Herbert Friedländer

Aus Karl-May-Wiki
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Herbert Friedländer war ein jüdischer Junge, der 1906 an Karl May schrieb und ihm mitteilte, er wolle – bewogen durch die May-Lektüre und besonders durch das Weihnachtsgedicht – zum Christentum konvertieren. Er bat May, in diesem Sinne an seinen Vater zu schreiben.

May antwortete am 13. April 1906:

Mein lieber, guter Junge! Du bist durch meine Bücher bewegt worden, zum Christentum überzutreten? Es freut mich sehr, daß diese Bücher Dein Herz bewegt haben, aber Du kennst noch nicht einmal den Glauben Deiner Väter und den Christenglauben noch viel weniger. Wie kannst Du da reif genug sein, zwischen ihnen wählen zu dürfen? Ich sage Dir als aufrichtiger und gewissenhafter Christ: der Glaube Deiner Väter ist heilig, ist groß, edel und erhaben. Man muß ihn nur kennen und verstehen. Einen solchen Glauben wechselt man nicht einiger Bücher wegen und noch viel weniger des Geldes oder des Geschäftes wegen. Du bist noch viel zu jung und zu unerfahren. Nur im reiferen Alter und nach langen Kämpfen und Erfahrungen gewinnt der Mensch die Einsicht, die dazu gehört, einen solchen Wechsel vorzunehmen.
Aber lies meine Bücher in Gottes Namen weiter! Sie sind nicht etwa nur für Christen, sondern überhaupt für alle geschrieben, die das Ziel der edlen Menschlichkeit vor Augen haben. Denn glaube mir, mein lieber Junge: es kann keiner ein guter Christ oder ein guter Israelit sein, der nicht vorher ein guter Mensch geworden ist. Werde brav und gut, und glaube an Gott! Du bist zu aller Zeit sein Eigentum, sein Kind.
Sei stets aufrichtig gegen Deinen Vater und grüße ihn von mir! Schreib auch mal wieder! Dein Karl May.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Veröffentlicht im Karl-May-Jahrbuch 1924. Karl-May-Verlag Radebeul unter dem Titel Der "Jugendverderber". Ein Briefwechsel. Im Druck gesperrter Text ist hier unterstrichen wiedergegeben.

Literatur[Bearbeiten]