Von dir zu lassen, vermag ich nicht (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
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Von dir zu lassen, vermag ich nicht ist vermutlich eines der frühesten Gedichte bzw. Lieder, die Karl May rezitiert hat.

Text

Von Dir geschieden,
  Bin ich bei Dir,
Und wo Du weilest,
  Bist Du bei mir.
Von Dir zu lassen,
  Vermag ich nicht,
Weil Du mein Alles,
  Mein Lebenslicht!
Doch Du ziehst weiter
  Und weiter fort,
Nie hör' ich wieder
  Dein süßes Wort.
O sel'ge Tage,
  O kurzes Glück,
Ruft keine Sehnsucht
  Euch je zurück?[1]

Textgeschichte

Bereits 1858 sang Karl May dieses Lied und spielte Gitarre dazu, und zwar bei den mit ihm befreundeten Schwestern Laura und Anna Preßler. Dies geht aus den Erinnerungen von Mays Schwester Karoline Selbmann hervor.[2]

Später kommen die oben angeführten Strophen in Karl Mays Kolportageroman Deutsche Herzen - Deutsche Helden (18851888) vor, und zwar im Gespräch zwischen Sam Barth und Auguste Rothe:

[...] Wir waren nämlich fast alle Abende beisammen und machten Musik mit einander, ich mit der Ziehharmonika und er mit der Guitarre. Ein Dritter schlug die Triangel dazu."
"Ach ja! Er spielte Guitarre. Sein Leiblied war, glaube ich – hm, ich habe den Anfang vergessen, aber die letzten Zeilen kann ich noch."
"Meinen Sie etwa:
  Von Dir geschieden, [...]
"Ja, ja, das war es, das! Es hatte eine so schöne, einfache, aber ergreifende Melodie. Der Schluß war:
  Doch Du ziehst weiter [...]
"Wahrhaftig, Sie können es auswendig! Wer hat es Ihnen denn gelehrt?"
"Er. Ach ja, es ist wahr: Doch Du ziehst weiter und weiter fort! Er ist fortgezogen!"[3]

Ludwig Patsch schrieb dazu:

Demnach haben wir in diesen Versen allerälteste Kinder May'scher Poesie vor uns, die vor der Hochzeit Anna Preßlers (1858) entstanden sind.[4]

Nach Hedwig Pauler handelt es sich allerdings hierbei um die Strophen 1 und 4 des Volksliedes Trost in der Ferne, das in der Sammlung Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglicheren deutschen Volkslieder nach Wort und Weise aus der Vorzeit und Gegenwart gesammelt und erläutert von Ludwig Erk. Nach Erks handschriftlichem Nachlasse und auf Grund eigener Sammlung neubearbeitet und ergänzt von Franz Magnus Böhme (Leipzig 1893) als Nr. 567 enthalten ist.[5]

Im Volksliederarchiv findet sich folgende Version unter dem Titel Von dir geschieden, bin ich bei dir:

Von dir geschieden, bin ich bei dir,
Wo du auch weilest, bist du bei mir.
Von dir zu lassen vermag ich nicht,
O du mein Alles, mein Lebenslicht.
Ich hört im Haine die Nachtigall,
nur deiner Stimme so süßen Schall
Die Lüfte säuseln dir einen Gruß.
Wie Blütenbalsam dir meinen Gruß
(Im Wald im Wald die Nachtigall
vernimmst du nicht den süßen trauten Schall
o selige Stunden, vergangenes Glück
wann kehrst du wieder zu mir zurück)
Ja, dein gedenk ich, bin ich erwacht,
Du bist mein Traumbild (Stern) in dunkler Nacht,
Am Himmel seh ich dein teures Bild
(Am blauen Himmel seh ich dein Bild)
Im Sternenschimmer (Wenn Sternlein schimmern)
strahlst du mir mild.
Ja, ich muß scheiden, ich muß fort,
kann nicht mehr weilen an diesem Ort
O selge Stunde, o kurzes Glück,
ruft meine Sehnsucht dich bald zurück
Ja, ich muß scheiden, muß fort, muß fort,
kann nicht mehr hörn dein liebes süßes Wort
Herr nimm mich auf zu dir, ich scheide gern von hier
kann nicht mehr lieben, nicht glücklich sein[6]

aktuelle Ausgaben

Aktuelle Ausgaben des Romans Deutsche Herzen – Deutsche Helden sind in der Bücherdatenbank zu finden:

Anmerkungen

  1. Karl May: Deutsche Herzen – Deutsche Helden. In: Karl Mays Werke, S. 26398 f. (vgl. KMW-II.22, S. 1343).
  2. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 74. ISBN 978-3-7802-0170-6.
  3. Karl May: Deutsche Herzen – Deutsche Helden. In: Karl Mays Werke, S. 26398 f. (vgl. KMW-II.22, S. 1342 f.).
  4. Patsch: Karl Mays erste Liebe, S. 192.
  5. Pauler: Deutscher Herzen Liederkranz, S. 199.
  6. http://www.volksliederarchiv.de/text756.html

Literatur

Weblinks