Verdojas Pyramide

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Verdojas Pyramide
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Waldröschen

Im nördlichen Teil des Grundbesitzes von Verdoja liegt auch eine alte mexikanische Pyramide. Von der Hazienda del Erina benötigt man fünf Tagesreisen bis zur Pyramide, kommt am Muschelsee vorbei und durchquert die Mapimi.

"Nicht weit von meiner Hazienda giebt es nämlich eine altmexikanische Opferstätte; es ist das eine Pyramide, welche in ihrem Inneren von Gängen und Höhlen durchzogen wird, welche ich nur kenne; es ist das ein Geheimniß, welches sich nur in meiner Familie fortgeerbt hat."

Die Pyramide selbst erscheint als hohe, mächtige, pyramidenförmigen Masse, deren Fuß von Felsentrümmern und Sträuchern eingefaßt war.

An dieses Gebüsch stieß ein vielfach zersprungener Felsen, in dessen Rissen sich eine kleine Moosart angesiedelt hatte. Da, wo der Felsen auf dem Boden ruhte, schienen einige dieser Risse sehr tief einzuschneiden. Verdoja kniete nieder und legte die eine Schulter an den Felsen. Er drückte kräftig dagegen und ein Stück dieses Felsens, welches von vier Rissen eingefaßt war, wich nach innen. Jetzt wurde ein großes Loch sichtbar und auf dem Boden desselben einige sehr harte Steinrollen, auf denen sich das Felsenstück bewegt hatte. Das Loch hatte einen genügenden Umfang, um einem Manne in gebückter Stellung Eingang zu gestatten.

An der westlichen Seite der Pyramide entspringt eine Quelle, die ursprünglich einen Brunnen im Inneren gespeist hatte. Dieser ist aber jetzt versiegt. Trotzdem ist die Luft im Inneren kühl und feucht.

Diese Pyramide, ein Ueberrest alter, mexikanischer Baukunst, war aus Backsteinen auf einem Felsengrunde errichtet. In diesem Grunde hatte man vor Beginn des Baues zahlreiche enge Kammern ausgebrochen und sie durch Gänge verbunden. Auch die Pyramide war durch solche Gänge durchbrochen, in denen die Fürsten und Priester des untergegangenen Reiches ihre Geheimnisse bewahrt und ihre Orgien gefeiert hatten. Die Backsteine waren unter dem Einflusse der Jahre zerbröckelt und Pflanzen hatten ihre Wurzeln immer tiefer in die entstehenden Ritze getrieben. Das hatte den gewaltigen Bau noch mehr gelockert. Seine Spitze war verwittert und von den Stürmen nach und nach abgeweht worden, und heute hatte er das Aussehen eines pyramidalen Hügels, der von seinem Fuße bis hinauf zur Höhe mit Gesträuch bedeckt war.
Aber in das Innere hatten Sturm und Regen nicht zu dringen vermocht; da waren die Kammern und Gänge noch ganz wohl erhalten und besaßen ganz dieselbe Festigkeit, welche sie seit Jahrhunderten besessen hatten. Der alte Bau lag inmitten der Ländereien, welche Verdoja's Vorfahren gehörten. Einer derselben hatte lange vergebens nach einem Zugange zum Inneren der Pyramide gesucht, ihn endlich aber doch unter Stein- und Ziegeltrümmern gefunden. Er war darüber nicht mittheilsam gewesen, und so hatte sich das Geheimniß nur in der Familie fortgeerbt.

Das Innere der Pyramide besteht - laut einer Zeichnung - aus drei Stockwerken, deren Mitte ein tiefer, viereckiger Brunnen bildet. Conzentrisch zu diesem Brunnen liefen Gänge, welche durch Quergänge verbunden waren, und nach den Ecken zu waren Zellen angebracht, von denen einige ungefähr acht Fuß lang, sechs Fuß breit und sieben Fuß hoch sind. Diese enthalten ein Strohlager und sind mit eisenbeschlagenen Türen verschlossen. Auch die Gänge sind mit Türen verschlossen, die sich nur durch eine geheimnisvolle, mechanische Vorrichtung öffnen lassen.

Ursprünglich gab es unten an dem Fuß der Pyramide vier Eingänge, an der Mitte einer jeden Seite einen. Der noch benutzbare Eingang zur Pyramide befindet sich an der südlichen Seite. Verschlossen wird er durch einen Stein, der auf Rollen beweglich ist und nach innen geschoben werden kann.

Das Innere der Pyramide kennen nur Verdoja und ein Diener. Allerdings verwahrte Verdoja in seinem Schreibtisch einen Plan des Inneren der Pyramide.

In der Pyramide werden Emma Arbellez, Karja, Steuermann Helmers und Mariano als Gefangene von Verdoja untergebracht.

Nach ihrer Befreiung werden sie, ihre Retter und etwa einhundert Apachen bei der Pyramide von eintausend Comanchen und Dragonern belagert.

Sie entkommen durch einen unterirdischen Gang, der seinen Ausgang etwa eine englische Meile westlich der Pyramide hat.

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