In deiner Liebe ruht mein Glauben (Gedicht)

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In deiner Liebe ruht mein Glauben ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

In Deiner Liebe ruht mein Glauben,
  Ruht all' mein inniges Vertrau'n.
Will das Geschick Dich mir auch rauben,
  Ich werde doch den Himmel schau'n,
In welchem Deines Auges Sonne
  Mich grüßt so klar, so hell, so rein,
Voll Prophezeiung süßer Wonne,
  Daß Du mein Eigen werdest sein.
In Deiner Liebe ruht mein Hoffen,
  Ruht meiner Zukunft Heil und Licht.
Steht solch ein Paradies mir offen,
  So tret' ich ein und zaud're nicht.
Das Leid und Weh vergang'ner Zeiten
  Sinkt in Vergessenheit zurück,
Und Gottes Segen wird uns leiten
  Zu dieses Lebens höchstem Glück.
In Deiner Liebe ruht mein Leben,
  Ruht meine ganze Seligkeit.
O laß, O laß nach Dir mich streben,
  Und sei mein Eigen allezeit.
Trau meines Herzens sich'rem Schlage
  Und meines Pulses heil'ger Macht.
Du bist die Sonne meiner Tage,
  Und ohne Dich ist's um mich Nacht![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

in Die Rose von Ernstthal.[Bearbeiten]

In Karl Mays früher Erzählung Die Rose von Ernstthal (1874) wird das Gedicht nur teilweise zitiert, allerdings mit auffälligen Varianten zur oben angegebenen Fassung. Gedichtet und gesungen wird es hier durch den Handwerksburschen Richard Goldschmidt, während ihm Auguste und ihre Mutter zuhören:

Es war Dämmerstunde, jene liebe Zeit, in welcher wir den Schlag unseres Herzens vernehmlicher hören und darum so gern die Einsamkeit, die Stille und das Dunkel suchen. In dieser Stunde saß der neue Geselle täglich nach dem Feierabende unten auf der Bank, und in den Nachbargärten standen die Leute hinter den Zäunen, um seiner schönen, volltönenden Stimme zu lauschen. Aber nicht mehr als nur ein Lied sang er, dann ging er zurück in's Haus und war für den Abend nicht mehr zu sehen. Und wenn dann Auguste hinabging, so lag auf der Bank immer eine Rose, von zartblühendem Augentrost eingefaßt.
Die einzelnen Töne vereinten sich nach und nach zu Accorden, und nicht zagend und erst versuchend, sondern gleich laut und voll erklang das Lied:
  "In Deiner Liebe ruht mein Leiden,
  Ruht all das Weh vergang'ner Zeit – –"
Es war, als müsse der Hauch des Windes dieser kräftigen, männlichen Stimme Ehrerbietung zollen; die flüsternden Blätter schwiegen und hingen bewegungslos hernieder, und selbst der Falter unterbrach seinen Flug und setzte sich mit ausgebreiteten, wiegenden Flügeln an den Fensterrahmen.
  "In Deiner Liebe ruht mein Hoffen,
  "In Deiner Liebe ruht mein Herz – –"
begann der zweite Vers. Die Mutter bog sich hinaus, um sich dem süßen Genusse ganz hingeben zu können; das Mädchen aber legte das Köpfchen zurück und drückte die Hand gegen die Brust, als wolle sie eine aufsteigende Regung bekämpfen. Da klang der dritte Vers:
  "In Deiner Liebe ruht mein Leben,
    Ruht meine ganze Seligkeit.
  O laß nach Deinem Glück mich streben
    Und sei mein Eigen allezeit – –"
Es war weder ein bekanntes Lied, noch eine bekannte Melodie; der Sänger improvisirte frei, und grad deshalb waren Wort und Ton so eindringlich und ergreifend.[2]

in Der Giftheiner.[Bearbeiten]

In der erzgebirgischen Dorfgeschichte Der Giftheiner (1879) wird das Poem ebenfalls nur auszugsweise zitiert. Hier ist es das Werk Heinrich Silbermanns, der es für Alwine verfasst hat:

"Was denn?" frug er, sie an sich ziehend und sich mit überquellender Zärtlichkeit zu ihr niederbeugend.
"Geh, frag doch net. Ich bin bös auf Dich!"
"Doch aber net im Ernst!"
"Ganz und gar im Ernst."
"So sag, warum?"
"Weil – weil – weil Du so schön zu dicht'n verstehst und im Thun bist doch gar anders."
"Willst net aan Beispiel sag'n?"
"Hast' mir net 'mal aan Liebesgedicht machen müss'n?"
"Ja. Hast' es gemerkt?"
"Nein. Doch sag den Anfang!"
Ohne sich zu besinnen rezitirte er:
  "In Deiner Liebe ruht mein Leben,
    Ruht meine ganze Seligkeit.
  O, laß nach Deinem Glück mich streben
    Und sei mein eigen allezeit!"
"Schau, Du hast es net so vergess'n, wie ich. Es war so schön, so lieb und warm, und da hab ich gedacht, daß – – –"
Sie stockte. Er aber küßte ihre schmollenden Lippen zum ersten Male und ergänzte dann lächelnd:
"Du hast Dir gedacht, wie schön es sein müßt', wenn ich Dich 'mal ans Herz nehmen und zu Dir sprech'n werd', gerade wie im Gedicht. Ist's net so?"[3]

