Es stand dies liebe Haus uns freundlich offen (Gedicht)

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Es stand dies liebe Haus uns freundlich offen ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

Es stand dies liebe Haus uns freundlich offen;
Wir säumten nicht durch seine Thür zu gehn;
Es leitete uns ja das frohe Hoffen,
Daß wie die Thür, die Herzen offen stehn.
Wir brachten Grüße aus der weiten Ferne,
Uns anvertraut aus todesbleichem Mund,
Und thaten Euch, Ihr Lebenden, so gerne
Die treue Liebe der Verstorbnen kund.
Wir kamen nicht die Toten zu beklagen,
Die nur im Leib für uns begraben sind.
Sie kamen mit, um Euch durch uns zu sagen:
"Seid lieb, seid gut mit unsrem Schmerzenskind!"
Und nun wie Euch ins offne Herz gesehen,
Sind wir von jeder Sorgenlast befreit:
Der Wunsch der Selgen wird gewiß geschehen,
So lange Ihr des Kindes Eltern seid.
Nun scheiden wir und tragen unsre Bitte
In diese Euch geweihten Blätter ein:
Laßt uns im Geiste hier in Eurer Mitte
Zuweilen wieder liebe Gäste sein!
Denn, wollte uns kein andres Band verbinden,
Wenn wir durch Zeit und Ort geschieden sind,
So wird die Liebe uns doch immer finden,
Die Liebe, mein ich, für – – – unser Kind – – –[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Während seiner Rundreise 1901 hielt sich Karl May mit seiner Ehefrau Emma und der befreundeten Witwe Klara Plöhn am 5. November in Düsseldorf auf, wo sie Gustav Meyer und seine Frau besuchten. Diese waren die Großeltern Curt Wittings, dessen Vormund Karl May war. Am gleichen Tag trug sich May mit diesem Gedicht in das Gästebuch der Familie ein.[2]

Zu Karl Mays Lebzeiten wurde das Poem nicht veröffentlicht.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005, S. 502 f. ISBN 978-3-7802-0170-6.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 502 f.