Wilhelm Kulicke

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Ernst Richard Wilhelm Kulicke (* 4. März 1857; † 8. März 1914) war ein Verlagsbuchhändler in Dresden. Ab 1888 war er verheiratet mit Julie Emma Therese Anna geb. Riedinger.

Wilhelm Kulicke und Karl May[Bearbeiten]

Von seiner Orientreise sandte Karl May am 16. April 1899 eine Postkarte aus Kairo an Wilhelm Kulicke:

Sein Wort haltend, sendet aus Egypten den ersten Gruß Ihr ergebener Dr. Karl May.[1]

Die nächste Erwähnung des Namens Kulicke im Zusammenhang mit Karl May findet sich erst am 23. Oktober 1911. Im Münchmeyer-Prozess zitierte Oskar Gerlach, der Rechtsanwalt Pauline Münchmeyers, einen Brief Kulickes, in dem May der Unwahrhaftigkeit bezichtigt wurde.[2]

Karl May habe nämlich versucht, durch Ansichtskarten von seiner Orientreise seine Identität mit Kara Ben Nemsi, dem Helden seiner Bücher, zu untermauern (vgl. Old-Shatterhand-Legende). Wilhelm Kulicke war enttäuscht, als sich herausstellte, dass May die in seinen Reiseerzählungen beschriebenen Abenteuer nicht erlebt hatte, und brachte dies in dem Brief an Gerlach zum Ausdruck. Außerdem war er als Verlagsbuchhändler ein Sachverständiger für Kolportage, der im gleichen Schreiben Mays Aussagen über die mit Heinrich Gotthold Münchmeyer vertraglich vereinbarte Auflagenhöhe von 20.000 Exemplaren in Zweifel zog:[3]

In seiner Antwort auf Gerlachs Schriftsatz schrieb May am 27. Oktober 1911 diesbezüglich:

Ein Verleger, der auf die 20,000 eingeht, ist ein Pfiffikus, der ganz genau weiss, was er will, geht aber ein Verfasser darauf ein, wie May es so vertrauensselig gethan hat, so ist er reif für das Irrenhaus![4]

Nach Bekanntwerden des Briefs stellte Karl May wegen des "Postkartenschwindels" beim Amtsgericht Dresden Strafantrag gegen Wilhelm Kulicke und reichte Privatklage wegen Beleidigung ein. Die Hauptverhandlung dazu fand Anfang Februar 1912 beim Amtsgericht statt. Am 13. Februar berichtete die Berliner Volkszeitung darüber:

Ursache war eine Beleidigung, die der Angeklagte dem Kläger dadurch zugefügt haben soll, daß er in einem Briefe, den er als vertraulich an einen Rechtsanwalt schrieb,   Z w e i f e l   a n   d e r   W a h r h e i t s l i e b e   M a y s   gesetzt habe. [...] Kulicke bezweifelte, daß May die Reisen, die er in seinen Werken schildert, auch ausgeführt habe. Auf das Beweisanerbieten Mays ging das Gericht nicht ein, sondern sprach den Angeklagten [...]   k o s t e n l o s   f r e i.[5]

Weitere Kontakte zwischen Wilhelm Kulicke und Karl May sind nicht bekannt.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 221.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 506.
  3. Seul: Old Shatterhand vor Gericht, S. 334 f.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 508.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 551.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.