Mekka

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Mekka
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Durch die Wüste
Am Jenseits

Der Hof der Heiligen Moschee in Mekka
Der Berg Arafat bei Mekka

Die Stadt Mekka im westlichen Saudi-Arabien gilt wegen der Heiligen Moschee in ihrem Zentrum als die heiligste Stadt des Islams; zudem wurde etwa im Jahre 571 Mohammed, der Prophet des Islam, in Mekka geboren. Ihre günstige Lage (im heutigen Königreich Saudi-Arabien nahe des Roten Meeres) am Kreuzungspunkt einiger Karawanenstraßen machte die Stadt schon früh zu einem bedeutenden Handelszentrum. Sie ist das Ziel der jährlichen Pilgerfahrt (Haddsch), die für Muslime, die es sich gesundheitlich und finanziell leisten können, eine religiöse Pflicht ist. Nicht-Muslimen ist der Aufenthalt in Mekka nicht gestattet.

Die Kaaba, ein fensterloses, würfelförmiges Gebäude im Hof der Hauptmoschee, soll vom Propheten Abraham erbaut worden sein. Umhüllt ist die Kaaba von der Kiswah, einem schwarzen Brokat, der jährlich erneuert wird. Sie bildet den Mittelpunkt der Stadt und ist das wichtigste Wallfahrtsziel. In der südöstlichen Ecke der Kaaba befindet sich ein schwarzer Stein - möglicherweise ein Meteorit - von dem gesagt wird, der Engel Gabriel habe ihn Abraham gegeben. Schon in vorislamischer Zeit war die Kaaba ein Zentralheiligtum arabischer Stämme. Auf ihrer Pilgerfahrt (Haddsch) gehen die Pilger siebenmal gegen den Uhrzeigersinn um die Kaaba und preisen dabei Allah. Durch die Kaaba wird auch die Gebetsrichtung (Qibla) für jeden Ort der Erde festgelegt: die Richtung auf Mekka, genauer: auf die Kaaba. Ein Besuch des Berges Arafat (ca. 25 km östlich von Mekka) gehört ebenfalls zur Haddsch.

bei Karl May

Die Kaaba
Die Kaaba in Durch die Wüste (Illustration von Peter Schnorr

Bei Karl May wird Mekka, vor allem in den im Orient spielenden Erzählungen, häufig erwähnt und dann auch korrekt als die heilige Stadt der Muslime bezeichnet. Das Betreten der Stadt ist Ungläubigen bzw. Andersgläubigen unter Androhung der Todesstrafe verboten. Mekka ist allerdings nur einmal tatsächlich Handlungsort seiner Geschichten, nämlich in "Durch die Wüste". (In "Am Jenseits" ist Mekka Ziel der Reise, wird aber nicht erreicht.)

Dem Christen, welcher sich nach Mekka oder Medina wagt, droht der Tod; so steht es in den Büchern zu lesen. Ist es wirklich so schlimm? Muß man hingehen und sagen, daß man ein Christ sei? Ist nicht vielleicht ein Unterschied zu machen zwischen einer ruhigeren Zeit und jenen Tagen, an welchen die großen Pilgerkarawanen eintreffen und der Fanatismus seinen Siedepunkt erreicht? Ich hatte oft gelesen, daß ein Ungläubiger keine Moschee betreten dürfe, und war dann später in verschiedenen Moscheen selbst gewesen; konnte es mit dem Betreten der heiligen Städte nicht ähnlich sein? Ich hatte überhaupt den Orient in vielen, vielen Beziehungen ganz anders, und zwar nüchterner gefunden, als man sich ihn gewöhnlich vorzustellen pflegt, und konnte gar nicht recht glauben, daß ein kurzer, vielleicht nur stundenlanger Besuch in Mekka wirklich so furchtbar gefährlich sei. (K. May: "Durch die Wüste" (Hausschatz-Fassung))
Die Häuser, zwischen denen ich hinschritt, waren von Stein erbaut, und die Straße hatte man mit dem Sande der Wüste bestreut. Bereits nach kurzer Zeit stand ich vor dem großen Rechteck, welches das Beith-Allah bildet, und langsam ging ich um dasselbe herum. Die vier Seiten bestanden aus Säulenreihen und Colonnaden, über denen sich sechs Minarehs erhoben. Ich zählte zweihundertvierzig Schritt in die Länge und zweihundertfünf in die Breite. [...] Ich befand mich in der Nähe der Kanzel und zog meine Schuhe aus. Nun betrachtete ich mir das Innere des heiligen Hauses. Ziemlich in der Mitte stand die Kaaba. Da sie mit dem Kisua [2) Schwarzseidener Stoff] vollständig bekleidet war, bot sie einen fremdartigen Anblick dar. Zu ihr führen sieben gepflasterte Wege, zwischen denen ebenso viele Grasplätze liegen. Neben der Kaaba bemerkte ich den heiligen Brunnen Zem-Zem, vor welchem mehrere Beamte an Pilger Wasser vertheilten. Das ganze Heiligthum machte auf mich durchaus keinen heiligen Eindruck. Koffer- und Sänftenträger rannten mit ihren Lasten hin und her; öffentliche Schreiber saßen unter den Colonnaden; ja sogar Obst- und Backwaarenhändler waren zu sehen. (K. May: "Durch die Wüste" (Hausschatz-Fassung))

bei Franz Kandolf

Franz Kandolf ließ Kara Ben Nemsi später in seiner Fortsetzung von "Am Jenseits", "In Mekka", auftreten und schilderte dort fast acht Seiten lang die Stadt Mekka, ihre wichtigsten Gebäude und ihre Bewohner.

