Karl May

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Karl May, 1892

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul bei Dresden) war ein deutscher Schriftsteller. Ihm ist dieses Wiki gewidmet.

Biografie

Genealogie

Stammbaum Karl Mays
Großeltern

unbekannt
x
Johanne Christiane Kretzschmar

Christian Friedrich Weise
x ?
Christiane Friederike geb. Günther

Eltern

Heinrich August May
x 1836
Christiane Wilhelmine Weise

Karl May

Kindheit

Das Geburtshaus, 1910

Karl May entstammte einer sehr armen Familie in Ernstthal und war das fünfte von 14 Kindern. Der Vater war Weber; die "Märchen"-Großmutter, die Mutter und die Geschwister arbeiteten ebenfalls für den Lebensunterhalt. Im Hause May herrschte größtes Elend und bittere Armut. Von den 14 Kindern starben neun bereits in den ersten Lebensmonaten. Am 25. Februar 1842 wurde Karl May geboren. Nach eigenen Angaben erblindete der Junge um 1844 und konnte erst in seinem fünften Lebensjahr von Spezialisten in Dresden geheilt werden. Die Eltern gingen aufgrund der großen Notsituation ein hohes Risiko ein: sie verkauften das eigene Haus und finanzierten von dem Erlös eine Hebammenausbildung für die Mutter. Sie bestand den Lehrgang in Dresden mit Bestnote und fand in Hohenstein-Ernstthal nun eine Anstellung. Die Familie wurde dadurch unabhängiger.

1848 wurde Karl eingeschult. Es gab in der Volksschule nur vier Klassen und die Kinder, die oftmals zum Lebensunterhalt dazu verdienen mussten, waren oftmals übermüdet. May selbst wurde vom Vater zu außerschulischem Lernen (= Abschreiben von Fachbüchern) gezwungen und arbeitete als Kegeljunge. Parallel dazu erhielt er vom Ernstthaler Kantor privaten Musikunterricht. 1856 beendete May die Schule und wurde konfirmiert. Klug und aufgeweckt wie er war, sollte er eine weiterführende Ausbildung erhalten.

Jugend

Nach der Schulzeit studierte er ab 1856 als Proseminarist am Lehrerseminar in Waldenburg. Obwohl May ein Stipendium oder wenigstens finanzielle Unterstützung vom Landesherrn erhielt, war die finanzielle Situation der Familie weiterhin kritisch. 1857 begann seine Ausbildung am Hauptseminar. Dort wurde er 1859 wegen Unterschlagung von Kerzen ausgeschlossen. Es konnte aber auf dem Gnadenweg ein Weiterstudium am Lehrerseminar in Plauen ab 1860 ermöglicht werden. 1861 konnte er die Ausbildung erfolgreich abschließen. Damit war er jetzt "Schulamtskandidat", denn erst nach zwei Jahren "Bewährungszeit" konnte er eine volle Lehrerstelle besetzen. Er bewarb sich auf Hilfslehrerstellen.

Eine erste Anstellung fand May in Glauchau Anfang Oktober. Er lebte als Untermieter bei einem Ehepaar. Als der Hausvater ihn ungehöriger Annäherungen an die Ehefrau beschuldigte, verlor May sein erstes Schulamt nach vierzehn Tagen.

Auf eine Annonce hin fand er eine neue Anstellung als Fabrikschullehrer in Altchemnitz. Er bewohnte dabei zusammen mit einem andern Angestellten der Fabrik ein Zimmer. Eine Diebstahlsanzeige durch diesen Zimmergenossen wenige Wochen später (May war mit dessen Taschenuhr in den Weihnachtsurlaub nach Hause gereist) brachte ihm wegen "widerrechtlicher Benutzung fremder Sachen" eine kurze Haftstrafe in Chemnitz. Aufgrund der Haftstrafe wurde er aus der Liste der Schulamtskandidaten gestrichen. Eine Tätigkeit als angestellter Lehrer war nunmehr ausgeschlossen.

