Zwei Worte (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
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Zwei Worte ist ein Gedicht von Karl May.

Text

          Zwei Worte.
Zu früh, zu spät – – zwei Worte, welche eigen
  Dem Menschenleben, auch dem deinen, sind.
Du siehst, daß dir die Stunden schnell verstreichen
  Und daß mit ihnen deine Zeit verrinnt.
Du ahnst den Irrthum nicht, an dem du leidest;
  Du hast ja Zeit, du hast unendlich Zeit,
Und wenn du dich in ihr zu früh entscheidest,
  Entscheidest du für deine Ewigkeit.
Es war zu früh, als du die Rechnung schlossest
  Und in das Deficit den Himmel warfst,
Zu früh, als du begeistert überflossest
  Für Zwecke, denen du nicht dienen darfst.
Es war zu früh; du warst nicht reif zum Denken,
  Als du dein Ziel nur an das Grab gestellt,
Denn du verstandst noch nicht, dich in die Gruft zu senken,
  Um aufzustehn schon hier in dieser Welt.
Es war zu spät, als plötzlich du erkanntest,
  Daß du vielleicht, vielleicht nicht recht gethan,
Zu spät, als du dich halb, nur halb ermanntest,
  Denn das "Vielleicht" hielt dich auf falscher Bahn.
Es war zu spät; du hattest dich entschieden
  Und lebtest also nicht mehr in der Zeit.
Zwar warst und bist du immer noch hienieden,
  Doch wars schon Tod und ist schon Ewigkeit.[1]

Textgeschichte

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 176 und 177 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Warum sind Theorie und Praxis in vielen Fällen und besonders auf einigen Gebieten so wenig übereinstimmend, ja einander sogar widersprechend? Denke darüber nach, und wenn du es mir dann sagen kannst, so bist du von deiner jetzigen Stufe um viele weitere emporgestiegen.[3]

aktuelle Ausgaben

Anmerkungen

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 176 f.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 178.

Weblinks