütte, wo wir einige Datteln aßen und eine Schale Lagmi tranken. Dann ging es nach Beschni, Negua und Mansurah, wo wir auf unsere Erkundigungen überall in Erfahrung brachten, daß wir dem Gesuchten auf den Fersen seien. Von Mansurah ist es gar nicht weit bis zu der großen Oase Kbilli.[7]

Kurz danach holen sie ihn in Kbilli ein und nehmen ihn gefangen, aber er kann entkommen. Omar Ben Sadek nimmt allein die Jagd nach dem Mörder seines Vaters wieder auf. Kara Ben Nemsi bricht die Verfolgung an dieser Stelle ab und ist insgeheim froh, nicht an Omar Ben Sadeks Blutrache mitschuldig geworden zu sein. Erst in Stambul, im dritten Band des „Orientzyklus“, kann er die Spur Hamd el Amasats wieder aufnehmen.

Bei dem gut 250 Kilometer langen Beginn der Reise stützt May sich fast vollständig auf einen in der „Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik“ erschienenen Aufsatz von Joseph Chavanne, „Das algerisch-tunesische Binnenmeer“ und die dazugehörige Karte.[8] Alle Routenpunkte und weitere geografische Namen stimmen einschließlich der Schreibweise mit dieser Karte überein, so auch Mansurah.

Literatur[Bearbeiten]

  • Baduel, Andrée-France und Pierre-Robert: Le pouvoir de l'eau dans le Sud-Tunisien In: Revue de l'Occident musulman et de la Méditerranée n°30, Presses universitaires de Provence, Aix en Provence/Marseille 1980, S. 101-134.
  • Bakrī, ʻAbd Allāh ibn ʻAbd al-ʻAzīz Abū ʻUbayd al- (El-Bekri): Description de l'Afrique septentrionale. Ins Französische übersetzt durch William MacGuckin de Slane, Imprimerie Impériale, Paris 1859.
  • Baraban, Léopold: A travers la Tunisie, études sur les oasis, les dunes, les forêts, la flore et la géologie J. Rothschild, Paris 1887.
  • Duveyrier, Henri: Sahara algérien et tunisien. Journal de route de Henri Duveyrier, publié et annoté par Ch. Maunoir et H. Schirmer Augustin Challamel, Paris 1905.
  • Ellefi, Mohamed: Turris Tamalleni: Essai de géographie historique d’une cité du Nefzaoua antique In: Geographie historique du Maghreb antique et médiéval, actes du premier colloque international du Laboratoire de Recherche, Université de Sousse, Sousse 2014, S. 299-315.
  • et-Tidjani, Abu Mohammed Abdallah Mohammed ben Ibrahim: Voyage du Scheikh et-Tidjani dans la Régence de Tunis, pendant les années 706, 707 et 708 de l'Hégire, traduit de l'arabe par Alphonse Rousseau Imprimerie Impériale, Paris 1853.
  • Guérin, Victor: Voyage archéologique dans la régence de Tunis, tome premier Henri Plon, Paris 1862.
  • Jacobs, Daniel; Morris, Peter u.a.: The Rough Guide to Tunisia Rough Guides, London 2001.
  • Trousset, Pol: Recherches sur le limes tripolitanus du Chott El-Djerid à la frontière tuniso-libyenne. Éditions du Centre National de la Recherche Scientifique, Paris 1974.
  • Walī ad-Dīn ʿAbd ar-Rahmān ibn Muhammad Ibn Chaldūn al-Hadramī (Ibn Chaldun): Histoire des Berères et des Musulmanes de l'Afrique septentrionale. Tome quatrième. Ins Französische übersetzt durch William MacGuckin de Slane, Imprimerie du Gouvernement, Alger 1856.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Von Karl May im „Orientzyklus“ entsprechend der von ihm verwendeten Karte als „Nifzaua“ erwähnt.
  2. Die deutlich näher an Mansoura liegende heutige Stadt Kébili ist eine Neugründung durch die französische Besatzungsmacht aufgrund eines Dekrets von 1890.
  3. Duveyrier: Sahara algérien et tunisien. S. 59.
  4. Bordj werden die für die Regentschaften Algier, Tunis und Tripoli typischen ottomanischen Festungen genannt.
  5. Bulletin de l'Association amicale des élèves de l'École Nationale Supérieure des Mines Paris 1888, S. 175.
  6. Baduel: Le pouvoir de l'eau dans le Sud-Tunisien S. 103.
  7. Karl May: Durch Wüste und Harem. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 54.
    Die Formulierung „gar nicht weit“ bezieht sich nicht auf die fast an Mansoura angrenzende heutige Stadt Kébili, die es im 19. Jahrhundert noch nicht gab, sondern auf das etwas weiter entfernt liegende Alt-Kébili.
  8. Chavanne, Joseph: Das algerisch-tunesische Binnenmeer. In: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik. II. Jahrgang Heft 6, A. Hartleben, Wien/Pest/Leipzig 1880.
    Daraus entnommen die Karte Das Algerisch-Tunesische Schott-Becken nach Capt. Roudaire's Aufnahmen.
    Inventar-Nr. KK002a in Karl Mays Bibliothek.