Betrüger, Dieb und Hochstapler

In den beiden folgenden Jahren bemühte sich Karl May offenbar noch, auf legale Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen: Er gab in Ernstthal Privatunterricht, schrieb Erzählungen, komponierte und deklamierte. Existenzsichernd waren diese Beschäftigungen allerdings nicht.

In der Folge geriet er auf die schiefe Bahn und beging in Sachsen (Leipzig, Penig, Chemnitz) zahlreiche Straftaten, die sich alle durch relative Gewaltlosigkeit, aber phantasievoll-komplizierte Umsetzung auszeichneten. Oftmals stand die Beute in keinem Verhältnis zum Aufwand. May wurde wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei polizeilich gesucht und verurteilt: 1865 zu vier Jahren Arbeitshaus. 1868 wurde er nach dreieinhalb Jahren vorzeitig entlassen.

Erneute Versuche eine bürgerliche Existenz aufzubauen scheiterten und er nahm die Betrügereien und Diebstähle wieder auf. Aktiv wurde er u.a. in Wiederau, Ponitz, Limbach, Bräunsdorf und Mülsen St. Jacob. Unterschlupf fand er zeitweise in der Eisenhöhle bei Ernstthal. Anfang 1870 wurde er zufällig gefasst und nach Feststellung der Identität erneut verurteilt. Von 1870 bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim ein.

Eine letzte (dreiwöchige) Haftstrafe brachte ihm eine Hochstapelei 1878 ein, die sog. Stollberg-Affäre.

Jungredakteur

Das vermutlich erste Foto von Karl May, 1875

Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus kehrte May 1874 zu seinen Eltern nach Ernstthal zurück und begann wieder mit den "legalen" Tätigkeiten: Er schrieb. Im November 1874 wurde zum ersten Mal eine Erzählung von May veröffentlicht. Dabei kam ihm der Umstand zugute, dass sich in Deutschland die Zeitungslandschaft im Umbruch befand. Die Industrialisierung, die wachsende Alphabetisierung und die Gewerbefreiheit sorgten für zahlreiche Neugründungen im Verlagswesen (besonders im Bereich der Unterhaltungsblätter). Bereits in der Zeit zwischen seinen beiden großen Haftstrafen hatte May Kontakt zu dem Dresdner Verleger Heinrich Gotthold Münchmeyer. Jetzt stellte dieser ihn in seinem Verlag an. Damit war erstmals Mays Lebensunterhalt gesichert und er gab sich alle Mühe; redigierte und schrieb.

Freier Schriftsteller

1878 wurde May freier Schriftsteller. 1879 trat Friedrich Pustet an ihn heran. In der Folge wurde May einer der Hausautoren der katholischen Wochenzeitschrift "Deutscher Hausschatz". Im selben Jahr erschienen auch seine ersten Bücher.

Zu seiner Heimatstadt Ernstthal bestanden weiterhin enge Kontakte; zeitweilig lebte er wieder dort. 1876 hatte May Emma Pollmer kennengelernt. Am 12. September 1880 heiratete er sie nach einigen Querelen. In der Folgezeit zog das Paar wieder nach Dresden und May kam noch einmal in Kontakt zu H. G. Münchmeyer. Bis 1888 lieferte er dem Verlag fünf umfangreiche Kolportageromane. Einen sechsten brach er ab - und schrieb stattdessen für die neue Knabenzeitschrift "Der Gute Kamerad" Jugenderzählungen. Ab 1890 erschienen diese in Buchform.

Erfolg

Karl May in seiner Bibliothek
Karl May als Old Shatterhand

Der entscheidende Durchbruch kam mit dem Kontakt zu Friedrich Ernst Fehsenfeld. Der Jungverleger kontaktierte May 1892 und bot ihm an, die Hausschatz-Erzählungen in Buchform herauszubringen. Mit dem Erfolg der Reihe Karl May's Gesammelte Reiseromane erlebte May erstmals finanzielle Sicherheit - und Ruhm. Allerdings wusste er bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion zu trennen und verstieg sich mehr und mehr in die so genannte "Old-Shatterhand-Legende": Er hätte das alles wahrhaftig erlebt und er wäre tatsächlich Old Shatterhand und spräche mehr als tausend Sprachen etc. pp. Ein Kötzschenbrodaer Büchsenmacher fertigte die legendären Gewehre für ihn. Selbst Autogrammkarten ließ er für besonders hartnäckige Leser drucken.

