Paul Wilhelm

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Paul Wilhelm, eigentlich Wilhelm Dworaczek (* 25. April 1873 in Wien; † 25. November 1916 in Wien), war ein Wiener Journalist und Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten]

Paul Wilhelm besuchte die Handelsakademie in Linz und studierte danach in Wien Ethik und Ästhetik. Später wirkte er in Wien als freier Schriftsteller, arbeitete als Dramaturg des Raimundtheaters und gehörte den Redaktionen verschiedener Zeitungen an. Außerdem rezitierte er eigene und fremde Dichtungen und referierte über Kunst und Philosophie.

Paul Wilhelm und Karl May[Bearbeiten]

Der Wiener Akademische Verband für Literatur und Musik hatte Karl May zu einem Vortrag nach Wien eingeladen. Am 20. März 1912 war May daraufhin in Begleitung seiner Frau Klara nach Wien gereist und hatte Quartier im Hotel Krantz genommen.[1] Noch am gleichen Tag bat Paul Wilhelm um ein Interview, das entweder noch am Nachmittag des 20. um fünf Uhr oder am Morgen des 21. März stattfinden sollte; May möge ihm telefonisch Bescheid geben. Tatsächlich kam es noch an demselben Tag zu dem Interview. Paul Wilhelm schrieb in seinem dabei entstandenen Artikel:

Und so hat es mich denn lebhaft interessiert, als Karl May zu seinem Vortrage im Akademischen Verband für Literatur und Musik nach Wien kam, ihn persönlich kennen zu lernen und seiner herzlichen Einladung, ihn im Hotel Krantz zu besuchen, Folge zu leisten.
Seine Gattin, eine schlanke Dame von lebhafter Anmut, öffnete mir, und gleich nachher trat der Dichter aus dem Nebenzimmer herein.
Eine hohe stämmige Gestalt, der große, an den Schläfen besonders breit ausladende Kopf von grauem Haar umrahmt, der Schnurrbart und die kleine Fliege ebenfalls ergraut - ein Siebziger nach dem Literaturkalender, ein Mann von robuster Kraft nach dem ersten Eindruck. Später freilich mahnte manches in seinem Gehaben, daß die Kämpfe und Aufregungen der seit mehr als einem Dezennium gegen ihn betriebenen Hetze an seiner Konstitution nicht spurlos vorübergegangen waren. Er klagte über seine schwer angegriffenen Nerven, und trotz des robusten Aussehens sah ich in den Zügen des geistvollen und interessanten Kopfes die Spuren seelischer Erschütterungen gegraben. [...]
Ich fragte Karl May nach seinen literarischen Zukunftsplänen und war nicht wenig überrascht, zu hören, daß er sich der dramatischen Produktion zuwenden wollte. Er erklärte, daß sein ganzes bisheriges Streben nur eine Vorarbeit, eine Vorbereitung für den Beruf des Bühnenschriftstellers gewesen. [...]
Seine Zukunftspläne sollten sich nimmer erfüllen.[2]

Denn May starb bereits am 30. März 1912, acht Tage nach seinem Wiener Vortrag.

Nach der Lektüre von Marco Brociners Interviews mit Karl May im Neuen Wiener Abendblatt telegraphierte das Neue Wiener Journal, für welches der Artikel Paul Wilhelms bestimmt war, noch am 21. März um 6.15 Uhr an Wilhelm:

Wenn May nichts anderes mitteilt als heutiges Wiener Abendblatt oder Inhalt Vortrages dann Verzicht auf Interview.[3]

Und so erschien Paul Wilhelms Text auch nicht wie geplant am 24. März, sondern erst, gleichsam als Nachruf, am 2. April 1912 im Journal.[4]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 574.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 576-581.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 581.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 605.

Werke[Bearbeiten]

Veröffentlichung zu Karl May[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.