O komm, du lieber deutscher Wandersmann (Gedicht)
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O komm, du lieber deutscher Wandersmann, später auch In Damaskus genannt, ist ein Gedicht von Karl May.
Text[Bearbeiten]
- O komm, du lieber deutscher Wandersmann
- O komm, und weile nicht nur einen Tag.
- Sieh dir das Aug des Ostens länger an,
- Als dir die "Entreprise" erlauben mag.
- Jag nicht durch der bazare laute Flut,
- Laß dich vom Zwang nicht hetzen durch die Gassen;
- Denn wiß, worauf dein Aug nicht liebend ruht,
- Das kannst du mit dem Herzen nicht erfassen.
- Und sie ist's wert, "des Orientes Braut",
- Daß du den Schleier hebst, der sie verhüllt.
- Noch hat sie Jedem, der sie recht geschaut,
- Die Hand mit Myrrhen überreich gefüllt.
- Doch mußt du kommen mit der nötgen Zeit,
- Ja nicht mit "Cook", mit "Riesel" oder "Stangen";
- Wer als Minutensklave um sie freit,
- Der kann zu dieser Braut niemals gelangen.
- Es geht ein Sehnen durch die alte Welt,
- Das du vielleicht nicht ganz, nicht recht begreifst,
- So fast, als wenn an einem fremden Zelt
- Auf schnellem Roß du nur vorüberstreifst.
- Was sie versäumt, als ihre Zeit einst war,
- Was sie gefehlt auf falschen düstren Pfaden,
- Das ringt in ihr so tief, so wunderbar
- Nach Sühne, nach Erlösungsreichen Taten.
- Auch geht ein sehnen durch die Gegenwart,
- Dir wohl vielleicht als Ahnung schon bekannt,
- So fast, als hätt' im Traum ein Huf gescharrt
- Des Geisterrosses aus dem Märchenland.
- Was einst versunken, will gehoben sein
- Aus lebenden, aus wandelnden Ruinen,
- Um, dann als Sage, nun im Sonnenschein
- Als Wahrheit unsrer Welt für Gott zu dienen.
- So komm, und schau, doch nicht nur die Gestalt;
- Sieh nach der Seele, die ihr inne wohnt
- Und, findest und befreist du sie, dir bald
- Die Liebestat mit Liebestat belohnt.
- Doch eile nicht, versenk dich voll und ganz
- In Räthsel, die einst keine Räthsel waren,
- So wird sich dir in ihrem einstgen Glanz
- Der alten Menscheit Jugend offenbaren.[1]
Textgeschichte[Bearbeiten]
Während seiner Orientreise hielt sich Karl May im Juni 1900 in Damaskus auf. Am 5. Juni verfasste er das Gedicht, dessen Manuskript noch vor dem Titel mit folgendem Vermerk versehen ist:
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Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 352 f. ISBN 978-3-7802-0170-6.
- ↑ Ekkehard Bartsch/Hans Wollschläger: Karl Mays Orientreise 1899/1900. In: Karl May: In fernen Zonen. Karl Mays Weltreisen, S. 33–231 (S. 182 f.). ISBN 3-7802-0082-1.