Im Dezember 1895 erfolgte der Umzug in die neu erworbene Villa "Shatterhand" in Radebeul, die heute das Karl-May-Museum beherbergt. May hatte nun freundschaftliche Kontakte zur bürgerlichen Oberschicht und korrespondierte mit Adeligen.

Reisen

1897 war er auf einer großen Leserreise durch Deutschland und Österreich.

1899/1900 bereiste er teilweise allein, teilweise mit seiner Frau Emma und dem befreundeten Ehepaar Plöhn den Orient. Zu dem Zeitpunkt war May 57 Jahre alt; er war kein Abenteurer, sondern Tourist. Im ersten Teil der Reise war er fast ein dreiviertel Jahr allein unterwegs (nur begleitet von seinem Diener Sejd Hassan) und gelangte bis nach Sumatra. Diese Reise versetzte ihm einen Schock: plötzlich war er auf sich allein gestellt, hatte zum ersten Mal seit Jahren keinen Zeitdruck und erlebte eine fremde Kultur, die so gar nicht seinen Vorstellungen entsprach. Dieser Schock - auch durch erste Presseangriffe in der Heimat ausgelöst - weitete sich zu einer Persönlichkeitskrise aus, die ihn völlig aus der Bahn werfen sollte. 1900 wurde die Reise zu Viert fortgesetzt und blieb auf den Nahen Osten beschränkt. Ende Juli 1900 waren sie wieder daheim in Radebeul.

1908 unternahm Karl May mit seiner zweiten Frau Klara die erste und einzige Amerikareise. Diese blieb nur eine "Stippvisite" von wenigen Wochen und ebenfalls rein touristisch.

Presse und Prozesse

Das echt falsche Diplom

Ab 1899 wurde May in der Presse heftig angegriffen, insbesondere von Hermann Cardauns, Ansgar Pöllmann und Fedor Mamroth. Man kritisierte seine Selbstreklame und die damit verbundene Old-Shatterhand-Legende sowie seinen "vorgetäuschten" Katholizismus. Später kamen noch seine Vorstrafen ans Licht (dank Rudolf Lebius) und auch Vorwürfe, ein "Schundliterat" zu sein, dazu. Diese Polemik und diverse Gerichtsverfahren wegen unerlaubter Buchveröffentlichungen sollten letztlich seine Gesundheit zerrütten und ihn bis zu seinem Tode begleiten (das wenig hilfreiche Verhalten seiner Frau Emma dabei trug wesentlich zum Scheitern der Ehe bei).

Am 9. Dezember 1902 verlieh die Universitas Germana-Americana in Chicago Karl May den Doctor honoris causa (ehrenhalber) für sein Werk "Im Reiche des silbernen Löwen". Man vermutet stark, dass May oder Klara Plöhn diese Verleihung organisierte, um den bis dahin geführten Doktortitel nachträglich auf eine rechtliche Grundlage zu stellen. Die genannte Universität war schon damals eine bekannte "Doktormühle", wo gegen Entgelt alle möglichen Abschlüsse gekauft werden konnten.

Seine zerrüttete Ehe wurde 1903 auf sein Bestreben hin geschieden; im gleichen Jahr heiratete er Klara Plöhn, die inzwischen verwitwet war.

1907 wurde der Streit um die Kolportageromane beigelegt. Dafür tauchte jetzt Rudolf Lebius auf, der May erpressen wollte und - als dieser nicht darauf einging - als unversöhnlicher Feind alles tat, um May zu diskreditieren. Ein Sturm der Entrüstung erhob sich in der Presse, während sich auch Verteidiger zu formieren begannen. Aber die Presseanfeindungen wirkten sich negativ auf die Verkaufszahlen aus. Der Absatz kriselte.

