Todeskarawane

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Eine Todeskarawane

Durch Todeskarawanen werden verstorbene Schiiten in die heiligen Städte Kerbela oder Nedschef Ali transportiert, um dort beerdigt zu werden, was ihnen einen sicheren Aufstieg in den Himmel garantieren soll.

im Werk[Bearbeiten]

"Der Schiit glaubt, daß ein jeder Moslem, dessen Leiche in Kerbela oder Nedschef Ali begraben wird, ohne alle weiteren Hindernisse sofort in das Paradies komme. [...] Darum ist es der heißeste Wunsch eines jeden, an einem dieser beiden Orte begraben zu sein. Da der Transport der Leichen per Karawane ein sehr kostspieliger ist, so kann er nur von den Reichen ermöglicht werden; der Arme aber, wenn er an so heiliger Stelle begraben sein will, nimmt Abschied von den Seinen und bettelt sich durch weite Länderstrecken bis zu der Grabstelle Alis oder Hosseïns, um dort seinen Tod zu erwarten." (Karl May, "Von Bagdad nach Stambul")

Da diese letzte Reise eine Weile dauert, sind die Karawanen von üblen Gerüchen begleitet.

"Man denke sich Hunderte und Hunderte von toten Menschenkörpern, welche nur in dünne Decken gewickelt sind oder in längst zerbrochenen Särgen liegen; seit Monaten unterwegs, sind sie dem glühenden Sonnenbrande und allen Einwirkungen der langen Reise und des Wetters ausgesetzt gewesen; sie befinden sich also in allen möglichen Graden der Verwesung und verbreiten einen Gestank, den jeder Windhauch stundenweit verbreitet. Da ist es wahrlich kein Wunder, daß das hohl- und triefäugige Gespenst der Pest diesen Karawanen auf dem Fuße folgt! Diese Pilgerzüge führen zahllose Leichen mit sich und den Tod hinter sich; darum wird jeder solche Zug mit dem sehr bezeichneten Namen Karwan el Amwat, d. i. Todeskarawane, benannt." (Karl May in "Im Reiche des silbernen Löwen II")

Kara Ben Nemsi trifft zweimal auf eine solche Karawane: In "Von Bagdad nach Stambul" und "Im Reiche des silbernen Löwen II". Auch Mays Essay "Die Todeskaravane" beschäftigt sich mit dem Brauch. Selbst in Mays Drama "Babel und Bibel" spielt der "Scheik der Todeskarawane" eine Rolle.

Quellen[Bearbeiten]

Siegfried Augustin benennt als mögliche Qulle für Mays Schilderung der Todeskarawane den 1. Jahrgang der "Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik" (1879), insbesondere einen Beitrag Amand von Schweiger-Lerchenfelds.[1]

siehe auch[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Siegfried Augustin: Mit Karl May auf fremden Pfaden. Literarische Quellen und Vorbilder. In: Karl May. Leben, Werk, Wirkung. Ein Handbuch. Hrsg. v. Heinrich Pleticha und Siegfried Augustin. Edition Stuttgart 1996, Seite 186.

Literatur[Bearbeiten]