Tragt Euer Evangelium hinaus (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
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Tragt Euer Evangelium hinaus ist ein Gedicht von Karl May.

Text

in Et in terra pax

Tragt euer Evangelium hinaus,
Um aller Welt des Himmels Gruß zu bieten,
Doch achtet jedes andre Gotteshaus;
Ein wahrer Christ stört nicht den Völkerfrieden!
Gebt, was ihr bringt, doch bringt nur Liebe mit,
Das andre alles sei daheim geblieben.
Grad weil sie einst für euch den Tod erlitt,
Lebt sie durch euch, um weiter fortzulieben.
Tragt euer Evangelium hinaus,
Indem ihrs lebt und lehrt an jedem Orte,
Und alle Welt sei euer Gotteshaus,
In welchem ihr erklingt als Gottesworte.
Gebt Liebe nur, gebt Liebe nur allein;
Laßt ihren Puls durch alle Länder schlagen.
Dann wird ein Paradies die Erde sein,
Denn ihr habt ihr den Himmel zugetragen.[1]

in Und Friede auf Erden

Tragt Euer Evangelium hinaus,
  Doch ohne Kampf sei es der Welt beschieden,
Und seht Ihr irgendwo ein Gotteshaus,
  So stehe es für Euch im Völkerfrieden.
Gebt, was Ihr bringt, doch bringt nur Liebe mit;
  Das Andre alles sei daheim geblieben.
Grad weil sie einst für Euch den Tod erlitt,
  Will sie durch Euch nun ewig weiter lieben.
[...]
Tragt Euer Evangelium hinaus,
  Indem Ihr's lebt und lehrt an jedem Orte,
Und alle Welt sei Euer Gotteshaus,
  In welchem Ihr erklingt als Engelsworte.
Gebt Liebe nur, gebt Liebe nur allein;
  Laßt ihren Puls durch alle Länder fließen;
Dann wird die Erde Christi Kirche sein
  Und wieder eins von Gottes Paradiesen![2]

Textgeschichte

Et in terra pax/Und Friede auf Erden!

Das Gedicht findet sich in der Reiseerzählung Et in terra pax/Und Friede auf Erden!, die zu Karl Mays Spätwerk gehört. Et in terra pax wurde ursprünglich als Beitrag zu Joseph Kürschners großem China-Band (erschienen 1901) geschrieben. Später wurde der Text von May selbst erweitert und als Band 30 unter dem Titel Und Friede auf Erden! in die Gesammelten Reiseerzählungen aufgenommen. In beiden Fassungen bildet das Gedicht gewissermaßen den Leitfaden der Erzählung und wird mehrfach auszugsweise wiedergegeben.

Zeitschriftenabdruck

Im November 1907 erschien ein Nachdruck des Gedichts in Peter Roseggers Zeitschrift Heimgarten. Grundlage war die Buchfassung.

Empor ins Reich der Edelmenschen

In seinem letzten Vortrag Empor ins Reich der Edelmenschen!, den Karl May am 22. März 1912 in Wien hielt, zitierte er – laut Konzept – das Gedicht:

Ich stehe also vor Ihnen nicht als Gelehrter und nicht als Theolog, sondern nur als   M e n s c h,   als Schriftsteller resp. Künstler, der, mögen sie noch so hoch stehen, nur   r e i n   m e n s c h l i c h e   Ziele verfolgt. Doch, um nicht den Anschein zu erwecken, ich sei glaubenslos oder ich halte aus irgend einem Grunde mit meinem Bekenntnisse hinter dem Berge, will ich es offen und ehrlich hier ablegen, und zwar in der Form, wie ich es in meinem Buche "Friede auf Erden" niedergelegt habe. Da lautet es:
"Tragt Euer Evangelium hinaus."
Diese Wünsche sage ich als   M e n s c h,   als Schriftsteller, als Dichter, als Poet, der auf dem Wege der Kunst emporzusteigen hat nach den Zielen, die wir uns heute stecken.[3]

aktuelle Ausgaben

Aktuelle Ausgaben der Reiseerzählung sind in der Bücherdatenbank zu finden:

Anmerkungen

  1. Zitiert nach: Hatzig: Karl Mays Textvarianten, S. 145.
  2. Karl May: Und Friede auf Erden! In: Karl Mays Werke, S. 64829–64831 (vgl. KMW-V.2, S. 644–646).
  3. Ekkehard Bartsch: Karl Mays Wiener Rede. Eine Dokumentation. In: Jb-KMG 1970, S. 47–80 (S. 65). (Onlinefassung)

Literatur