Im Lenz, da ziehn wir froh hinaus (Gedicht)

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Im Lenz, da ziehn wir froh hinaus ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

Im Lenz, da ziehn wir froh hinaus
  Mit lautem Sing und Sang,
Ade, ade, lieb's Vaterhaus,
  Sei nimmer um uns bang!
Denn ist des Sommers Zeit dahin,
  So kehr'n wir all' zurück
Und grüßen mit vergnügtem Sinn
  Der Heimath stilles Glück!
Im Lenz, da ziehn wir froh hinaus
  Mit lautem Sing und Sang,
Jetzt ists nun mit dem Kos'n aus,
  Doch, Liebch'n, wein' net lang!
Noch ist die Haide net verblüht,
  So klingt zur Sternenzeit
Am Fenster Dir aan traulich Lied:
  Grüß Gott, Du süße Maid![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

In Karl Mays Dorfgeschichte Der Giftheiner (1879) ist das Gedicht zu finden. Es ist hier das Lied der wandernden Sänger:

Der Frühling war vergangen, und auch der Sommer rüstete zum Abschiede, denn bereits nahte der Herbst mit seinem eigenthümlichen Geruche, seiner früchtelösenden Reife und dem wehmüthigen Flüstern und Rascheln seiner fallenden Blätter. Auf den Wiesen sammelten sich die Schaaren der wanderlustigen Vögel, und in Busch und Wald erklang hier und da das klagende Ade eines einsam scheidenden Sängers, der zwischen den Strophen seines letzten Liedes probirend die kleinen, befiederten Schwingen schlug.
An Stelle der Forteilenden zogen andere Sänger in das Dorf.
  "Im Lenz, da ziehn wir froh hinaus [...]
erscholl es in vollem, kräftigem Chore vom Berge herab. Eine Schaar von Burschen und Mädchen, an ihrer Spitze der Silberheiner, nahte dem Dorfe. Die sorgfältig eingehüllten Instrumente, welche die Meisten von ihnen trugen, ließen erkennen, daß sie von einem musikalischen Wanderzuge zurückkehrten.
Da droben in den Bergen sprudelt der Quell heller und frischer, als in den Breiten des Niederlandes, und heller und frischer klingt auch das Lied aus der freier athmenden Brust. Wenn das Veilchen verstohlen zwischen dem jungen Grün der Ränder und Raine hervorlugt, verlassen Hunderte von Sängern und Sängerinnen die hochgelegene Heimath und ziehen hinaus in die Fremde, um mit dem Ertrage ihrer meist gut zusammengeübten Stimmen die Armuth der Ihrigen zu unterstützen. Die Mehrzahl von ihnen kehrt beim Herannahen der härteren Jahreszeit nach Hause zurück, Viele aber unternehmen auch weite, jahrelange Fahrten und tragen den Ruhm des deutschen Liedes über Berg und Thal, ja über den Ozean hinüber nach fremden Erdtheilen, wo der hagere Yankee, der sonnverbrannte Maure oder der schlanke Malaye den gemüthvollen Klängen lauscht, ohne ein Wort des Textes zu verstehen. Gar manche Preßnitzer oder Sonneberger Harfnerin hat das Weltmeer durchfurcht und vermag von fernen Kontinenten zu erzählen trotz eines "wohlgepflügten" Seemannes.
An einem Fenster der Kantorwohnung stand ein Mann und lauschte dem nahenden Gesange. Sein Gesicht war furchtbar entstellt; es hatte ganz das Aussehen, als sei es mit Zangen zerrissen und mit einem glühenden Plätteisen wieder geglättet worden. Die Nahenden hatten jetzt das Dorf erreicht und ließen die letzte Strophe des Marsches erklingen:
  "Im Lenz, da ziehn wir froh hinaus [...]
"Der Giftheiner ist doch nicht nur der beste Sänger, sondern auch der bravste Dirigent, den ich kenne," murmelte der Mann.[2]

Vermutlich stammt dieses Poem – wie alle anderen im Giftheiner auftauchenden Verse – von Karl May.

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der Erzählung Der Giftheiner sind in der Bücherdatenbank zu finden.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Giftheiner. In: Karl Mays Werke, S. 2566–2568 (vgl. KMW-I.3-99:41, S. 651 f.).
  2. Karl May: Der Giftheiner. In: Karl Mays Werke, S. 2565–2568 (vgl. KMW-I.3-99:41, S. 651 f.).

Weblinks[Bearbeiten]