Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien

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Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien ist eine Erzählung von Robert Kraft, die unter dem Pseudonym Leo von Hagen veröffentlicht wurde.

Inhalt[Bearbeiten]

Kurt Riemer hat in Südwestafrika eine Plantage und eine Viezucht aufgebaut. Er lebt seit zwei Jahren mit seiner Frau Marie, seiner Schwester Paula und seiner Schwiegermutter, der Vizeadmiralswitwe von Seebach, in der Kolonie. Marie ist dabei nicht das einzige Kind der Admiralswitwe. Diese hatte noch einen Sohn, der ein Jahr älter als Marie war, als Kleinkind aber bei einem Schiffbruch ums Leben gekommen ist, ohne dass seine Leiche je gefunden werden konnte. Riemer plant, wieder nach Deutschland zurückkehren, da seine Frau das Klima nicht verträgt. Zur Reise will er die Kreuzerkorvette "Sturmvogel" benutzen, die in der Walfischbai vor Anker liegt. An Bord des Schiffes leisten Obermatrose Jochen Voß und dessen Kamerad Hannes Clauß ihren Militärdienst ab. Als die Familie Riemer zur Besichtigung das Schiff besucht, erkennen beide Paula wieder, die vor drei Jahren mit ihrem damals noch lebenden Vater, Admiral von Seebach, auf einem Schiff gereist war, auf dem beide als Matrosen gedient hatten, und sich mit ihnen angefreundet hatte. Das gegenseitige Wiedererkennen sorgt bei Unterleutnant Graf von Rabenhorst, der sich in Paula verliebt hat, für Verstimmung.

Auf einem Gartenfest, zu dem Riemer die Besatzung der "Sturmvogel" eingeladen hat, gestehen sich Jochen und Paula ihre Liebe und schmieden Hochzeitspläne, werden dabei aber von Marie überrascht. Diese ist aufgebracht, da sie lieber eine Verbindung Paulas mit Graf von Rabenhorst sähe, und fordert eine strenge Bestrafung für Jochen durch dessen Vorgesetzte. Kapitän Verhagen muss sie aber darüber aufklären, dass er in dieser Beziehung keine Macht über den Obermatrosen hat.

Einige Tage später findet ein Jagdausflug der Offiziere statt, an dem sich auch Kurt Riemer und seine Schwester Paula beteiligen, gleichzeitig führt eine kleine Division Matrosen einen Übungsmarsch verbunden mit einer Geländeübung durch. Dabei kommt es zu einem Angriff der eingeborenen Wahehes auf die Deutschen, die sich unter Riemers Führung in einem Blockhaus verschanzen.

Jochen Voß gelingt ein Ausfall, er schlägt sich durch die Reihen der Wahehes und erreicht die Walfischbai, wo er die Besatzung der "Sturmvogel" von dem Überfall unterrichten kann. Eine ausgesandte Einheit bringt den Belagerten Hilfe und schlägt die Angreifer zurück. Dabei wird Jochen schwer verwundet. Der schwer verletzte Obermatrose wird im Haus der Riemers gepflegt, dabei erkennt die Vizeadmiralswitwe an einem Muttermal Jochens, dass der bei Pflegeeltern aufgewachsene junge Mann ihr bei dem Schiffsunglück vor über 20 Jahren verschollener Sohn ist.

Neufassung[Bearbeiten]

Mit In der Kolonie schrieb Robert Kraft eine längere Neufassung der Erzählung. Dabei nahm er auch einige inhaltliche Änderungen vor:

