Hast du den Nothschrei nicht gehört? (Gedicht)

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Hast du den Nothschrei nicht gehört? ist ein Gedicht von Franz Freudenberg und Karl May.

Text[Bearbeiten]

Dr. Freudenberg schrieb:
Hast du den Nothschrei nicht gehört?
Er kam aus tiefbeklommnem Herzen.
Vom jähen Wirbelwind zerstört
Erlöschten plötzlich unsre Kerzen.
O führte doch dein Weg zurück
Dich jetzt zur einst gewohnten Stätte,
So schüfst du uns ein neues Glück
Als fehlend Glied der alten Kette.
Ich antwortete:
Ich hab den Schrei gar wohl gehört,
Auch klang und drang er mir zu Herzen,
Doch wurde damals nichts zerstört:
Es brannten niemals hell die Kerzen.
Sie glimmten nur; sie waren nicht
Von lieber Engelshand gegossen,
Und darum ist das rechte Licht
Von ihnen niemals ausgeflossen.
Wer mit dem Himmel reden will,
Der muß die Erde schweigen lassen;
Dann lauscht der Glaube froh und still
Und wird des Himmels Wort erfassen.
Ihr aber ließet fort und fort
Euch von der irdschen Weisheit leiten,
Die doch den Weg von hier nach dort
Nicht finden wird in Ewigkeiten.
Euch mangelt nichts; Euch fehlt kein Glied;
Ihr seid nur auf dem falschen Pfade,
Und wenn man falschen Weges zieht,
So ist um jeden Schritt es schade.
Hier gilt es, geistig arm zu sein
Und nur hinauf, hinauf zu hören;
Dann stellt das wahre Licht sich ein,
Und niemand wird es Euch zerstören![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Am 9. Februar 1901 verfasste Karl May in Radebeul seine Strophen als Antwort und Fortsetzung eines Gedichts des Dresdner Arztes und Redakteurs Dr. Franz Freudenberg. Der Text steht in einem Blindexemplar der Himmelsgedanken.[2]

Zu Mays Lebzeiten wurde dieses Poem nicht veröffentlicht.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005, S. 435 f.. ISBN 978-3-7802-0170-6.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 435.