Spätwerk und Tod

Das letzte Foto, Wien 1912

Durch den Schock der Orientreise begann May anders zu schreiben - wir treten in sein sog. Spätwerk ein. Seine bisherigen Werke nannte er "Vorbereitung" und begann jetzt hochkomplexe, allegorische Texte zu verfassen. Er war der Überzeugung, die "Menschheitsfrage" lösen oder wenigstens diskutieren zu müssen. Er wandte sich dem Pazifismus zu und widmete dem Bestreben, Menschen vom "Bösen" zum "Guten" zu erheben, mehrere Bücher. Die Künstlerfreundschaft zu Sascha Schneider führte zu neuen, symbolistischen Deckelbildern für die Fehsenfeld-Ausgabe.

Jubelnde Anerkennung erlebte er am 22. März 1912, als er auf Einladung Österreichischer Künstler in Wien einen Vortrag "Empor ins Reich der Edelmenschen!" hielt.

Karl May starb eine Woche später, am 30. März 1912, an den Folgen einer Erkältung, die er sich vermutlich auf dem Rückweg von Wien zugezogen hatte. Er wurde in Radebeul, Friedhof Radebeul-Ost, beigesetzt. Sein Grab ist noch heute erhalten.

Nachlass

Karl May hinterließ einen Nachlass im Wert von 140.000 Reichsmark (nach heutiger Kaufkraft wäre er Millionär). In seinem Testament bestimmte er seine Witwe und - nachfolgend - eine zu errichtende Stiftung zur Erbin.

Chronologisch

Es gibt inzwischen mehrere Versuche, Karl Mays Leben tabellarisch zu erfassen.

Chronik auf den Seiten der KMG

Aus der Einleitung von Frank Werder: "Diese Biographie (siehe folgender Link) enthält in Form eines tabellarischen Überblicks eine Aufstellung über das Leben von Karl May. Sie enthält für jeden Tag (soweit bekannt) den Aufenthaltsort und die Tätigkeiten (Arbeiten an Werken, Niederschrift von Briefen, Briefe an May, Reisen). Sie soll alle bekannten Daten zu jedem Tage seines Lebens zusammenfassen. Da die Literatur zum Thema Karl May inzwischen aufgrund ihres Umfangs nahezu unübersichtlich geworden ist, wurde ferner die Herkunft der Daten hinzugefügt."

Karl-May-Synopsis

Karlheinz Everts: "Die hier dargebotenen synoptischen Tabellen sollen einen Überblick geben über das, was gleichzeitig 1.) in May's Vita geschah und 2.) von May veröffentlicht wurde. Dadurch kann man einerseits die Arbeitsbelastung Karl May's in einem bestimmten Zeitraum besser abschätzen und andererseits einen Einblick darin bekommen, wieviel und an wieviel verschiedenen Stellen Karl May etwas veröffentlichen mußte, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können und welches in den einzelnen Schaffensperioden seine Haupteinnahmequellen waren."

Wiki

Einen weiteren Versuch gibt es im Rahmen dieses Wikis, in dem Mays Leben und die May-Rezeption zu einer übersichtsartigen Jahreschronik zusammengeführt wurden.

Chronik seiner Reisen

Erschien 1995 als Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft (KMG) von Volker Griese: "KARL MAY Stationen eines Lebens Eine Chronologie seiner Reisen".

Chronik im Karl-May-Verlag

Die umfangreichste Darstellung ist die fünfbändige Karl-May-Chronik von Hans-Dieter Steinmetz und Dieter Sudhoff aus dem Karl-May-Verlag. Sie erschien in den Jahren 2005/06.

Literatur

Die bedeutendsten Karl-May-Biografien sind hier genannt.

Romanbiografien

Filmbiografien

Filmbiografien sind u.a.

im Hörspiel

Im Hörspiel Old Shatterhand in Moabit von 1988 wird Karl May von Günther Naumann gesprochen.

Tom Pauls spricht Karl May in Acht Tage im September. Eine marximalistische Mayade von 2004.

2008 sprach Jean-Marc Birkholz unter anderem auch Karl May in Die Taschenuhr des Anderen.

In der Radioproduktion Empor ins Reich der Edelmenschen (2012) spricht Hilmar Eichhorn diese Rolle.

Weblinks