Nachruf (Gedicht)

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Nachruf ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Nachruf.
  Wo gingst du hin? Ich weiß es leider nicht.
Du gingst und bist wahrscheinlich doch geblieben.
  Obzwar die Trauer gern vom Scheiden spricht,
Der Himmel hats wohl anders vorgeschrieben.
Du hörst vielleicht mein Wort, hörst meine Fragen,
  Doch ahne ich, du weißt es selbst schon kaum,
Und fühlst du es, so kannst du es nicht sagen;
  Im Grabe spricht kein Schläfer mehr im Traum.
  Wo gingst du hin? O wüßte ich es doch!
Ich muß ja auch denselben Weg einst gehen
  Und werde in der letzten Stunde noch
Mit dieser Frage vor der Pforte stehen.
Denselben Weg? Und auch dieselbe Pforte?
  Wer darf wohl sagen ja, und wer wohl nein!
Giebt es denselben Ort am selben Orte?
  Und wer da kommt, tritt der auch wirklich ein?
  Wo gingst du hin? Ist diese Frage klar?
Ist wohl die Trennung örtlich zu verstehen?
  Wo hier der Mensch mit seiner Seele war,
Dorthin wird sie, sobald sie frei ist, gehen.
Wir waren Eins im Glauben und im Lieben;
  Du trachtetest wie ich nach Gottes Licht;
So sind wir also doch vereint geblieben
  Und beide glücklich; ich verlor dich nicht![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Manuskript[Bearbeiten]

Während seiner Orientreise hielt sich Karl May im Juni 1900 zusammen mit seiner Frau Emma und dem Ehepaar Richard und Klara Plöhn in Konstantinopel auf. Unter dem Datum vom 29. Juni notierte er in sein Reisetagebuch das Manuskript zu dem Gedicht, das zunächst keinen Titel hatte:

Freitag abend Nachricht von Dr. Schurtz' Tod.
  Wo gingst du hin? Ich weiß es leider nicht [...][2]

Mit Dr. Schurtz ist Karl Mays Freund Carl Heinrich Schurtz gemeint, der allerdings erst am 30. Juni 1900 starb.

Himmelsgedanken.[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[3] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 206 und 207 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Ob sich wohl die Bewohner der Sterne, wenn es welche giebt, in derselben Weise mit den Bewohnern der Erde beschäftigen, wie diese mit ihnen?[4]

Ein Exemplar der Himmelsgedanken verschenkte Karl May an Carl Heinrich Schurtz' Witwe Anna Schurtz (* 1845; † 1902), die sich am 23. Dezember 1900 bei Mays zweiter Frau Klara dafür bedankte:

Herr Dr. May hat mir durch sein herrliches Buch eine so große Freude bereitet, ich habe schon viel Schönes daraus gelesen, der Nachruf hat mich so erfreut, wie aus der Seele geschrieben.[5]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 206 f.
  2. Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch: Karl Mays Orientreise 1899/1900. Dokumentation. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1971, S. 165–215 (S. 209). (Onlinefassung) Auch in: Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 377. ISBN 978-3-7802-0170-6.
  3. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  4. Karl May: Himmelsgedanken, S. 208.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 420.

Weblinks[Bearbeiten]