Die Abgottschlange

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Die Abgottschlange ist ein Roman von Robert Kraft. Er wurde 1916 in Fortsetzungen in den Heften 22 bis 29 des achten Jahrgangs der Zeitschrift Die Wochenschau veröffentlicht.

Inhalt[Bearbeiten]

Leutnant Walter Platen ist der rothaarigen Tänzerin Lady Mabel Morgan verfallen. Diese tritt, eingenäht in ein Schlangenkostüm, als "Abgottschlange" auf und hat den jungen Offizier in ihren Bann geschlagen. Walter will Mabel heiraten und sogar aus der Armee austreten. Um den jungen Offizier dem Einfluss der "Abgottschlange" zu entziehen, schickt ihn sein Pflegevater Dr. Hellmut von Hochstätt zu einer Expedition zum Tsadsee, wo Walter den Schlangenkult der Wadai erforschen soll. Diese sollen dort Assalas, auch Abgottschlangen genannt, anbeten. Dadurch verhindert von Hochstätt auch Platens Austritt aus der Armee, denn im sumpfigen Gebiet um den Tsadsee, an dem deutsches, englisches und französisches Kolonialgebiet zusammenstoßen, ist durch einen deutschen Abenteurer Gold gefunden worden. Eine gemeinsame Militärexpedition der drei Mächte soll nun klären, auf dem Gebiet welcher Nation das Goldlager liegt. Diesem Trupp schließt sich Walter an.

Kurz nach Walters Abreise verstirbt Dr. von Hochstätt an einem Schlaganfall und seine Tochter Magda, die Walter liebt, folgt dem Leutnant; auch Lady Morgan tritt die Reise zum Tsadsee an, um Walter zurückzugewinnen. Beide Frauen benutzen das selbe Schiff für ihre Überfahrt nach Afrika und Mabel Morgan verübt auf der Reise einen Mordanschlag auf Magda, indem sie auf diese einsticht und sie über Bord wirft.

Walter hat am Tsadsee zunächst keinen Erfolg mit seinen Nachforschungen über die Schlagenanbeterei. Dafür lernt er den unsterblichen Christoph, der den Goldfund gemacht hat und der sich als ein früherer Bekannter seines Pflegevaters herausstellt, kennen. Unter einem anderen Namen hatte Christoph Dr. von Hochstätt auf einer früheren Expedition als Führer gedient. Von ihm erhält Walter ein "Gifthorn" – ein Horn eines jungen Nashornes, das aufschäumt, wenn ein vergiftetes Getränk eingefüllt wird – sowie Informationen über eine alte Sage der Wadai. Dieser zufolge soll einst eine riesige Abgottschlange mit Frauenhaupt und roten Haaren erscheinen und das Ende der Fremdherrschaft durch die Weißen herbeiführen.

Christoph führt die Militärs durch den Sumpf zum Goldfelsen, der sich als auf englischem Gebiet liegend herausstellt. Zugleich macht er Walter auf einen entfernten weiteren Felsen aufmerksam, in dem ein alter Medizinmann haust, bei dem stets bei Vollmond die Eingeborenen zusammenkommen. Da dies mit dem Schlangenkult zusammenhängen könnte, beschließen beide, ein flaches Boot zu bauen, um die nächste Zusammenkunft zu belauschen.

Walter stattet dem Medizinmann zunächst einen ersten unverfänglichen Besuch ab, erkrankt aber am kleinen Sumpffieber. Christoph bringt ihn zurück zum Goldfelsen, dem gesündesten Ort der gesamten Umgegend, wo Walter sich von der Krankheit erholen kann. Dennoch hält ihn die Krankheit mehrere Wochen auf dem Lager. Inzwischen ist Lady Morgan angekommen und hat sich zu Walter zum Goldfelsen führen lassen. An dem Morgen, an dem der junge Leutnant sein Krankenlager wieder verlassen kann, erscheint auch Magda am Goldfelsen, die den Anschlag überlebt hat. Nach ihrer Rettung durch ein anderes Schiff hat sie die Reise zum Tsadsee fortgesetzt, war am Ufer auf Christoph getroffen und von diesem durch den Sumpf zum Goldfelsen geführt worden. Angsterfüllt ergreift Lady Mabel Morgan die Flucht, Christoph versucht zu einholen, schafft es aber nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit. Hilfeschreie lassen ihn dann vermuten, dass die Lady im Sumpf versunken ist, was ihm am Morgen auch von den Wadai bestätigt wird.

