St. Joachimsthal
Joachimsthal (Jáchymov) ist ein Kurort inmitten der Wälder des Erzgebirges in Westböhmen. Er wurde berühmt durch die Heilbehandlung mit radioaktiven Quellen. Die Kur bestand zumeist im Baden in Thermalwasser mit einer hohen Radonkonzentration. Empfohlen wurde sie für Menschen, die an Erkrankungen des Bewegungsapparates, des Nervensystems und Stoffwechselstörungen litten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten]
Das große Interesse des Pariser Physikers Antoine Henri Becquerel an Wilhelm Conrad Röntgens neuen Strahlen führte 1896 zu seiner Entdeckung der natürlichen Radioaktivität, die aus Uransalzen freigesetzt wird. Marie und Pierre Curie isolierten die Elemente, die Becquerels natürliche Radioaktivität ausstrahlen. Im Laufe des Jahres 1898 gaben sie ihre Entdeckung zweier solcher Elemente bekannt, Polonium und Radium. Sie extrahierten kleinste Mengen von Radium aus Tonnen von Erz, das ein Abfallprodukt der Silbermine in Joachimsthal war und "Pechblende" genannt wurde.
1864 entsprang in einer der Silberminen von Joachimsthal eine Quelle, deren Wasser mehrere Ebenen überstieg. Die Ortsansässigen entdeckten bald, dass das Baden in diesem Wasser stimulierende Wirkungen hat. Nach der Isolation des ersten Gramms Radium durch die Curies im Jahre 1904 glaubte man, dass radioaktive Strahlung in geringen Dosen gut für die Gesundheit wäre. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das erste radioaktive Kurbad in der Nähe der Joachimsthal-Quellen erbaut.
Karl May in St. Joachimsthal[Bearbeiten]
Wie hoch die Dosis der ionisierten Radioaktivität und der Radongehalt waren, als Karl May vom 22. Mai bis zum 17. Juni 1911 in Joachimsthal war, ist nicht bekannt. Karl May diktierte seiner Frau einen Brief während des Aufenthalts:
- Wir befinden uns hier, im stärksten Radiumbad der Welt, zu Kur. Die Reaktion der Bäder ist so stark, daß ich die Feder nicht halten und auch nicht schreiben kann ... Mein hiesiger Arzt, ein Kaiserlicher Rat und Bezirksarzt, wird mich vor Juni kaum freigeben, die Nachkur nicht gerechnet[1]
Klara May erwarb außerdem ein Paket Radium und berichtete, dass es Wunder gewirkt habe bei Karl Mays Nervenentzündung. Was Klara kaufte, war höchstwahrscheinlich nur die Pechblende, unbearbeitet oder ähnlich dem, was Madame Curie ursprünglich erhielt. Nur bei der Urangewinnung, die 1911 in Joachimsthal noch nicht durchgeführt wurde, wird Uran aus dem Erz freigesetzt.
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Brief an Max Hermann Haubold vom 24. Mai 1911; zitiert nach Karl-May-Chronik V, S. 467 f.
Sonstiges[Bearbeiten]
Die Bild-Zeitung titelte 1996: Starb Karl May an Radium-Strahlen? (Bild Hamburg, 24. Juni 1996).
Literatur[Bearbeiten]
- Manfred Hecker: Karl Mays Kuraufenthalte 1907 und 1911. Fortsetzung. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 44/1980, S. 7–15. (Onlinefassung)
- Manfred Hecker: Karl May in St. Joachimsthal. In: Karl-May-Haus Information Nummer 13/2000, S. 27–49.
- Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik V. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2006. ISBN 978-3-7802-0170-6