Verräterspalte

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Verräterspalte
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Der Schut

Die Verräterspalte

Die Verräterspalte ist in Karl Mays Orientzyklus eine tiefe Felsspalte in der Nähe der übel beleumundete Gastwirtschaft Newera-Khan und des Newera-Felsens.

Bei der Verfolgung des fliehenden Schut Kara Nirwan kommen Kara Ben Nemsi und seine Begleiter von Rugova dorthin.

Auf meine Frage, warum die dortige Gegend den Namen Newera, Verräter, trage, erhielt ich die Auskunft, daß sich in dem ebenen Gestein oft sehr lange und sehr tiefe Risse zeigen. Ein Reiter dürfe dort sein Pferd ja nicht in Galopp fallen lassen, weil das Tier nicht schnell genug anzuhalten vermöge, wenn sich plötzlich vor seinen Hufen ein solcher Spalt öffne. Viele Menschen seien dadurch um das Leben gekommen. Ueberdies gehe die Sage, daß es in jener Gegend Leute gebe, welche ihre Opfer in solche Schlünde zu stürzen pflegen.[1]

Der Schut hat sich zum Newera-Khan gewendet, um dort seinen Spießgesellen Hamd el Amasat und die von ihm in eine Falle geführten Frau und Tochter Galingré zu treffen, zu ermorden und zu berauben. Die Frauen sollen in die Verräterspalte gestürzt werden. Da die Verfolger rechtzeitig eintreffen, muss der Schut vor Kara Ben Nemsi weiter fliehen und stürzt bei einem verzweifelten Sprung mit seinem Pferd in der Spalte zu Tode.

Ich nahm mein Pferd ein wenig seitwärts, um neben dem Schut, welcher grad vor mir war, hinweg sehen zu können. Gott im Himmel! Ein langer, langer und breiter dunkler Streifen zog sich quer über unsere Richtung, nicht mehr als dreißig Meter von uns entfernt - ein Spalt, ein entsetzlicher, breiter Spalt, dessen jenseitige Kante wohl zwei Ellen höher war als die diesseitige. [...]
Er war wenigstens fünf Meter breit! So schätzte ich ihn, doch ist es bekanntlich nicht leicht, die Breite eines Wassers oder eines tiefen Risses genau abzuschätzen. Man irrt da sehr leicht. Und seine Tiefe war so bedeutend, dass ich den Grund gar nicht sehen konnte. Es lag eine dichte, schwarze Finsternis da unten.[2]

Anmerkungen

  1. Karl May: Der Schut, Gesammelte Reiseerzählungen, Band  6, Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 490.
  2. Karl May: Der Schut, S. 499.