Sascha Schneider
Rudolph Karl Alexander (genannt Sascha) Schneider (* 21. September 1870 in St. Petersburg; † 18. August 1927 in Swinemünde) war ein deutscher Maler, Graphiker und Bildhauer.
Inhaltsverzeichnis
Biografie[Bearbeiten]
Schneiders Vater Rudolph Schneider war Redakteur, Druckereibesitzer und Mitbegründer der Monatszeitschrift "Schweizer Graphische Mitteilungen". Die Mutter, Pauline Friederike Parascha (Paraskowja) Katinka geb. Langenhaun (* 1841; † 1908), entstammte einer dänischen Familie. 1881 siedelte die Familie nach Zürich über.
Nach dem Tod des Vaters (1884) zog die Familie nach Dresden, wo die Schwester der Mutter lebte. Sie sorgte für die Aufnahme des Jungen an die Kreuzschule in Blasewitz. Sein dortiger Zeichenlehrer erkannte dessen Begabung und vermittelte Schneider nach dem Abitur (1889) an die Dresdner Kunstakademie für ein Kunststudium.
1893 bezog Schneider mit einem Kollegen ein Atelier und bestritt ab 1894 Einzel-Ausstellungen. 1895 lernte er Max Klinger (* 1857; † 1920) kennen, der ihm Kontakte in die etablierte Kunstszene vermittelte. Ein erster wichtiger Meilenstein war wohl seine Bilderschau in der renommierten "Gurlittschen Ausstellung" in Berlin.
Er reiste sehr viel und war u.a. längere Zeiten in Italien und Frankreich.
Sein eigenes Atelier eröffnete er – nach einem Umzug – 1900 in Meißen.
1903 – da hatte er u.a. schon in Leipzig pompöse Wandgemälde gestaltet – lernte er Karl May kennen, der ihn nach dem Besuch einer Ausstellung (Kunstausstellung Emil Richter mit Schneiders Monumentalgemälde "Um die Wahrheit") aufsuchte. May war beeindruckt und gab im Oktober 1903 das Wandgemälde "Der Chodem" in Auftrag. Ein halbes Jahr später beschließt Karl May, seine Reiseerzählungen im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld mit neuen Deckelbildern von Sascha Schneider (=> Sascha-Schneider-Ausgabe) ausstatten zu lassen. 25 Kartonzeichnungen wurden in einer Mappe zusammengefasst und von Mays Verleger vertrieben.
Sascha Schneider wechselte 1903 – auf Empfehlung Max Klingers – als Professor für Aktzeichnen nach Weimar. 1905 folgte ihm seine Schwester Lilly (* 1872; † 1966) und führte ihm auch dort den Haushalt. 1908 löste Schneider den Vertrag mit der Hochschule und verließ Deutschland. Vermutlich war die Erpressung eines ehemaligen Geliebten Hellmuth Jahn die Ursache. Er ging wieder nach Italien.
Im August 1909 weilte Sascha Schneider inkognito in Leipzig, um für die dortige Buchgewerbemuseum (Gutenberghalle) eine Wand zu gestalten. Im Einverständnis mit dem währenddessen abwesenden Max Klinger wohnte Schneider in dessen Haus im Stadtteil Plagwitz.
Ab 1912 war er wenigstens zeitweise wieder in Deutschland und kehrte 1914 endgültig zurück. Ab 1917 arbeitete Schneider im Dresdner Künstlerhaus.
1924 erschien die erste Monografie über ihn (von Felix Zimmermann). Zu dem Zeitpunkt litt Schneider bereits stark unter Diabetes, hielt sich viel in Sanatorien auf und war auf Pflege angewiesen.
1927 starb Sascha Schneider nach einem Diabetes-Anfall mit anschließendem Koma auf einer Rundreise (Stettin, Danzig, Riga, Stettin) kurz vor Einlaufen des Schiffes in den Hafen von Swinemünde.
1928 wurde ihm zu Ehren eine Gedächtnisausstellung veranstaltet.
Karl May und Sascha Schneider[Bearbeiten]
Die beiden Männer lernten sich im Frühjahr 1903 kennen. May suchte den Kontakt, nachdem er in Dresden Ausstellungen Schneiders besucht hatte. Sascha Schneider lebte zu dieser Zeit in Meißen mit seiner Mutter und seiner unverheirateten Schwester Lilly.
Mit Karl May verband ihn eine Künstlerfreundschaft. May war von dem symbolistischen Stil Schneiders sehr angetan, da dieser mit Mays ebenfalls symbolistischem Spätwerk wunderbar korrespondierte.
Schneider schuf neben einer Serie von Deckelillustrationen für die Bände Karl Mays im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld auch ein großes Wandgemälde ("Der Chodem", nach der Sage vom Chodem) für den Empfangssalon des Schriftstellers in dessen Villa in Radebeul.
Die Leser allerdings mochten sich weder mit Mays Spätwerk noch mit Deckelbildern Schneiders wirklich anfreunden.
- Werke von Schneider (Auswahl)
Durch die Wüste (1904)
Durchs wilde Kurdistan (1904)
Von Bagdad nach Stambul (1904)
In den Schluchten des Balkan (1904)
Der Schut (1905)
Winnetou I (1904)
Winnetou II (1904)
Winnetou III (1904)
Christus oder Muhammed (1904)
Am Stillen Ocean (1904)
Lichtsieg (1904)
Old Surehand (1905)
Im Lande des Mahdi I (1905)
Im Lande des Mahdi II (1905)
Im Lande des Mahdi III (1905)
Satan und Isharioth (1905)
Auf fremden Pfaden (1904)
Weihnacht (1905)
Am Jenseits (1905)
Friede auf Erden (1904)
Marah Durimeh (1907)
Die sterbende Menschheit (1903)
Sonstiges Werk[Bearbeiten]
Schneider war ein vielseitiger Künstler, der sowohl verschiedene Mal-, Zeichen- und Grafiktechniken beherrschte, als auch im Bereich der Plastik arbeitete.
