Skalpe im Karl-May-Museum Radebeul: Unterschied zwischen den Versionen
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* Michael Kunz: ''Wem gehört der Skalp? Radebeuler Symposium über menschliche Überreste in Museen''. In: [[Karl May & Co. Nr. 140]], 2015. | * Michael Kunz: ''Wem gehört der Skalp? Radebeuler Symposium über menschliche Überreste in Museen''. In: [[Karl May & Co. Nr. 140]], 2015. | ||
* Robin Leipold: ''Zum Forschungsstand der Skalp-Rückforderung''. In: [[Der Beobachter an der Elbe Nr. 26]], 2016. | * Robin Leipold: ''Zum Forschungsstand der Skalp-Rückforderung''. In: [[Der Beobachter an der Elbe Nr. 26]], 2016. | ||
+ | * Robin Leipold: ''Zur Übergabe eines Skalps aus der Sammlung Patty Frank''. In: [[Karl May Museum Magazin Ausgabe 03]], [[2022]]. | ||
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Aktuelle Version vom 16. Oktober 2022, 15:02 Uhr
Zur Sammlung des Karl-May-Museums Radebeul in Radebeul gehören auch mehrere Skalpe.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte eines Skalps in der Sammlung[Bearbeiten]
In der Erzählung "Wie ich meinen ersten Skalp erwarb" von Patty Frank beschreibt dieser den Kauf eines Skalps von einem Nachfahren des Dakota-Häuptlings Swift Hawk (Schneller Falke). Es findet sich in der Erzählung aber kein Hinweis auf einen konkreten Indianerstamm des Skalpierten. Dieser Skalp ging bei der Gründung des Karl-May-Museums in die Sammlung über und wurde mit katalogisiert. Aber auch auf der Karteikarte des Museums, die von jedem Exponat angelegt und bei Auftauchen neuer Erkenntnisse ergänzt wird, ist kein Hinweis darüber eingetragen, dass der Skalp von einem Indianer eines bestimmten Stammes herrührt.
Patty Frank hat allerdings während seiner Tätigkeit als Museumsdirektor in Radebeul Briefbögen anfertigen lassen, auf denen der besagte Skalp abgebildet war mit der Aussage, er stamme von einem Ojibwa. Eine Quelle für diese Behauptung ist nicht auf dem Briefkopf angegeben und Frank hat auch an keiner anderen Stelle die neue Erkenntnis erklärt.
Die Karl-May-Stiftung hat diese Angabe übernommen und spricht auf ihrer Homepage - ohne weitere Quellenangabe - von einem "Zweikampf des Dakota Häuptlings Swift Hawk mit einem Ojibwa". Eine Radebeuler Journalistin schrieb in der Leipziger Volkszeitung und wenig später auch in den Dresdner Neuesten Nachrichten sogar, dass der Skalp sogar von einem "Ojibwa-Häuptling" stamme, wovon vorher nicht die Rede war. (siehe folgender Abschnitt)
Während die Stammeszugehörigkeit des Skalpierers mit dem "Schnellen Falken" vom Stamme der Dakota nicht angezweifelt wird, gibt es keinen gesicherten Hinweis auf den Skalpierten oder seinen Stamm.
Geschichte des Streits 2014[Bearbeiten]
Mitte März 2014 berichteten sächsische Regionalzeitungen, dass von Ojibwas im US-Bundesstaat Michigan ein Skalp zurückgefordert werde, den Patty Frank einstmals mit seiner Sammlung in den Fundus des Karl-May-Museums in Radebeul einbrachte. Eine großen Menge von Journalisten und selbsternannten Sachverständigen, unter ihnen auch der Film-Darsteller von Sam Hawkens, Ralf Wolter, haben sich daraufhin in Presse und Internet über das Thema hergemacht.
Der Hinweis auf die Herkunft des Skalps von einem Ojibwa wurde übernommen und der Skalpierte sogar - ohne Quellenangabe - zu einem Häuptling erklärt (s.o.). Teilweise wurden von den Zeitungen auch sich widersprechende Behauptungen zu dem Kauf selbst in die Welt gesetzt. Der Preis für den Skalp betrug laut Patty Frank (im Heft) „hundert Dollar und zwei Flaschen Whisky“ und eine Flasche Aprikot-Brandy. Allerdings findet sich im Internet auf der Homepage der Karl-May-Stiftung ein abweichender Kaufpreis von 1.100 Dollar. Der dort nachzulesende Abschnitt „Patty Franks Sammlung: der erste Skalp“ wurde von Klaus Hoffmann verfasst. Woher dieser den gegenüber den schriftlichen Aussagen Franks um 1000 Dollar höheren Kaufpreis hat, ist nicht ersichtlich. Aber viele Zeitungen haben diese Angabe übernommen und so wurden daraus inzwischen 1.100 Dollar und drei Flaschen Feuerwasser.
Der von den Ojibwas mit der "Rückführung" des Skalps Beauftragte, Cecil E. Pavlat, schrieb einen Brief an das KMM, die Präsentation der "Überreste der Vorfahren der Ojibwa" im Museum für "respektlos, beleidigend und unverantwortlich" bezeichnet und ihre Rückgabe zwecks Bestattung in der Heimat verlangt.
Inzwischen hat das Museum bekannt gegeben, dass es alle Skalpe aus den Vitrinen genommen habe und sie nicht mehr öffentlich zeigen werde. Während des Karl-May-Festes 2014 fanden Gespräche statt und Vertreter beider Institutionen vereinbarten laut einer gemeinsamen Presseerklärung eine gemeinsame Provinienzforschung.
Nichtsdestotrotz kochte der Streit im August 2014 nach einem Beitrag in der New York Times wieder hoch.
Literatur[Bearbeiten]
- Hans Buchwitz: Wirbel um Pattys ersten Skalp . In: Karl May in Leipzig Nr. 97/2014.
- Michael Kunz: Verständigung im Lößnitzgrund. In: Karl May & Co. Nr. 137/2014.
- Michael Kunz: Wem gehört der Skalp? Radebeuler Symposium über menschliche Überreste in Museen. In: Karl May & Co. Nr. 140, 2015.
- Robin Leipold: Zum Forschungsstand der Skalp-Rückforderung. In: Der Beobachter an der Elbe Nr. 26, 2016.
- Robin Leipold: Zur Übergabe eines Skalps aus der Sammlung Patty Frank. In: Karl May Museum Magazin Ausgabe 03, 2022.
Weblinks[Bearbeiten]
- Klaus Hoffmann: "Zur Geschichte des Karl-May-Museums, seiner indianischen Sammlungsobjekte und deren Präsentation", Karl May Stiftung.
- https://en.wikipedia.org/wiki/Native_American_scalps_at_Karl_May_Museum
- http://www.nytimes.com/2014/08/18/world/europe/germanys-fascination-with-american-old-west-native-american-scalps-human-remains.html?_r=0
- http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/karl-may-museum-in-radbeul-us-ureinwohner-fordern-skalpe-zurueck-a-986608.html