  • Die Namen der handelnden Personen wurden geändert. Jochen Voß heißt in der Langfassung Hein Jansen, Kurt Riemer heißt Felix Kühne, dessen Frau Marie wird zu Martha, Hannes Clauß trägt den Namen Jochen, Bootsmann Brausewetter wird in Bootsmann Kühleborn umbenannt und aus Unterleutnant Graf von Rabenhorst wird Unterleutnant Oskar.
  • In der späteren Fassung wird kein Name der Kreuzerkorvette genannt.
  • In der späteren Fassung ist Unterleutnant Oskar ein Sohn der Vizedadmiralswitwe sowie Bruder von Kühnes Frau Martha und damit auch der Bruder des Obermatrosen Hein, während er in Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien nicht zur Verwandtschaft gehört.
  • Während Bootsmann Brausewetter in Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien erst auf der Faktorei Riemers feststellt, dass seine Frau früher bei der Vizeadmiralsgattin in Diensten stand, soll er in In der Kolinie Grüße von seiner Frau an diese ausrichten.
  • In der späteren Fassung ist Heins Sidekick Jochen Ordonnanz des Kapitäns, Hannes Clauß ist dies in Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien nicht. Dort kennt Jochen auch Paula nicht von früher her.
  • Im Gegensatz zur Erstfassung gehen die Pläne zu einer Hochzeit zwischen dem Unterleutnant und Paula in In der Kolonie nicht mehr vom Unterleutnant aus, sondern von Martha Kühne, die ihre Schwägerin mit ihrem Bruder verheiraten will.
  • In der Neufassung verliert Paula bei ihrem erstem Aufenthalt an Bord des Schiffes einen Zettel mit einem Gedicht, den ihr Hein in die Faktorei bringt, worauf beide sich ihre Liebe gestehen und Zukunftspläne zu schmieden beginnen, während in der Erstfassung Jochen und Paula ihre Zukunftspläne am Rande des Gartenfestes schmieden.
  • In der späteren Fassung nimmt Hein nicht am Gartenfest teil, da er Wachdienst hat.
  • In der späteren Fassung ist Hein mit einer Abteilung Matrosen unterwegs, um einen Deserteur abzuholen, als er mit den Wahehes zusammentrifft, die den Überfall auf die Jagdgesellschaft verüben, während in der Erstfassung Jochen an einem Geländemarsch beteiligt ist, als es zu dem Angriff kommt.
  • In Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien wird der Unterleutnant bei dem Überfall verwundet und Jochen rettet ihn, in der Langfassung sind die Rollen vertauscht. In der Erstfassung wird Jochen erst beim finalen Kampf der Truppen der "Sturmvogel" gegen die Wahehes schwer verwundet.
  • In der Erstfassung ist es Jochen, der sich durch die Reihen der Wahehes schlägt, und die Kunde vom Angriff zur Kreuzerkorvette bringt, in der späteren Fassung wird die Schiffsbesatzung durch die beim Angriff geflüchteten eingeborenen Begleiter der Jagdgesellschaft unterrichtet.
  • In der Erstfassung nimmt Paula an dem Jagdausflug teil, in In der Kolonie trifft sie erst gemeinsam mit den Rettungstruppen der Kreuzerkorvette am Ort des Überfalls ein.

Editionsgeschichte[Bearbeiten]

Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien wurde im Jahr 1900 in Novellenschatz zur Allgemeinen Unterhaltuns-Bibliothek in der II. Serie Novellenschatz und Allerlei in den Bänden 2 und 3 veröffentlicht.

Zirka 1902 erfolgte auch ein Abdruck in den Nummern 5 und 6 von Von Nah und Fern. Illustrirtes Familienblatt für alle Stände bei A. Eichler in Berlin.

Um 1906/1907 erschien die Erzählung in Heft 74 von Hurrah! Soldatenstreiche aus Krieg und Frieden im Verlag Heinrich Gotthold Münchmeyer.

2004 wurde die Erzählung in Band 4 der Reihe Robert Kraft – Gesammelte Romane und Novellen der Edition Braatz & Mayrhofer aufgenommen. Darin sind ebenfalls die Erzählungen Robert Kraft, der Verfasser unseres neuen Romans "Die Abgottschlange", schreibt uns über seinen Lebensgang, Die Abgottschlange, Nur eine Negerin, Das Totenschiff, In der Kolonie, Ein stummes Opfer und Marokkanische Gaukler.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Thomas Braatz: Robert Kraft. Farbig illustrierte Bibliographie. Leipzig & Wien, 2006, S. 171 ff.