Ernst Ziller

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Ernst Moritz Theodor Ziller, auch Ernestos Tsiller (* 22. Juni 1837 in Serkowitz [ab 1839 Oberlößnitz, heute Radebeul]; † 4. November 1923 in Athen), war ein neoklassizistischer Architekt, Bauforscher und Archäologe, der fast ausschließlich in Griechenland gearbeitet hat. Als Mitglied der sächsischen Baumeisterfamilie Ziller war er der älteste Bruder der Radebeuler Gebrüder Ziller.

Leben[Bearbeiten]

Ernst Ziller

Ziller studierte von 1855 bis 1858 Architektur an der Königlichen Bauschule in Dresden, wo er erste Auszeichnungen erhielt. 1858/59 arbeitete er während eines Studienaufenthalts in Wien für das Büro des dänischen Architekten Theophil von Hansen. Daran schloss sich ein Aufbaustudium an der Dresdner Kunstakademie an.

1861 wurde Ziller Hansens Vertreter für dessen Projekte in Athen, deren wichtigstes die Akademie von Athen war. 1864 ging Ziller wieder nach Wien, anschließend reiste er studienhalber durch Italien und Deutschland. Während dieser Zeit erstellte er (unaufgefordert) einen Entwurf im Byzantinischen Stil für eine Kirche in seiner Heimat, der verworfen wurde und dem erst 25 Jahre später der Kirchenbau der Lutherkirche folgte.

Ziller siedelte sich 1868 in Griechenland an, wo er sich innerhalb kurzer Zeit hohes Ansehen als einer der bedeutendsten neoklassizistischen Architekten erwarb.[1] Ab dieser Zeit arbeitete auch sein jüngster Bruder Paul Ziller bei ihm in Athen, erst als Assistent, später auch selbstständig mit dem Entwurf von Häusern und Inneneinrichtungen betraut, bis er Mitte der 1890er Jahre wieder in seine Heimat in der Lößnitz zurückkehrte.

Ernst Ziller leitete 1869/70 Ausgrabungen, die vom griechischen König finanziert wurden. Von 1872 bis 1882 war er Professor an der Nationalen Technischen Universität Athen und ab 1884 Direktor für öffentliche Bauten, womit er zum Baumeister des griechischen Königs Georg I. wurde. Er war für die Errichtung des Archäologischen Nationalmuseums, der Nationalbank, der Hauptpost und des Athener Stadtschlosses ebenso verantwortlich wie für die Wiederentdeckung und Ausgrabung des Panathenäischen Stadions sowie dessen Rekonstruktion für die Olympischen Spiele von 1896.

Ziller, der mit der Klaviersolistin Sofia Dodou (oder Doudou) verheiratet war und fünf Kinder hatte, entwarf bis zu seinem Tod mehr als 600 öffentliche und private Bauten und hat die Architektur des klassizistischen Griechenland im 19. Jahrhundert entscheidend geprägt. Unter den Bauten sind zahlreiche öffentliche Gebäude wie die Theater in Athen, Patras und Zakynthos und auch bedeutende private Gebäude. So ließ sich auch sein Freund Heinrich Schliemann 1878-80 sein Wohnpalais "Iliou Melathron" in Athen von ihm entwerfen. Nach Zillers Fertigstellung des neoklassizistischen Grabmonuments für Schliemann auf dem Ersten Athener Friedhof wurde dessen Leichnam 1892 dorthin umgebettet.

Ernst Ziller und Karl May[Bearbeiten]

Auf seiner Orientreise begegnete Karl May im Juli 1900 dem Architekten Ernst Ziller in Athen. Mays Witwe Klara schreibt dazu am 14. März 1942 an den Radebeuler Kirchenbuchführer A. Thürmer:

Mein erster Mann, Plöhn, war schon 15 Jahre lang, vor seinem Tode, ein treuer Kamerad Karl Mays und vertrat seine Karl-May-Interessen [...]
Das Ehepaar May und wir waren auch einmal mit meinem schon sehr leidenden Manne Plöhn und anderen in Athen gewesen und hatten da – dank der Vermittlung des aus Radebeul stammenden Prof. Ziller – eine Mondnacht auf der Akropolis zugebracht. Da entstand in mir der Gedanke, den Niketempel als Gruft in Radebeul entstehen zu lassen. Bald darauf starb Plöhn. Er wurde in Radebeul begraben. Täglich wanderte ich zu seiner Ruhestätte.[2]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten]

Gebäude[Bearbeiten]

Grabmal von Heinrich Schliemann in Athen
  • Lutherkirche in Radebeul, unaufgefordert vorgelegter Entwurf (1865)
  • Kronprinzenpalast in Athen (1870), heute Sitz des griechischen Präsidenten
  • Athener Residenz Heinrich Schliemanns (1870), heute Numismatisches Museum
  • Rathaus von Ermoúpolis auf Syros
  • Markthalle, Rathaus und zwei Bankgebäude in Pyrgos
  • Königliches Theater in Athen, heute Nationaltheater, sowie die Theater von Patras und Zakynthos
  • Zahlreiche Kirchen, z.B. Agios Grigorios Palamas in Thessaloniki
  • Griechisches Konsulat in Thessaloniki
  • Villen in Kifissia
  • Altes Museum in Olympia
  • Markthalle (heute Archäologisches Museum) in Egio
  • Grabmonumente im 1. Friedhof von Athen, darunter das von Heinrich Schliemann
  • Deutsches Archäologisches Institut Athen
  • Österreichisches Archäologisches Institut Athen
  • Café Ziller in Piräus
  • Megaron Stathatou, heute Museum für Kykladische Kunst in Athen

Schriften[Bearbeiten]

  • Ueber die ursprüngliche Existenz der Curvaturen des Parthenon, in: Zeitschrift für das Bauwesen 1865.
  • Ausgrabungen am panathenäischen Stadion, in: Zeitschrift für Bauwesen 20, 1870.
  • Die antiken Wasserleitungen Athens, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen, 2. Jahrg., S. 107–131, Athen 1877.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Stadtlexikon Radebeul, S. 225.
  2. H.-D. Steinmetz: Karl Mays Grabmal, S. 54 f.

Literatur[Bearbeiten]

  • Friedbert Ficker, Gert Morzinek, Barbara Mazurek: Ernst Ziller – Ein sächsischer Architekt und Bauforscher in Griechenland; Die Familie Ziller, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 2003, ISBN 3898700763
  • Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

Weblinks[Bearbeiten]

  • Der vollständige Eintrag in der großen Wikipedia.