Krüger-Bei

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Johann Gottlieb Krüger, genannt Krüger-Bei (* 1809 in Werben, Brandenburg; † ?), ist eine historisch gesicherte Persönlichkeit.

Leben[Bearbeiten]

"Johan Gottlieb Krüger, jetz genant Muhamed ben
Abdollah Nimsé, Schathar, Throngarde,
in Tunis"

Er war ein Deutscher, der 1833 aus preußischem Dienst desertierte und sich der französischen Fremdenlegion anschloss. Im Januar 1834 kam er nach Algerien und desertierte dort bereits zwei Monate später erneut. Er floh zu den Kabylen, die ihn zum Übertritt zum Islam und zur Annahme des muslimischen Namens Muhammad Ben Abdallah veranlassten. Nach abenteuerlicher Flucht durch das algerische Hinterland soll er schließlich vermutlich Ende 1839 oder Anfang 1840 Tunis erreicht und sich dem Bey als Schater, eine Art Leibwache, verpflichtet haben. Ob er es zum Obersten der Leibwache brachte, ist nicht gesichert. So oder so ist dieser Posten nicht von der immensen Bedeutung, die ihm Karl May beimaß. Krüger war dort auch verheiratet. Eine erneute geplante Desertion – zurück in die Heimat – gelang ihm nicht. Noch 1881 wird er dort gesehen, muss aber später in Ungnade gefallen sein.

bei Karl May[Bearbeiten]

Werke mit
Krüger-Bei
KBN2.jpg Bild2.jpg OS19.jpg

Deutsche Herzen - Deutsche Helden
Der Schut (nur erwähnt)
Der Krumir
Satan und Ischariot II

Krüger ist der Sohn eines Bierbrauers und stammte ursprünglich aus Brandenburg. Er kam Anfang der 1830er Jahre nach Tunis und trat zum Islam über. Er wurde Oberster der Leibgarde ("Herr der Heerscharen") beim Bei von Tunis.

Krüger ist ... ein Deutscher von Geburt. Er hat eine Vergangenheit hinter sich, wie sie kein Romanschreiber sich phantastischer aussinnen könnte. ... Von Krüger selbst ist zwar über sein früheres Leben soviel wie nichts zu erfahren, aber ich glaube, daß er aus der Mark Brandenburg stammt und wahrscheinlich Brauerbursche oder so etwas ähnliches gewesen ist. Auf der Wanderschaft nach Frankreich verschlagen, hat er sich in die Fremdenlegion anwerben lassen, ist in Algerien desertiert, über die tunesische Grenze entwichen und dort Sklave geworden. Infolge seiner Anstelligkeit steckte man ihn später unter das Militär; er hielt aus, avancierte, kam zur Leibwache und hat es schließlich bis zum Obersten derselben gebracht. Mohammed es Sadok Pascha schenkt ihm sein ganzes Vertrauen.[1]

Krüger spricht ein sehr ungewöhnliches Deutsch, da er seine Muttersprache zu drei Vierteln vergessen hat und den Rest nach arabisch-türkischen Regeln gebraucht.

Das größte Meisterstück von ihm aber ist sein Deutsch ... Er hat nur den allernotdürftigsten Schulunterricht genossen und als Brandenburger schon als Kind mit dem Mir und Mich im Streite gestanden.[2]

Er ist ein energischer und unbestechlicher Beamter und den Deutschen gegenüber, allen voran Kara Ben Nemsi und Oskar Steinbach, sehr gewogen und hilfsbereit.

Krüger-Bei ist gestorben, wie kürzlich auch die Zeitungen meldeten, leider aber nicht in seiner unübertroffenen deutschen Ausdrucksweise.[3]

Quellen[Bearbeiten]

Eine mögliche Quelle Karl Mays war der im Juni 1881 in der Zeitschrift "Die Gartenlaube" erschienene Bericht von P. R. Martini ("Ein Spaziergang durch Tunis"), der u.a. über "Krüger-Bey" berichtet.

Franz Kandolf wies zudem auf den Aufsatz "Ein deutscher Renegat in Nordafrika" aus dem "Magazin für die Literatur des Auslandes" (Jahrgang 1845) hin, auf dessen hinterer Einbanddecke Karl May das Wort "Krüger-Bei" notiert hatte.[4] Dieser Aufsatz war eine Zusammenfassung eines Textes von Friederike London ("Die Berberei. Eine Darstellung der religiösen und bürgerlichen Sitten und Gebräuche der Bewohner Nordafrika's. Frei nach englischen Quellen bearbeitet und auf eigene Beobachtung gegründet". Frankfurt am Main und London 1845).

Hanns Graefe verweist auf einen 1870 erschienenen, mehrteiligen Bericht Schicksale und Wanderungen eines deutschen Renegaten in Nordafrika von Heinrich von Maltzan im Globus, in dem die Biografie eines Deutschen names Schulze/Baba Hassan skizziert wird und diskutiert eine Gleichsetzung dieses Schulze mit Krüger-Bei.

Sonstiges[Bearbeiten]

Im Nachlass von Gustav Nachtigal, der in der Berliner Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt wird, entdeckte Mounir Fendri zwei Hefte, in denen der mit "Johann Gottlieb Krüger oder Mohamed ben Abdolla" Unterzeichnende eigenhändig über sein recht abenteuerliches Leben Bericht erstattet.

auf der Bühne[Bearbeiten]

"Krüger Bei" wurde als Figur in das Theaterstück "Hadschi Halef Omar" eingebunden. Darsteller waren u.a. Gerd Ehlers (1955) und Stephan Burschewski (1959).

im Hörspiel[Bearbeiten]

Hörspiel

Frank Wieczorek sprach 2004 die Figur in der Vertonung von "Satan und Ischariot II". Das Hörspiel wechselte bei einer Nachauflage den Titel und hieß ab 2006 "Winnetou und der Krüger-Bei".

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXI: Satan und Ischariot II. Freiburg i. Br. 1897, S. 275 f.
  2. May: Satan und Ischariot II, S. 276.
  3. Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXII: Satan und Ischariot III. Freiburg i. Br. 1897, S. 612 – der Satz ist vermutlich im August 1892 geschrieben worden.
  4. Franz Kandolf: Krüger-Bei und der "Vater der Fünfhundert". In: Karl-May-Jahrbuch 1979, S. 29.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.