Er schuf riesige Wandgemälde, beispielsweise im Leipziger Buchgewerbehaus (Gutenberghalle), in der Villa Colombaia in Florenz und im Foyer des Weimarer Staatstheaters.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten]
- Das Gefühl der Abhängigkeit (1893, Neufassung 1920)
- Judas Ischariot (1894, Neufassung 1922)
- Der Anarchist (1894)
- Um die Wahrheit (1901)
- Auf zum Kampf (1902)
- Der Chodem (1904)
- Die Glut (1904)
- Sascha-Schneider-Mappe (25 Deckelbilder, 1905)
- Abu Kital (Zeichnung, 1906)
- Kriegergestalten und Todesgewalten (24 Zeichnungen, 1914)
- Triumph des Weibes (1920)
- Mein Gestalten und Bilden (autobiographische Schrift, 1912)
im Film[Bearbeiten]

Im Film "Karl May" von Hans-Jürgen Syberberg wurde Sascha Schneider von Peter Moland gespielt.
Sonstiges[Bearbeiten]
Die Porträtbüste (aus dem Jahre 1915) des Grabmals seines auf dem Friedhof Dresden-Loschwitz gelegenen Grabes stammt von Paul Peterich, der auch den Brunnenengel schuf.
Überdimensionale Reproduktionen der Deckelbilder Schneiders für die Bände In den Schluchten des Balkan, Old Surehand, Am Stillen Ocean, Friede auf Erden, Winnetou II, Winnetou III, Der Schut, Durch die Wüste, Im Lande des Mahdi I und Im Reiche des silbernen Löwen zierten die Wände der ehemaligen Karl-May-Bar im Taschenbergpalais in Dresden.
siehe auch[Bearbeiten]
Portal:Sascha Schneider – Übersicht zu Karl-May-Wiki-Inhalten zum Thema
Literatur[Bearbeiten]
- Sascha Schneider: Titelzeichnungen zu den Werken Karl Mays. Mit einführendem Text von Prof. Dr. Johannes Werner. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld Freiburg i. Br. 1905.
- P. K. [d.i. Paul Kühn]: Sascha Schneiders Titelzeichnungen zu den Werken Karl Mays. In: Illustrirte Zeitung Nr. 3260 vom 21. Dezember 1905 (Nachdruck in Karl May in Leipzig Nr. 28).
- Gerhart Rosenhagen-Romint: Sascha Schneider. In: Velhagen- und Klasings-Monatshefte, 3. Band, 1912/13, S. 265–273 (Nachdruck in Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 136).
- Felix Zimmermann: Sascha Schneider. Verlag der Schönheit Dresden 1924.
- Euchar Albrecht Schmid: Dem Andenken Sascha Schneiders. In: Karl-May-Jahrbuch 1928.
- Hansotto Hatzig: Karl May und Sascha Schneider. Dokumente einer Freundschaft. In: Beiträge zur Karl-May-Forschung Band 2. Karl-May-Verlag Bamberg 1967.
- Rolf Günther/Dr. Klaus Hoffmann: Sascha Schneider & Karl May – Eine Künstlerfreundschaft. Karl-May-Stiftung Radebeul 1989.
- Hans-Gerd Röder: Sascha Schneider – ein Maler für Karl May. Karl-May-Verlag Bamberg 1995. 3-7802-0280-8
- Stephan Wagner: Sascha Schneider – Ein Maler nicht nur für Karl May. In: Karl May & Co. Nr. 70/1997.
- Annelotte Range: Zwischen Max Klinger und Karl May. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1999. 3-7802-3007-0
- Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik III bis V. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005/06. ISBN 978-3-7802-0170-6
- Gerhard Klußmeier/Hainer Plaul: Karl May und seine Zeit. Bilder, Dokumente, Texte. Eine Bildbiografie. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2007, insb. S. 514–516, 536 f. ISBN 978-3-7802-0181-2
- Hans-Gerd Röder/Christiane Röder: "Keiner hat mich so verstanden wie er!" Das Werk Karl Mays durch die Augen Sascha Schneiders. In: Karl May: imaginäre Reisen, 2008.
- Hans-Dieter Steinmetz/Hartmut Vollmer (Hrsg.): Karl May. Briefwechsel mit Sascha Schneider. Karl-May-Verlag Bamberg-Radebeul 2009.
- Christiane Starck/Hans-Gerd Röder: Sascha Schneider und Karl May. Zwei Künstler des deutschen Symbolismus. Jubiläumsausgabe zum 140. Geburtstag Sascha Schneiders. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2010.
- Christiane Starck: Sascha Schneider. Ein Kunstler des deutschen Symbolismus, Tectum Verlag Marburg, 2016.
- Christiane Starck: Sascha Schneider und Karl May, Karl-May-Verlag, 2017. (Komplett überarbeitete Neuausgabe.)
- Edmund-Kara Jendrewski: "Edit". Das Schiff, auf dem Sascha Schneider seine letzte Reise unternahm. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 200, 2019.
- Kristopher Brownlow: The Provocative Art Of Sascha Schneider, Mountbatten Press, Oxford etc., 2024.
Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.
Informationen über Illustratoren und Illustrationen zu Karl Mays Werken finden Sie im Sonderband zu den Gesammelten Werken Traumwelten (Band 1) von Wolfgang Hermesmeier und Stefan Schmatz.