Während des nächsten Vollmondes begeben sich Walter und Christoph in einem selbstgezimmerten Kastenboot zum Felsentempel des Medizinmannes und werden dort Zeugen des Schlangenkultes, dabei wird eine Eingeborene von einer Assala gefressen. Am nächsten Morgen stellen sie den Medizinmann zur Rede, nehmen ihn gefangen und durchsuchen den Felsenberg. Dabei finden sie die Leiche von Mabel Morgan. Diese ist von einer Assala gefressen worden, nur noch ihr Kopf schaut aus der Schlange heraus. Die Lady war nicht im Sumpf untergegangen, sondern hatte auf ihrer Flucht das feste Land erreicht. Dort war sie von den Wadai entführt worden. Diese hatten einen von der Lady im Kastell am Tsadsee gegebenen Auftritt als Abgottschlange miterlebt und in Mabel Morgan das Fabelwesen aus der alten Prophezeiung erkannt. Daher hatten die Wadai sie entführt und im Felsenberg des Medizinmannes gefangengehalten. Durch einen mit einem Stein verschlossenen Gang stand Mabels Gefängnis mit der Schlangengrube in Verbindung, dieser Stein war entweder durch eine hungrige Schlange oder durch die mit Fluchtgedanken befasste Mabel entfernt worden, wodurch die Abgottschlangen über sie herfallen konnten. Näheres über die Verschwörung der Wadai und den Schlangenkult lässt sich aber nicht mehr in Erfahrung bringen, da der Medizinmann sich selbst durch das Verschlucken seiner Zunge tötet und viele andere Wadai den See Richtung inneres Afrika verlassen.

Hintergrund[Bearbeiten]

Kraft hatte mit dem Verlag Girardet in Essen über die Lieferung eines Romans für Die Wochenschau verhandelt und diesem Viviana, die Erzählungen eines Namenlosen angeboten. Ob Zusammenhänge zwischen diesem Werk und dem dann abgedruckten Roman Die Abgottschlange bestehen, ist unklar. Viviana sollte laut eines Briefs von Kraft an Dr. Heinrich Lhotzky einen deutlich größeren Umfang gehabt haben.

Editionsgeschichte[Bearbeiten]

Der Roman wurde erstmals vom 27. Mai bis zum 15. Juli 1916 in Fortsetzungen in Die Wochenschau im Verlag W. Girardet in Essen veröffentlicht. Zu Beginn des ersten Teils wurden eine von Kraft verfasste Kurzbiografie sowie ein Porträt des Verfassers abgedruckt.

Ab 1972 verbreitete sich eine Schreibmaschinenabschrift des Romans in Sammlerkreisen.

Im Jahr 2000 erschien Die Abgottschlange als Taschenbuch in kleiner Sammlerauflage bei Hobby-Nostalgie-Druck.

2004 wurde der Text in den fünften Band der Reihe Gesammelte Romane und Novellen der Edition Braatz & Mayrhofer aufgenommen, der den Titel Die Abgottschlange und anderes trägt. Er enthält zudem Robert Kraft, der Verfasser unseres neuen Romans "Die Abgottschlange", schreibt uns über seinen Lebensgang, Marokkanische Gaukler, Nur eine Negerin, Das Totenschiff, Ein Abenteuer in den deutschen Kolonien, Ein stummes Opfer und In der Kolonie.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Thomas Braatz: Robert Kraft. Farbig illustrierte Bibliographie. Leipzig & Wien, 2006, S. 731 ff.