Verhalten in Mekka

»Es ist die Pflicht eines jeden Pilgers, nach seiner Ankunft unverzüglich nach El Hamram [1) Die große Moschee] zu gehen. Du reitest also nach dem Beith-Allah [2) >Haus Gottes<; es ist gleichfalls die große Moschee gemeint], lässest vor demselben |79B die Kameele halten und trittst ein. Dort findest Du ganz sicher einen Metowef [1) Fremdenführer], der Dich führen und in Allem unterrichten wird; nur mußt Du ihn vorher und nicht später um den Preis befragen, weil Du sonst betrogen wirst. Sobald Du die Kaaba erblickst, verrichtest Du zwei Rikat [2) Niederwerfungen] mit den dabei vorgeschriebenen Gebeten, zum Dank dafür, daß Du die heilige Stätte glücklich erreicht hast. Dann gehst Du zu dem Mambar [3) Kanzel, türkisch: Mimbar] und ziehst die Schuhe aus. Diese bleiben dort stehen und werden bewacht; denn es ist im Beith-Allah nicht wie in anderen Moscheen erlaubt, die Schuhe in der Hand zu behalten. Dann beginnt das Towaf, der Gang um die Kaaba, welcher siebenmal wiederholt werden muß.«
»Nach welcher Seite?«
»Nach rechts, so daß die Kaaba Dir stets zur Linken bleibt. Die ersten drei Gänge werden mit schnellen Schritten gethan.«
»Warum?«
»Zum Andenken an den Propheten. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, daß er sehr gefährlich erkrankt sei, und um dieses Gerücht zu widerlegen, rannte er dreimal schnell um die Kaaba herum. Die folgenden Gänge geschehen langsam. Die Gebete kennst Du, welche dabei gesprochen werden müssen. Nach einem jeden Umlaufe wird der heilige Stein geküßt. Zuletzt, wenn das Towaf beendet ist, drückst Du die Brust an die Thür der Kaaba, breitest die Arme aus und bittest Allah laut um Vergebung aller Deiner Sünden.«
»Dann bin ich fertig?«
»Nein. Du hast nun seitwärts zu El Madschem [4) Eine kleine, mit Marmor ausgelegte Vertiefung, aus welcher Abraham und Ismael den Kalk genommen haben sollen, als sie die Kaaba bauten] zu gehen und vor dem Mekam-Ibrahim [5) Der Stein, welcher dem Abraham bei diesem Bau als Fußgestell gedient haben soll] zwei Rikat zu verrichten. Dann begibst Du Dich zum heiligen Brunnen Zem-Zem und trinkst nach einem kurzen Gebete so viel Wasser daraus, als Dir beliebt. Ich werde Dir einige Flaschen mitgeben, welche Du mir füllen und mitbringen magst; denn das heilige Wasser ist ein Mittel gegen alle Krankheiten des Leibes und der Seele.«
»Das ist die Ceremonie an der Kaaba. Was folgt dann?«
»Nun kommt der Say, der Gang von Szafa nach Merua. Auf dem Hügel Szafa stehen drei offene Bogen. Dort stellst Du Dich hin, wendest das Angesicht nach der Moschee, erhebst die Hände gen Himmel und bittest Allah um Beistand auf dem heiligen Wege. Dann gehest Du sechshundert Schritt weit nach dem Altan von Merua. Unterwegs siehst Du vier steinerne Pfeiler, an denen Du springend vorüberlaufen mußt. Auf Merua verrichtest Du wieder ein Gebet und legst den Weg dann noch sechsmal zurück.«
»Dann ist Alles gethan?«
»Nein, denn nun mußt Du Dir Dein Haupt scheren lassen und Omrah besuchen, welches so weit außerhalb der Stadt liegt, wie wir uns jetzt von Mekka befinden. Dann hast Du die heiligen Handlungen erfüllt und kannst zurückkehren. Im Monat der großen Wallfahrt muß der Gläubige mehr thun und braucht lange Zeit dazu, weil viele Tausende von Pilgern anwesend sind; Du aber brauchst nur zwei Tage und kannst am dritten wieder bei uns sein.«  (K. May: "Durch die Wüste" (Hausschatz-Fassung))

Literatur

  • Richard Burton: Persönlicher Bericht einer Pilgerreise nach Mekka und Medina. Edition Erdmann, Lenningen 2005. ISBN 3-86503-029-7
  • Gerd Frank: Nach Mekka! Verbotene Reisen in die Heilige Stadt. Sammlung von siebzehn Reiseberichten über Besuche von Europäern in Mekka (1504 – 1955).
  • Rudi Schweikert: "Ich gelangte glücklich in die Stadt". Kara Ben Nemsis Mekka-Besuch und A. W. Grubes Geographische Charakterbilder. Mit einem Anhang zum Grube-Eintrag im Repertorium C. May. In: Karl-May-Welten IV, Karl-May-Verlag 2013.

Weblinks