Wunsch, Indianer zu werden

Aus Karl-May-Wiki
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Franz Kafka (* 1883; † 1924) verfasste den Text Wunsch, Indianer zu werden, der erstmals 1913 gedruckt wurde. Die Erzählung besteht nur aus einem Satz:

Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glattgemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf.

Diese Prosaskizze erschien 1913 im Sammelband Betrachtung (Rowohlt Verlag Leipzig).

Inhalt

Der Wunsch, Indianer zu werden wird beschworen für die Vorstellung, sich auf einem rennenden Pferd erst der Sporen dann der Zügel zu entledigen. Und schon sieht sich der Reiter sogar ohne Pferdehals und Pferdekopf.

Sprachstil

Die kleine Skizze besteht aus einem einzigen Satz in der Möglichkeitsform. Er wird vielfach verlängert durch Nebensätze und wirkt wie atemlos. Sprachlich wird Dynamik ohne Bodenhaftung dargestellt. Die Formulierungen wie schief in der Luft und kurz erzitterte über zitternden Boden erwecken fast mehr den Eindruck eines Fluges als eines Ritts.

Eine Deutung

Das Wegwerfen der Sporen und der Zügel scheint noch schlüssig: Indianer benutzen weder Sporen noch Zügel zum Reiten. Dass sich aber angesichts des weiten Landes auch Pferdehals und Pferdekopf verflüchtigen, tut eine irreale Sicht auf. Es verschwinden die Teile, an denen sich der Reiter festhalten könnte, also seine Fixpunkte.

Der Eingangssatz lässt an die Wunschvorstellung von Kindern denken. Die weitere Ausführung erscheint wie eine Loslösung von der Materie, wie eine manische Freiheits- und Abenteuersuche, die gleichzeitig auch Verunsicherung ohne Bezugspunkt ausdrückt.

Quelle

  • Franz Kafka: Sämtliche Erzählungen. Herausgegeben von Paul Raabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag Frankfurt am Main 1970. ISBN 3-596-21078-X

Sekundärliteratur

  • Peter-André Alt: Franz Kafka – Der ewige Sohn. Verlag C. H. Beck München 2005. ISBN 3-406-53441-4

Weblinks