Liselotte Welskopf-Henrich

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Liselotte Welskopf-Henrich, eigentlich Elisabeth Charlotte Henrich (* 15. September 1901 in München; † 16. Juni 1979 in Garmisch-Partenkirchen), war eine deutsche Schriftstellerin und Althistorikerin.

Leben[Bearbeiten]

Liselotte Henrich kam als Tochter des Rechtsanwalts Rudolf Henrich und seiner Gattin Marie geb. Bernbeck in München zur Welt. 1907 zog die Familie nach Stuttgart, wo die Tochter auch die Schule besuchte. 1913 übersiedelten die Eltern mit ihr nach Berlin. Dort besuchte sie das Lyzeum und legte 1921 ihr Abitur an der Staatlichen Augustaschule ab. Danach studierte sie Ökonomie, Geschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität, wo sie 1925 promovierte. Von 1928 bis 1945 war sie Angestellte beim Statistischen Reichsamt Berlin.

Ab 1938 war sie im antifaschistischen Widerstandskampf aktiv. Ihren späteren Ehemann, den Kommunisten Rudolf Welskopf, versteckte sie 1944/45 vor dem Zugriff der NS-Behörden. Sie half ferner KZ-Häftlingen und wurde 1944 von der Gestapo verhört.

Nach dem Krieg blieb sie in Ost-Berlin, heiratete 1946 Rudolf Welskopf und trat im selben Jahr der KPD bei. Ihr gemeinsamer Sohn Rudolf wurde 1948 geboren. Zunächst arbeitete sie als Handlungsbevollmächtigte der Baustoff-Beschaffungs-GmbH und wurde anschließend Geschäftsführerin. Von 1952 bis 1959 wirkte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität. Nach ihrer Habilitation wurde sie 1960 Professorin für Alte Geschichte. Auf diesem Fachgebiet war sie zu ihrer Zeit eine sehr einflussreiche Persönlichkeit.

Von 1963 bis 1974 unternahm Welskopf-Henrich Reisen in die USA und nach Kanada, um das Leben und die Traditionen der Dakota-Indianer zu studieren. Für ihre Verdienste um ein menschliches Bild der nordamerikanischen Indianer wurde Welskopf-Henrich von diesen mit dem Titel einer "Lakota-Tashina" (= Schutzdecke der Dakota) geehrt.

Liselotte Welskopf-Henrich starb im Alter von 78 Jahren während eines Aufenthaltes in Garmisch-Partenkirchen.

Leistungen[Bearbeiten]

Bekannt wurde Liselotte Welskopf-Henrich vor allem durch ihre wissenschaftlich fundierten, dennoch phantasievollen Indianerbücher, die sie vor allem für junge Leser schrieb. Sie verfasste auch das Drehbuch für die Verfilmung ihres Romans "Die Söhne der großen Bärin". Der DEFA-Film mit Gojko Mitić begründete eine ganze Reihe von DDR-Indianerfilmen. Auch ihre in der Gegenwart spielenden Indianerromane aus der Pentalogie "Das Blut des Adlers" waren in der DDR sehr populär.

Im Roman "Jan und Jutta" verarbeitete sie die Lebensgeschichte ihres Ehemannes bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten]

  • 1951 Erster Preis für Jugendliteratur der DDR für Die Söhne der Großen Bärin
  • 1968 Friedrich-Gerstäcker-Preis für Die Söhne der Großen Bärin

Werke[Bearbeiten]

Wissenschaftliche Veröffentlichungen[Bearbeiten]

  • Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike, 1957
  • Probleme der Muße im alten Hellas, Habilitationsschrift, 1962
  • Hellenische Poleis, Herausgabe unter ihrer Leitung, 1973

Belletristik[Bearbeiten]

  • Die Söhne der Großen Bärin, Romanzyklus, 1951-61
    • Bd. 1 - Harka
    • Bd. 2 - Der Weg in die Verbannung
    • Bd. 3 - Die Höhle in den Schwarzen Bergen
    • Bd. 4 - Heimkehr zu den Dakota
    • Bd. 5 - Der junge Häuptling
    • Bd. 6 - Über den Missouri
  • Der Steinknabe, 1952 (nach einem Märchen der Dakota-Indianer frei erzählt)
  • Jan und Jutta, Roman, 1953
  • Drei Wassertropfen, Kinderbuch, 1953
  • Hans und Anna, Kinderbuch, 1954
  • Zwei Freunde, Romantrilogie, 1955
  • Frau Lustigkeit und ihre fünf Schelme, Kinderbuch, 1958
  • Das Blut des Adlers, Pentalogie, 1966-80
    • Nacht über der Prärie, Roman, 1966
    • Licht über weißen Felsen, Roman, 1967
    • Stein mit Hörnern, Roman, 1968
    • Der siebenstufige Berg, Roman, 1972
    • Das helle Gesicht, Roman, 1980

Liselotte Welskopf-Henrich und Karl May[Bearbeiten]

Wie Karl May verwendete Welskopf-Henrich als Quelle auch George Catlin. Sie setzte sich mit Mays Werken auseinander und hat sich später in drastischer Form von diesen distanziert.

Literatur[Bearbeiten]

  • Uli Otto/Till Otto: Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin. Untersuchung zum historischen und kulturgeschichtlichen Hintergrund der Jugendbücher "Die Söhne der Großen Bärin" von Liselotte Welskopf-Henrich. Regensburg: Kern 2001. ISBN 3-934983-03-0
  • Isolde Stark (Hrsg.): Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR. Beiträge der Konferenz vom 21. bis 23. November 2002 in Halle/Saale. Stuttgart, Franz Steiner Verlag 2005. ISBN 3-515-08457-6 (Rezension)
  • Erik Lorenz: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer. Eine Biographie. Palisander-Verlag, Chemnitz 2009. ISBN 978-3-938305-14-0
  • John Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn. Erzählungen aus der Welt der alten Lakota, Vorwort von Liselotte Welskopf-Henrich, Übersetzung von Frank Elstner. Palisander-Verlag, Chemnitz 2009. ISBN 978-3-938305-10-2

Weblinks[Bearbeiten]