Die schönste Blume auf der Welt (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die schönste Blume auf der Welt, später auch Tifls Liebeslied genannt, ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

"Die schönste Blume auf der Welt
Stand morgens an des Nachbars Zelt.
  Da kam der Tag im goldnen Licht
  Und küßte fromm ihr Angesicht.
Kaum glaubte ich dem Sonnenschein:
Das konnte nur ein Märchen sein.
Die schönste Blume auf der Welt
Stand abends an des Nachbars Zelt.
  Da kam die Nacht im Mondeslicht
  Und küßte fromm ihr Angesicht.
Kaum glaubte ich dem Mondenschein:
Das konnte nur ein Märchen sein.
Die schönste Blume auf der Welt
Steht nun bei mir in meinem Zelt.
  Wer kommt nun jetzt mit seinem Licht?
  Wer küßt nun fromm ihr Angesicht?
Wer geht bei uns nun aus und ein?
Das muß erst recht das Märchen sein!"[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Das Gedicht ist in Karl Mays Reiseerzählung Im Reiche des silbernen Löwen III (1902) enthalten, die zum Spätwerk des Schriftstellers gehört. Es ist der Text eines Liebeslieds, das Tifl singt:

"Soll ich anfangen, Effendi?" fragte mich Tifl.
"Womit?"
"Singen. Ich sagte dir doch, daß ich sie alle stumm singen werde. Man wollte schon längst damit beginnen. Aber der Pedehr hat mir versprechen müssen, daß ich der erste sein darf."
"Du willst es hier thun, gleich hier oben?"
"Ja. Meine Stimme geht weit, bis dort zum Berg hinüber, und hier sehen mich auch alle. Paß auf, Effendi, wie still und ruhig alle sein werden, wenn ich anfange!"
Ich wurde wirklich neugierig. "Das Kind" als Solosänger! Ich hatte gar kein so rechtes Vertrauen zu ihm; aber wenn er so singen, wie er reiten konnte, so war das Selbstvertrauen, welches er zeigte, sehr wohlbegründet.
"Was wirst du singen?" fragte ich.
"Was ich dir schon sagte: Ein Liebeslied. Dieses bringe ich von allen am besten. Paß auf!"
Er stellte sich in Positur, räusperte sich und begann. Welch eine Stimme! Fast hätte ich ihn mit »Maschallah« unterbrochen. Das war ja ein Tenor, ein Heldentenor von unbeschreiblicher Fülle und herrlichster Klangfarbe! Allwissender Pollini! Von unserm Tifl aber hast du nichts gewußt, sonst wärest du schon längst hier bei den Dschamikun gewesen, um wo möglich den Besitzer dieser gradezu phänomenalen Stimme hier auf- und daheim am Alsterbassin wieder abzuladen! Es war genau so, wie er gesagt hatte: Gleich bei dem ersten Tone schaute alles herauf zu uns, und noch war kaum die zweite Zeile beendet, so hatte auf der Graslehne und im Parke jede Bewegung aufgehört. Ich sah zu den Persern hinüber. Sie waren alle aufgesprungen, wie von der Macht, welche in Tifls Kehle steckte, elektrisiert. Wie reich begabt war dieses »unser Kind«! Und welcher Text war es, der dem Liede unterlag? Folgender:
  "Die schönste Blume auf der Welt [...]
Das also war ein Liebeslied! Ich lasse es ohne Kommentar, denn es redet seine eigene Sprache!
Als der letzte Ton verklungen war, ertönten von allen Seiten laute Achsant- und Jagadarufe[2].
"Nun, Effendi, kann ich singen?" fragte er.
"Fast noch besser, als du reiten kannst," antwortete ich.
"Und waren nicht gleich alle stumm?"
"Alle!"[3]

Fremdvertonung[Bearbeiten]

Es gibt eine Vertonung dieses Gedichts von Elfriede-Mechthildis von Foris.[4]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der Reiseerzählung Im Reiche des silbernen Löwen III sind in der Bücherdatenbank zu finden.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Im Reiche des silbernen Löwen III. In: Karl Mays Werke, S. 65566 f. (vgl. KMW-V.3, S. 567).
  2. "Hast du es schön gemacht," Bravo!
  3. Karl May: Im Reiche des silbernen Löwen III. In: Karl Mays Werke, S. 65565–65567 (vgl. KMW-V.3, S. 566–568).
  4. Bert Kiefer: Die zweite Aufführung in Offenbach-Bieber am 8.6.96 in der Luther-Kirche. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 109/1996, S. 63. (Onlinefassung)

Weblinks[Bearbeiten]