Bearbeiten von „Lizan“
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Ainsworth nannte den Ort anlässlich seines Besuchs im Jahr 1840 „das glückliche Lizan”.<ref>Ainsworth, William Francis: ''Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea, and Armenia Vol. II,'' John W. Parker, London 1842 S. 232.<br>Es ist davon auszugehen, dass die Menschen das tatsächlich so empfunden haben, da es in der Region seit Jahrhunderten nur zwei Möglichkeiten gab: entweder man gehörte zu den Unterdrückern oder zu den Unterdrückten.</ref> | Ainsworth nannte den Ort anlässlich seines Besuchs im Jahr 1840 „das glückliche Lizan”.<ref>Ainsworth, William Francis: ''Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea, and Armenia Vol. II,'' John W. Parker, London 1842 S. 232.<br>Es ist davon auszugehen, dass die Menschen das tatsächlich so empfunden haben, da es in der Region seit Jahrhunderten nur zwei Möglichkeiten gab: entweder man gehörte zu den Unterdrückern oder zu den Unterdrückten.</ref> | ||
− | Diese „glückliche Zeit” endete vorläufig im Jahr 1843. In Folge einer sehr komplizierten Gemengelage von Konflikten, auch zwischen den christlichen Stämmen, zu deren Eskalation amerikanische und englische Missionare beigetragen haben,<ref>Aboona, Hirmis: ''Assyrians, Kurds, and Ottomans'' Cambria Press, Amherst 2008, S. 206</ref> wurden die Tiyari von einer aus Kämpfern mehrerer kurdischer Stämme und des christlichen assyrischen Stamms der Tkhoma bestehenden Streitmacht unter Führung des kurdischen Bohtan-Fürsten Beder Khan Bey angegriffen.<ref>Jasik, Adrian: ''The view of the lower Tiyari village after Badr Khan Bey’s campaign in Austen Henry Layard’s account; in: Orientalia Christiana Cracoviensa 2'' Pontifical University of John Paul II, Kraków 2010, S. 74.</ref> Bei dieser außergewöhnlich blutigen Auseinandersetzung wurden rund ein Fünftel der Unteren Tiyari getötet und insbesondere fast alle Einwohner Lizans, ungeachtet des Alters und des Geschlechts. Das Dorf wurde vollkommen zerstört. Als [[Austen Henry Layard|Layard]] im Jahr 1846 Lizan besucht, gab es noch kein bewohnbares Haus und die Kirche war erst im Aufbau befindlich.<ref>Layard, Austen Henry: ''Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe'' Dyk'sche Buchhandlung, Leipzig 1854, S. 103-105.<br>Inventar-Nr. KM0689 in | + | Diese „glückliche Zeit” endete vorläufig im Jahr 1843. In Folge einer sehr komplizierten Gemengelage von Konflikten, auch zwischen den christlichen Stämmen, zu deren Eskalation amerikanische und englische Missionare beigetragen haben,<ref>Aboona, Hirmis: ''Assyrians, Kurds, and Ottomans'' Cambria Press, Amherst 2008, S. 206</ref> wurden die Tiyari von einer aus Kämpfern mehrerer kurdischer Stämme und des christlichen assyrischen Stamms der Tkhoma bestehenden Streitmacht unter Führung des kurdischen Bohtan-Fürsten Beder Khan Bey angegriffen.<ref>Jasik, Adrian: ''The view of the lower Tiyari village after Badr Khan Bey’s campaign in Austen Henry Layard’s account; in: Orientalia Christiana Cracoviensa 2'' Pontifical University of John Paul II, Kraków 2010, S. 74.</ref> Bei dieser außergewöhnlich blutigen Auseinandersetzung wurden rund ein Fünftel der Unteren Tiyari getötet und insbesondere fast alle Einwohner Lizans, ungeachtet des Alters und des Geschlechts. Das Dorf wurde vollkommen zerstört. Als [[Austen Henry Layard|Layard]] im Jahr 1846 Lizan besucht, gab es noch kein bewohnbares Haus und die Kirche war erst im Aufbau befindlich.<ref>Layard, Austen Henry: ''Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe'' Dyk'sche Buchhandlung, Leipzig 1854, S. 103-105.<br>Inventar-Nr. KM0689 in Karl Mays Bibliothek.</ref> |
Von seinem Besuch im Jahr 1850 berichtet der englische Missionar Badger, dass Lizan gerade begann sich wieder zu erholen und aus 80 Häusern und einer Kirche mit zwei Priestern bestand.<ref>Badger, George Percy: ''The Nestorians and Their Rituals, Volume I.'' Joseph Mastern, London 1852, S. 384; 394.</ref> | Von seinem Besuch im Jahr 1850 berichtet der englische Missionar Badger, dass Lizan gerade begann sich wieder zu erholen und aus 80 Häusern und einer Kirche mit zwei Priestern bestand.<ref>Badger, George Percy: ''The Nestorians and Their Rituals, Volume I.'' Joseph Mastern, London 1852, S. 384; 394.</ref> | ||
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Kara Ben Nemsi kann einen Kampf zwischen den Tijari und den Berwari-Kurden des Bey von Gumri zunächst verhindern, so dass es durch die Intervention Marah Durimehs zu einem Friedensschluss kommt, der in Lizan mit einer Feier begangen wird. | Kara Ben Nemsi kann einen Kampf zwischen den Tijari und den Berwari-Kurden des Bey von Gumri zunächst verhindern, so dass es durch die Intervention Marah Durimehs zu einem Friedensschluss kommt, der in Lizan mit einer Feier begangen wird. | ||
− | Wie für ganz Kurdistan, verwendet May auch in Bezug auf Lizan, seine Geschichte, seine Bewohner und seine Umgebung den Bericht Layards als Hauptquelle.<ref>Einige wenige allgemeine Angaben, zum Beispiel über das kurdische „Odschag” (Hausrecht), hat er offensichtlich einem anderen Werk seiner Bibliothek entnommen:<br>Wagner, Moritz: ''Reise nach Persien und dem Lande der Kurden. Zweiter Band.'' Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1852.<br>Inventar-Nr. KM0550 in | + | Wie für ganz Kurdistan, verwendet May auch in Bezug auf Lizan, seine Geschichte, seine Bewohner und seine Umgebung den Bericht Layards als Hauptquelle.<ref>Einige wenige allgemeine Angaben, zum Beispiel über das kurdische „Odschag” (Hausrecht), hat er offensichtlich einem anderen Werk seiner Bibliothek entnommen:<br>Wagner, Moritz: ''Reise nach Persien und dem Lande der Kurden. Zweiter Band.'' Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1852.<br>Inventar-Nr. KM0550 in Karl Mays Bibliothek.</ref> Anders als sonst im Orientzyklus, wo er sich sehr eng, fast wörtlich, an seine Quellen hält, nutzt er hier aber sehr stark die künstlerische Freiheit. |
Dies beginnt gleich bei der ersten Erwähnung Lizans, mit dem Bericht von Schakaras Vater: | Dies beginnt gleich bei der ersten Erwähnung Lizans, mit dem Bericht von Schakaras Vater: |