Fundgrube "Vater Abraham"

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Der Anfang der Erzählung

Fundgrube "Vater Abraham" ist eine Erzählung aus dem Erzgebirge, die 1875/76 in der von Karl May gegründeten und redigierten Zeitschrift Schacht und Hütte abgedruckt wurde.

Diskussion um den Verfasser[Bearbeiten]

Die Geschichte weist manche Parallelen zu Karl Mays Erzgebirgischen Dorfgeschichten auf. Immer wieder wurde spekuliert, dass diese Erzählung von Karl May stamme, obwohl sie mit E. v. T. unterzeichnet war. Besonders der Wiener May-Forscher Ludwig Patsch war von Karl Mays Autorschaft überzeugt, während Euchar Albrecht Schmid, der Leiter des Karl-May-Verlags, eher zweifelte.

1968 nahm der Sohn E. A. Schmids, Roland Schmid, den Text in den Band 72 der Gesammelten Werke, Schacht und Hütte, auf. Im Vorwort des Bandes (S. 8) bezeichnete er ihn als ohne Zweifel aus Mays Feder stammend. Zum Namens-Kürzel meinte er:

Doch gibt, von allen inneren Gründen abgesehen, die am Schluß stehende Namensabkürzung "E.v.T." wenig Rätsel auf: sie scheint für "Ernst von Thal" zu stehen, einen Namen, der deutlich Karl Mays Geburtsort Ernstthal zur Grundlage hat...

Das war natürlich – wenn auch nicht völlig aus der Luft gegriffen – doch reine Spekulation, und so gab es auch weiterhin manche Zweifel. Besonders der Hamburger May-Forscher Hartmut Kühne kam aufgrund von Stil-Vergleichen mit anderen, im gleichen Zeitraum entstandenen Erzählungen Karl Mays zu der Überzeugung, die Fundgrube könne nicht von May stammen. Es begann ein heftiger, teilweise polemischer Disput.

Es gab mehrere Gründe für die Zuordnung:

  • Es gab keine eindeutige Verfasserangabe, die sich einem anderen Autoren zuordnen ließ.
  • May schrieb nachweislich viele andere Beiträge anonym und pseudonym für diese Zeitschrift.
  • Das große Genre der "Dorfgeschichte" wurde auch von May lange bearbeitet.
  • Etliche Redewendungen wurden als "maytypisch" erkannt.
  • Es gab mehrere offensichtlich autobiografische Züge, die auf einen Autoren aus dem Erzgebirge hinwiesen.

Gleichzeitig wurden aber auch etliche Gründe dagegen angeführt, hauptsächlich formuliert von Hartmut Kühne mit folgender Argumentation:

  • Die literarische Qualität wäre eine andere (bessere!).
  • Es gäbe sehr viele "mayuntypische" Redewendungen und einen völlig ungewohnten Dialogaufbau.
  • Die vorhandene Neigung zur Melancholie steht völlig im Gegensatz zu Mays Happy-End-Vorliebe.

Schließlich entdeckte ein anderer May-Forscher, Manfred Hecker aus Burgstädt, den wirklichen Autor. Es war der Schriftsteller August Peters, Ehemann der berühmten Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters. 1858 veröffentlichte August Peters unter dem Pseudonym "Elfried von Taura" eine zweibändige Ausgabe Erzgebirgische Geschichten. Darin ist auch die Fundgrube "Vater Abraham" enthalten, Karl May hat sie offensichtlich 1875 für einen Abdruck in seiner Zeitschrift übernommen. Es gab auch noch eine weitere zeitgenössische Veröffentlichung der Fundgrube, nämlich in der Saxonia, für die Louise und August Peters schrieben und aus der sich May nachweislich Informationen und Inspiration holte.

Für die zweite Auflage des Bandes 72 hat Roland Schmid das Vorwort entsprechend geändert und auf den wirklichen Urheber der Erzählung hingewiesen, behielt sie jedoch im Buch. Erst seit Mitte der 1990er Jahre wurde sie aus der Band herausgenommen, zusammen mit der Erzählung Ein Fang, die mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht von Karl May stammt. (Exemplare der früheren Auflagen sind noch antiquarisch erhältlich).

redaktionelle Änderungen Karl Mays[Bearbeiten]

Der Abdruck in Karl Mays Zeitschrift enthielt einen zusätzlichen Vorspann-Text über die alte Bergstadt Annaberg, der in den früheren Abdrucken der Erzählung fehlt. Für Band 72 wurde dieser Vorspanntext weggelassen. Das bedeutet: Es wurde eine Erzählung aufgenommen, die nicht von Karl May stammt; aber der einzige Teil, den höchstwahrscheinlich Karl May hinzugefügt hat, wurde gestrichen [1]. Ansonsten hat Karl May einige redaktionelle Eingriffe in dem Text vorgenommen, beispielsweise Teile umgestellt (ein Gespräch zwischen Hedwig und ihrem Großvater steht jetzt als Einleitung).

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. abgedruckt ist er bei Kühne: Karl May und E.v.T. In: Jb-KMG 1970, S. 215

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]