An Sascha Schneider auf das Abendgespräch am 16. II. 1904 (Gedicht)

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An Sascha Schneider auf das Abendgespräch am 16. II. 1904 ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

An Sascha Schneider auf das
Abendgespräch am 16. II. 1904.
Du bist die Erde die sich selbst nicht kennt,
Planetgeword'ne, dunkle Schicksalsfrage,
Und nur die Gluth, die Dir im Innern brennt,
Giebt Dir das Licht zum ersten Schöpfungstage.
Noch hat der Himmelsstrahl Dich nicht erreicht,
Der Deine Welt an Gottes Sonne bindet,
Doch ehe noch der zweite Tag verstreicht,
Werd ich es sehn, daß er sich zu Dir findet.
Dann wirst du um die Klarheit wandeln gehn,
Wie Du es siehst von unsers Vaters Sternen,
Und über alles irdische Verstehn
Am sechsten Tag den Menschen kennen lernen.
Du bist der Himmel, der sich selbst nicht kennt,
Weil er auf Erden sich vergessen mußte.
Nun graut Dir vor dem eig'nen Element,
Und schauernd nennst Du es "das Unbewußte".
Doch sehe ich, daß Deine Künstlerhand
Grad dieses "Unbewußte" klar behandelt,
So hat sich mir Dein irdischer Verstand
In überird'sche Influenz verwandelt.
Und ist der letzte Schöpfungstag vorbei,
Wird Dir der siebente den Sabbathglauben bringen,
So daß dann auch an Deiner Staffelei,
Von Dir geläutet, helle Glocken klingen!
                                                                Karl May.
Radebeul d[en] 20. Februar 1904[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Am 15. Februar 1904 kündigte Sascha Schneider auf einer Postkarte seinen Besuch bei Karl und Klara May in der Radebeuler Villa "Shatterhand" für den 16. Februar, gegen 5 Uhr an.[2] Dieser Besuch fand tatsächlich statt und hat May wohl so beeindruckt, dass er daraufhin am 20. Februar dieses Gedicht verfasste und vermutlich an Schneider schickte. Schon am 21. Februar sandte Sascha Schneider eine Postkarte an Karl May, die möglicherweise eine Antwort darauf darstellt. Darin heißt es:

Lange überlege ich mir, was ich zu sagen habe und was ich tun soll. Wie soll ich Ihre hohe Meinung rechtfertigen? – Davon mündlich, so geht das nicht![3]

Über den Inhalt des Abendgesprächs ist allerdings nichts bekannt.

Das Manuskript des Gedichts ist nicht erhalten, wohl aber ein Abschrift in Klara Mays Kopienbuch No. 1. Briefe von Karl May. Darin lautete die letzte Zeile ursprünglich Von Dir geläutet, alle Glocken klingen!, wurde aber (vermutlich von Klara May) korrigiert.[4]

aktuelle Ausgabe[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 45.
  2. Karl May: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 44.
  3. Karl May: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 48.
  4. Karl May: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 45.