Heinrich August May

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"Heinrich August May" in der TV-Serie

Heinrich August May (* 18. September 1810; † 6. September 1888) war ein Ernstthaler Weber und Vater von Karl May.

Biografie[Bearbeiten]

Geboren wurde er am 18. September 1810 um 3.30 Uhr[1] als außereheliches Kind von Johanne Christiane Kretzschmar, die mit Christian Friedrich May verheiratet war. Hans Zesewitz schreibt im Karl-May-Jahrbuch 1932:

Als sie [=Johanne Christiane Kretzschmar] ihren Sohn Heinrich August May am 18. September 1810 gebar, sagt das Kirchenbuch: "Der Schwängerer soll ein Unbekannter gewesen sein". Darnach hat bei der Geburtsanmeldung Christian Friedrich May seine Vaterschaft bestritten. Der Vater Karl Mays ist demnach ein uneheliches Kind, das den Namen May aber erhielt, weil seine Mutter eine verehelichte May war. Folglich scheidet der in der Schneeschlucht bei Oberlungwitz Verunglückte als Großvater des Dichters aus. Den wirklichen Großvater Karls läßt das Kirchenbuch nur vermuten. Noch bei zwei anderen Geburten im Jahre 1810 steht nämlich die Bemerkung: "Der Schwängerer soll ein Unbekannter sein", bei einer vierten Eintragung von 1810: "Der Schwängerer ist ein bayrischer Soldat." Also kann Karls Großvater unter Umständen ein Bayer gewesen sein; während der Napoleonischen Kriege war Ernstthal steter Durchzugsort von Rheinbundtruppen. Dieses Dunkel wird sich natürlich niemals lüften lasen.[2]

Am 1. Mai 1836 heiratete er Christiane Wilhelmine Weise in der Kirche St. Christophori in Hohenstein. Zwei Monate später kommt das erste Kind zur Welt.

Mein Vater war ein Mensch mit zwei Seelen. Die eine Seele unendlich weich, die andere tyrannisch, voll Uebermaß im Zorn, unfähig, sich zu beherrschen. Er besaß hervorragende Talente, die aber alle unentwickelt geblieben waren, der großen Armut wegen. ... Obgleich nur Weber, war er doch im stande, sich Rock und Hose selbst zu schneidern und seine Stiefel selbst zu besohlen. Er schnitzte und bildhauerte gern, ... Vater war gern fleißig, doch befand sich sein Fleiß stets in Eile. Wozu ein anderer Weber vierzehn Stunden brauchte, dazu brauchte er nur zehn; die übrigen vier verwendete er dann zu Dingen, die ihm lieber waren. Während dieser zehn angestrengten Stunden war nicht mit ihm auszukommen; alles hatte zu schweigen; niemand durfte sich regen. Da waren wir in steter Angst, ihn zu erzürnen. Dann wehe uns! Am Webstuhl hing ein dreifach geflochtener Strick, der blaue Striemen hinterließ, und hinter dem Ofen steckte der wohlbekannte »birkene Hans«, vor dem wir Kinder uns besonders scheuten, weil Vater es liebte, ihn vor der Züchtigung im großen »Ofentopfe« einzuweichen, um ihn elastischer und also eindringlicher zu machen. Uebrigens, wenn die zehn Stunden vorüber waren, so hatten wir nichts mehr zu befürchten; wir atmeten alle auf, und Vaters andere Seele lächelte uns an. Er konnte dann geradezu herzgewinnend sein, doch hatten wir selbst in den heitersten und friedlichsten Augenblicken das Gefühl, daß wir auf vulkanischem Boden standen und von Moment zu Moment einen Ausbruch erwarten konnten.

Hermann Waldemar Otto erwähnte in seinen Erinnerungen an Karl May auch dessen Vater:

Der Vater des Dichters war ein sogenannter 'Bastler', dessen ich mich gut erinnere. Er zimmerte und baute alles mögliche zusammen, wenn der Webstuhl stillstand. Dabei hatte er eine harte Hand. In dieser Hinsicht bildete er keine Ausnahme unter den männlichen Bewohnern des Städtchens.[3]

An seinem einzigen überlebenden Sohn, Karl, will der verbitterte Vater die Talente besser fördern; er zwingt den Jungen, ganze Bücher abzuschreiben, treibt ihn zum Selbststudium wissenschaftlicher Werke...

Er wurde Mitbegründer des Ernstthaler Vaterlandsvereins (1849), war Webermeister und zeitweise Armenpfleger. Letzteres war ein Amt, das nur zuverlässigen Bürgern anvertraut wurde, so dass spätere Berichte Lebius' über Trunkenheit etc. vermutlich nicht zutreffen.

1878 war er Trauzeuge bei Karls Heirat mit Emma Pollmer.

Bald nach dem Tod seiner Frau am 15. April 1885 erlitt er einen Schlaganfall, der ihn linksseitig lähmte. Karl May unterstützte seinen Vater finanziell (angeblich mit zehn Mark wöchentlich)[4].

Er starb am 6. September 1888 10 Uhr an Altersschwäche und wurde am 10. September auf dem Ernstthaler Friedhof in aller Stille beigesetzt[5]. Karl May war anwesend.

im Werk[Bearbeiten]

Mays Vater fand eine gewisse Spiegelung in der Figur des Old Wabble (Surehand-Trilogie).

im Film[Bearbeiten]

In der TV-Serie Karl May wurde Mays Vater von Hanns Jörn Weber gespielt.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. JbKMG 1972/73.
  2. Hans Zesewitz, Alte Urkunden sprechen, Karl-May-Jahrbuch 1932.
  3. Otto: Wie ich Karl May sah in Karl-May-Jahrbuch 1932, S. 44 f.
  4. Karl-May-Chronik I, S. 313.
  5. Totenbuch.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.


Weblinks[Bearbeiten]