Kulub
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- "Zu Märdistan, im Walde von Kulub
- Liegt einsam, tief versteckt, die Geisterschmiede.
- Da schmieden Geister?"
- "Nein, man schmiedet sie!
- Der Stumm bringt sie geschleppt, um Mitternacht,
- Wenn Wetter leuchten, Tränenfluten stürzen.
- Der Haß wirft sich in grimmiger Lust auf sie.
- Der Neid schlägt tief ins Fleisch die Krallen ein.
- Die Reue schwitzt und jammert am Gebläse.
- Am Blocke steht der Schmerz, mit starrem Aug
- Im rußigen Gesicht, die Hand am Hammer.
- Da, jetzt, o Scheik, ergreifen dich die Zangen.
- Man stößt dich in den Brand; die Bälge knarren.
- Die Lohe zuckt empor, zum Dach hinaus,
- Und Alles, was du hast und was du bist,
- Der Leib, der Geist, die Seele, alle Knochen,
- Die Sehnen, Fibern, Fasern, Fleisch und Blut,
- Gedanken und Gefühle, Alles, Alles
- Wird dir verbrannt, gepeinigt und gemartert
- Bis in die weiße Glut - - -"
- "Allah, Allah!"
- "Schrei nicht, o Scheik! Ich sage dir, schrei nicht!
- Denn wer da schreit, ist dieser Qual nicht wert,
- Wird weggeworfen in den Brack und Plunder
- Und muß dann wieder eingeschmolzen werden.
- Du aber willst zum Stahl, zur Klinge werden,
- Die in der Faust der Parakleten funkelt.
- Sei also still!
- Man reißt dich aus dem Feuer - -
- Man wirft dich auf den Amboß - - hält dich fest.
- Es knallt und prasselt dir in jeder Pore.
- Der Schmerz beginnt sein Werk, der Schmied, der Meister.
- Er spuckt sich in die Fäuste, greift dann zu.
- Hebt beiderhändig hoch den Riesenhammer - - -
- Die Schläge fallen. Jeder ist ein Mord,
- Ein Mord an dir. Du meinst, zermalmt zu werden.
- Die Fetzen fliegen heiß nach allen Seiten.
- Dein Ich wird dünner, kleiner, immer kleiner,
- Und dennoch mußt du wieder in das Feuer - -
- Und wieder - - immer wieder, bis der Schmied
- Den Geist erkennt, der aus der Höllenqual
- Und aus dem Dunst von Ruß und Hammerschlag
- Ihm ruhig, dankbar froh entgegenlächelt.
- Den schraubt er in den Stock und greift zur Feile.
- Die kreischt und knirscht und frißt von dir hinweg
- Was noch - - -"
- "Halt ein! Es ist genug!"
- "Es geht noch weiter, denn der Bohrer kommt,
- Der schraubt sich tief - - -"
- "Sei still! Um Gottes willen!"
- u. s. w. u. s. w. (Karl May: "Babel und Bibel.")
- "Sei still! Um Gottes willen!"