Später rekapituliert Heinrich noch einmal Alwines Verhalten, wobei er sich erinnert:

Und warum hatte sie nicht einmal den Anfang jenes Gedichtes gemerkt, welches er auf ihre eigne Aufforderung hin hatte fertigen müssen. Eine Andre hätte es auswendig gelernt und es sich tausendmal im Stillen hergesagt.[4]

in Waldröschen.[Bearbeiten]

Das Gedicht leitet in Karl Mays Kolportageroman Waldröschen (18821884) in der 1. Abtheilung das 4. Kapitel Ein Menschenraub ein. Allerdings sind hier von jeder Strophe nur die ersten vier Zeilen angegeben.[5]

Im gleichen Kapitel werden alle drei oben angegebenen Strophen zitiert, die hier eine Improvisation zur Gitarre bilden, die Alfred de Lautreville für Amy Lindsay spielt:

Ein Liebeslied für Miss Amy Lindsay.
"Nun wohl, Sennora, ich werde Ihnen etwas vorsingen. Aber was?"
"Was singen Sie am liebsten?"
"Nichts und Alles. Ich lerne niemals ein Lied; ich improvisire nur."
"Nun, so singen Sie –"
"Was?" fragte er, als sie zögerte.
"Singen Sie ein – Liebeslied."
"Dann aber bin ich ja gezwungen, mir eine Dame zu denken, welcher ich diese Liebe und dieses Lied widme!"
"Natürlich!" meinte sie in einem jetzt heiteren Tone.
"Aber wenn ich nun keine solche Dame kenne?"
"Giebt es wirklich keine, der Sie ein Lied widmen könnten, Sennor?"
Er schwieg eine Weile, dann antwortete er:
"Ja, es giebt eine, und an diese will ich jetzt denken, wenn ich singe."
Er führte sie zu dem Sessel, auf welchem sie vorhin gesessen, und schritt ganz in den Hintergrund des Raumes zurück, wo er sich auf einen Divan niederließ. Dort herrschte bereits ein solches Dunkel, daß sie ihn nicht erkennen konnte. Es verging eine Weile; sie ahnte, daß er jetzt an keine Andere, als nur an sie allein denke. Dann hörte sie die Saiten klingen, leise und mild, dann stärker, in einzelnen Akkorden und Tönen, die sich suchten und endlich zu einer Melodie zusammenfanden. Und nun hörte sie seine Stimme:
  "In Deiner Liebe ruht mein Glauben, [...]
Als der erste Ton seiner Stimme erschollen war, war sie erschrocken zusammengezuckt. Das klang ja so süß, so unbeschreiblich mild, das konnte unmöglich die Stimme eines Mannes sein! So blieb es während des ganzen Verses. Nun aber leitete ein kurzes Zwischenspiel nach Moll hinüber und es erklang lauter und bewegter die nächste Strophe:
  "In Deiner Liebe ruht mein Hoffen, [...]
Jetzt leitete ein abermaliges Zwischenspiel nach der Durtonart zurück; die Akkorde wurden voller und kräftiger; die Melodie setzte sich aus festen, sicheren Tonmotiven zusammen und auch die Stimme des Sängers erklang im vollen Brusttone:
  "In Deiner Liebe ruht mein Leben, [...]
Das Lied war verklungen, und lange Zeit herrschte in dem jetzt dunklen Raume das tiefste Schweigen. Dann aber kam er langsam aus dem Hintergrunde herbei, um das Instrument an seinen Platz zu hängen.[6]

1904 wurde dieses Gedicht von Adalbert Fischer in den Sammelband Sonnenstrahlen aus Karl Mays Volksromanen aufgenommen.

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben sind in der Bücherdatenbank zu finden:

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Waldröschen. In: Karl Mays Werke, S. 9741–9743. (vgl. KMW-II.3, S. 143 f.).
  2. Karl May: Die Rose von Ernstthal. In: Karl Mays Werke, S. 1793–1795 (vgl. KMW-I.3-3:12, S. 186).
  3. Karl May: Der Giftheiner. In: Karl Mays Werke, S. 2607 f. (vgl. KMW-I.3-99:43, S. 686).
  4. Karl May: Der Giftheiner. In: Karl Mays Werke, S. 2616 f. (vgl. KMW-I.3-99:43, S. 700).
  5. Karl May: Waldröschen. In: Karl Mays Werke, S. 9718 (vgl. KMW-II.3, S. 128).
  6. Karl May: Waldröschen. In: Karl Mays Werke, S. 9740–9743 (vgl. KMW-II.3, S. 142–144).

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]