Sorheïr

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Die früher meistbenutzte Route zwischen Damaskus und Baalbek über Serghaya (Sarghaya)

Serghaya (arabisch: سرغايا), alternative Schreibweisen: Serrhâya, Sirgaya oder Sirghāyā) ist eine Stadt in Syrien. Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Distrikts im Governorat Rif Dimashq und hatte vor dem Bürgerkrieg rund 25.000 Einwohner.

Serghaya liegt 35 Kilometer nordnordwestlich der syrischen Hauptstadt Damaskus in einem kleinen, fruchtbaren Tal im Gebirge. Die Grenze zum Libanon liegt 3 Kilometer nördlich von Serghaya.

Unmittelbar südlich von Serghaya liegt die Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Rotem Meer, so dass hier die Niederschläge nicht mehr mit dem Barada in südlicher Richtung nach Damaskus abfließen, sondern in westlicher Richtung durch das Wādī Sirghāyā, auch Wādī Yahfoûfa oder Wādī Baalbek genannt, ein tiefes, schluchtartiges Flusstal, das den Antilibanon bis zur Bekaa-Ebene durchschneidet.

Das Wādī Sirghāyā bot bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein die bequemste, genauer: am wenigsten unbequeme Möglichkeit, von Damaskus kommend den Antilibanon in Richtung Baalbek zu überqueren. Wegen des abendländischen Interesses an den antiken Ruinenstätten wie Baalbek gab es im achtzehnten und vor allem im neunzehnten Jahrhundert viele europäische Reisende, die diesen Weg nahmen und daher auch Serghaya berührten.

Dementsprechend gibt es zahlreiche, wenn auch sehr oberflächliche Erwähnungen Serghayas in der damaligen Literatur.
Im neunzehnten Jahrhundert wird Serghaya als bedeutendes Dorf von ein- bis zweitausend Einwohnern geschildert, die von der Landwirtschaft lebten und hauptsächlich Wein und Maulbeerbäume anbauten. Die Maulbeerbäume dienten der Seidenraupenzucht und damit der Produktion von Rohseide.
Bezüglich der religiösen Ausrichtung des Dorfes gibt es aus unterschiedlichen Jahren unterschiedliche Angaben: nur Sunniten, nur Schiiten oder teils Schiiten, teils griechisch-orthodoxe Christen. Falls diesen Feststellungen von durchreisenden Fremden zu trauen ist, würde das darauf hinweisen, dass auch Serghaya von den immer wieder aufflammenden gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsteilen betroffen war, die im Bürgerkrieg im Libanongebirge (auch Bürgerkrieg von Syrien genannt) von 1860 kulminierten.

bei Karl May

Sorheïr
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Von Bagdad nach Stambul

Im Orientzyklus führt der Weg Kara Ben Nemsis über Sorheïr, als er zusammen mit Halef, Jacub Afarah und den Dienern Sir David Lindsays, Bill und Fred den Juwelendieb Abrahim Mamur verfolgt.

Sorheïr liegt an einem Bergstrome, welcher sich in den Barrada ergießt, sehr hübsch unter Gruppen von Silber- und italienischen Pappeln und ist trotz seines Namens, welcher „die Kleine“ bedeutet, ein ganz ansehnliches Dorf.[1]

Diese Textpassage illustriert gut die Arbeitsweise Karl Mays, was den Orientzyklus betrifft. Er verwendet einen die jeweilige Region betreffenden Reisebericht so, dass die Quelle gut erkennbar bleibt, auch wenn er sie, der Konzeption seines Werks entsprechend, nicht nennen kann.
Für die Beschreibung dieses Teils der Route stützt er sich ausschließlich auf seinen Gewährsmann Russegger.[2]
Dieser schreibt:

Wir lagerten uns spät an dem Bergstrome und in der Nähe des bedeutenden Dorfes el Sorcheia (der, die, das Kleine). (...)
Am nächsten Morgen zogen wir Sorcheia vorüber, was allerliebst, zwischen Gruppen von Silber- und italienischen Pappeln vertheilt, an einem Bergstrome liegt, der dem Bárrada zueilt.
[3]

In Details setzt May dann aber immer wieder eigene Akzente. Das ist hier die Schreibweise des Ortsnamens. In der Literatur seiner Zeit findet sich dieses Dorf unter einer großen Vielfalt von Namen (Sargeia, Sargháhyá, Sarrhayah, Sergadscha, Serghaya, Serghey, Sirgaja, Sirkaja, Sirrgaja, Sörrâja, Sorcheia, Sorgeia, Soughaya, Sugeier, Surgaja, Surgawch, Surgawich, Surgeia, Surghaya, Surghâya, Surgheia, Surgheiyah, Surjhâjeh, Zurgeia), aber Mays Schreibweise Sorheïr ist einzigartig. Dennoch kann es als sicher gelten, dass sie nicht seiner Fantasie entspringt. Er konnte nämlich genau dieses Sorheïr in der Bedeutung klein als Teil anderer arabischer Ortsnamen in der Literatur finden, so in Brehms Reise von Egypten nach Kordofahn und zurück,[4] und damit seine Belesenheit unter Beweis stellen.

Ein weiteres Mal kommt Sorheïr im Orientzyklus als Geburtsort Abrahim Mamurs vor. Er selbst teilt dies Kara Ben Nemsi bei deren Zusammentreffen in Baalbek mit.[5]

Anmerkungen

  1. Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 404-405.
  2. siehe auch Artikel Kubbet en Nassr, Dümar, Sebdani oder Schijit
  3. Russegger, Joseph: Reisen in Europa, Asien und Afrika. Erster Band. Zweiter Theil E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1843, S. 720.
    Inventar-Nr. KM0491[a] in Karl Mays Bibliothek.
  4. Brehm, Alfred Edmund: Reiseskizzen aus Nord-Ost-Afrika, Erster Theil. Friedrich Mauke, Jena 1855 S. 54.
  5. Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 426.