Jacub Afarah

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Werke mit
Jacub Afarah
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Von Bagdad nach Stambul
Der Schut
Bei den Aussätzigen

In Karl Mays Werk[Bearbeiten]

Jacub Afarah ist ein reicher, menschenfreundlich denkender Kaufmann in Damaskus. Er ist der Vater von Schafei Ibn Jacub Afarah und der Bruder von Maflei, somit der Onkel von Isla Ben Maflei, dem Verlobten Senitzas. Er spielt in zwei Werken Mays eine Rolle.

Orientzyklus[Bearbeiten]

In „Von Bagdad nach Stambul“, dem dritten Band des „Orientzyklus“ lernen Kara Ben Nemsi und Halef Jacub Afarah auf dem Weg von Bagdad nach Damaskus kennen. Als sich herausstellt, dass Kara Ben Nemsi der Retter Senitzas ist, werden er und seine Begleiter eingeladen, in Damaskus im Hause Jacub Afarahs zu wohnen. Neben Halef reisen auch die beiden Diener des bei Bagdad verschollenen und totgeglaubten Sir David Lindsay, Bill und Fred, mit ihm.

May beschreibt das Haus Jacub Afarahs recht ausführlich:

Wir befanden uns in einem langen, schmalen Hofraume und vor einer zweiten Mauer, deren Thür bereits offen stand. Als wir dieselbe hinter uns hatten, sah ich vor mir einen großen, quadratischen Platz, welcher durchgehends mit Marmor gepflastert war. Von drei Seiten öffneten sich auf ihn laubenartige Arkaden, deren Oeffnungen von den in Kübeln gezogenen Citronen, Orangen, Granaten und Feigen maskiert wurden. Die vierte Seite, von der Mauer gebildet, durch welche wir soeben getreten waren, war ganz von Jasmin, Damascenerrosen und rot-weiß geflammten syrischen Hibisch überzogen. Die Mitte des Platzes nahm ein granitenes Bassin ein, in dessen Wasser sich gold- und silberglänzende Fische tummelten, und an jeder Ecke befand sich ein fließender Brunnen, um dieses Bassin zu speisen. Ueber den Arkaden zog sich ein bunt bemaltes Stockwerk hin, zu welchem eine breite, mit duftenden Blumen reich geschmückte Treppe emporführte; […][1]

Diese Beschreibung entspricht denen, die abendländische Reisende oft von den Häusern reicher Damaszener gegeben haben; und sie gleicht mit nur kleinen Änderungen derjenigen, die Friedrich Heinzelmann vom Haus des englischen Konsuls in Damaskus[2] macht:

Der ganze Hofraum seiner Wohnung ist mit braunem und weißem Marmor bedeckt; in ein großes vom schönsten Blumenflor umgebenes Marmorbassin ergießt sich von zwei Seiten her krystallhelles Wasser; in zwei Ecken sind bunte Marmorbrunnen angebracht. Reizende Sitzplätze werden von dem Laube ungeheurer Weinstöcke beschattet. Auf dem Boden stehen in hübsch gefaßten Vierecken Citronen-, Orangen-, Granaten- und Feigenbäume, dazwischen Blumen aller Art, unter denen ich den roth und weiß geflammten syrischen Hibisch bemerkte und die große Damascenerrose, deren Stock acht bis zehn Fuß hoch wird; von ihrem Wohlgeruch nennt man sie auch Muscatrose. Rings um den ganzen Hofraum laufen in zwei Stockwerken Zimmer, deren äußere Wand bunt bemalt ist. Nach oben hin führt eine breite Doppeltreppe, an der Jasmin und anderes Gesträuch sich hinaufzieht.[3]

Da auch Heinzelmann eine fiktive Reise beschreibt, die er aus mehreren authentischen Berichten zusammengesetzt hat, ist der Ursprung der Beschreibung woanders zu suchen. Er findet sich, immer noch gut erkennbar, bei Philipp Wolff, der vom 9. bis zum 15. Juli 1847 im Haus des englischen Konsuls gewohnt hat.[4]

Durch die Anwesenheit Kara Ben Nemsis in seinem Haus wird Jacub Afarah davor bewahrt, von Abrahim Mamur, dem Entführer Senitzas, vollkommen ausgeplündert oder gar ermordet zu werden. Dieser hatte sich zu diesem Zweck als ein Verwandter Jacub Afarahs namens Afrak Ben Hulam ausgegeben und in seinen Haushalt und sein Juwelengeschäft eingeschlichen. Nun aber muss Abrahim Mamur fürchten, entdeckt zu werden und flüchtet mit einer verhältnismäßig geringen, aber immer noch sehr wertvollen Beute von Juwelen.

Damit beginnt eine Verfolgungsjagd, die nach einigen Fehlschlägen in Stambul endet. Auch hier treffen Kara Ben Nemsi und Halef auf einen alten Bekannten, Omar Ben Sadek. Dieser tötet Abrahim Mamur und kann Jacub Afarah die gestohlenen Juwelen zurückgeben.

Kurz danach verschwindet die Figur Jacub Afarah aus dem Roman. Kara Ben Nemsi und Halef reisen ohne ihn weiter und auch von einem Abschied schreibt May nichts. Zwar erscheint in Edirne, immer noch im dritten Band, noch einmal kurz eine Person namens Jacub Afarah, aber das ist offensichtlich ein Irrtum; gemeint ist Schafei Ibn Jacub Afarah, sein Sohn.[5]

Im Anhang zum Band 6 wird er noch einmal, jetzt als 'Jakub Afarah', als Gastgeber Kara Ben Nemsis genannt, als dieser sich ein zweites Mal in Damaskus aufhält.

Bei den Aussätzigen[Bearbeiten]

In „Bei den Aussätzigen“ beteiligt er sich großzügig an der Weihnachtsbescherung, die Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar den Aussätzigen von Damaskus bereiten.

Dieses Motiv hatte May schon im Orientzyklus kurz vorgezeichnet. Auch hier bekommen die Aussätzigen vor den Toren Damaskus' ein umfangreiches Geschenk, das ihnen zwar von Kara Ben Nemsi überreicht wird, das aber von Jacub Afarah stammt.

im Hörspiel[Bearbeiten]

In „Von Bagdad nach Stambul“ von Kurt Vethake (1966) ist der Sprecher Horst Werner Loos. In der WDR-Produktion „Der Orientzyklus“ (2006) wird die Rolle von Stefan Wigger gesprochen.

Sonstiges[Bearbeiten]

Hartmut Vollmer vermutet im Jacub Afarah des Orientzyklus' eine Spiegelung von Heinrich Gotthold Münchmeyer; in der Aussätzigen-Episode dann von Friedrich Pustet.[6]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 365.
  2. Auch im Orientzyklus wird der englische Konsul in Damaskus genannt, als im Anhang zum Band 6 Lindsay bei ihm wohnt
  3. Heinzelmann, Friedrich und Heinzelmann, Wilhelm: Die Weltkunde in einer planmäßig geordneten Rundschau der wichtigsten neueren Land- und Seereisen. Dreizehnter Band. Friedrich Fleischer, Leipzig 1854, S. 174.
    Inventar-Nr. KM0826 in Karl Mays Bibliothek.
  4. Wolff, Philipp: Reise in das gelobte Land J. B. Metzler, Stuttgart 1849, S. 189
  5. Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 553.
  6. Hartmut Vollmer: Karl Mays Novelle „Bei den Aussätzigen“. Versuch einer Interpretation, S. 33

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.

  • Hartmut Vollmer: Karl Mays Novelle „Bei den Aussätzigen“. Versuch einer Interpretation. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1994 (Onlinefassung)