Marie Therese von Bayern

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Marie Therese Henriette Dorothea, auch Maria Theresia (* 2. Juli 1849 in Brünn; † 3. Februar 1919 auf Schloss Wildenwart/Chiemgau) war Erzherzogin von Österreich-Este, Prinzessin von Modena und von 1913 bis 1918 Königin von Bayern.

Leben[Bearbeiten]

Marie Therese stammte als einziges Kind aus der Ehe von Erzherzog Ferdinand von Österreich-Este und Erzherzogin Elisabeth Franziska Maria von Österreich. Marie Therese verlor ihren Vater vier Monate nach ihrer Geburt. 1854 vermählte sich ihre Mutter ein zweites Mal mit dem ebenfalls verwitweten, kinderlosen Erzherzog Karl Ferdinand von Österreich.

Marie Therese war eine Nachfahrin der Stuarts. Sie wurde deshalb von den Jakobiten nach dem Tode ihres Onkels Franz V. als Inhaberin des englischen Thrones angesehen und von ihnen als Mary III., Königin von England, Schottland, Irland und Frankreich bezeichnet. Sie hat diesen Titel jedoch niemals öffentlich beansprucht.

Franz V., der Vormund Marie Thereses, hatte längst bestimmt, dass die Erzherzogin den vierzehn Jahre älteren Ferdinand, Großherzog von Toskana heiraten sollte. Doch traf Marie Therese 1867 in Wien den bayrischen Prinzen Ludwig, der in Vertretung von Ludwig II. reiste und beide verliebten sich ineinander. Im gleichen Jahr fand auf Schloss Seelowitz in Mähren die offizielle Verlobung statt. Das Schloss, dazu das Schloss Sárvár in Westungarn zwischen Neusiedler- und Plattensee, eine Mühle in Pornopat brachte die Braut neben Geldmitteln als Heiratsgut mit in die Ehe. Am 20. Februar 1868 fand die feierliche Hochzeit in der Wiener Hofburg in Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph statt. Der Bischof von Brünn, der Marie Therese bereits Taufe, erste Kommunion und Firmung gereicht hatte, vollzog auch die Eheschließung. Danach bezogen Marie Therese und Ludwig das Palais Leuchtenberg am Odeonsplatz in München.

Nachdem Prinzregent Luitpold verstorben war, wurde Ludwig zum neuen Prinzregenten ausgerufen, da der rechtmäßige König Otto immer noch lebte. Nach einer Verfassungsänderung stiegen Ludwig und Marie Therese schließlich am 5. November 1913 zum neuen bayrischen Königspaar auf. Marie Therese war bei ihrem Regierungsantritt bereits 64 Jahre alt. Sie war die erste katholische Königin des Königreichs Bayern.

Während des ersten Weltkriegs verschlechterte sich die Lage in München immer mehr: Die Bevölkerung wurde immer unruhiger, Männer starben reihenweise an der Front, die Frauen mussten in den Fabriken immer härter arbeiten und die Lebensmittel wurden immer knapper. Da das Königshaus jedoch weiterhin kaisertreu blieb, stürzte die bayrische Monarchie als erstes. Am Abend des 7. November 1918 erklärte Kurt Eisner König Ludwig III. für abgesetzt und rief die Republik Bayern aus. Es folgten Massendemonstrationen durch ganz München und die Königsfamilie flüchtete auf Schloss Wildenwart. Dort verstarb Marie Therese.

Aus der Ehe mit König Ludwig III. waren dreizehn Kinder hervorgegangen: Rupprecht Kronprinz von Bayern, Adelgunde, Maria, Karl, Franz, Mathilde, Wolfgang, Hildegard Luise, Notburga, Wiltrud, Helmtrud, Dietlinde und Gundelinde.

Marie Therese von Bayern und Karl May[Bearbeiten]

Mays Briefwechsel mit Wiltrud von Bayern[Bearbeiten]

Am 27. Februar 1897 schrieb der Kämmerer und Adjutant Ludwigs von Bayern, Hauptmann Freiherr Hans von Laßberg, im Auftrag von Marie Thereses Kindern Wiltrud und Helmtrud einen Fragebrief an Karl May. Aus dem entwickelte sich später ein Briefwechsel zwischen Wiltrud von Bayern und Karl May.[1]

Auf ihrer Rundreise 1898 besuchten Karl und Emma May am 26. März in München das Wittelsbacher Palais und trafen dort die Prinzessinnen Wiltrud, Helmtrud und Gundelinde persönlich. Zu einer Begegnung mit Marie Therese kam es vermutlich nicht.[2]

Kurz vor seiner Orientreise, deren ersten Teil Karl May allein unternahm, musste er eine weitere Einladung an den bayerischen Hof absagen. Emma May berichtete am 28. Februar 1899 in einem Brief an ihre Freundin Agnes Seyler:

Bald wären wir jetzt nach München gereist. Mein Mann war an den Hof befohlen; die Prinzessin Ludwig[3] hatte es so sehr gewünscht, dazu noch eine ganze Menge anderer Prinzen u[nd] Prinzessinnen. Leider mußte mein Mann abschreiben; es war ihm unmöglich, jetzt so kurz vor der Abreise wieder die Arbeit [an seinem Buch Am Jenseits] weg zu legen, so leid es ihm auch gethan hat, denn man muß nur die große Ehre bedenken![4]

Der May-Club München[Bearbeiten]

Am gleichen Tag schrieb Josef Weigl, der Mitbegründer und Präsident des May-Clubs München einen Brief an Karl May, in dem er von seinem Besuch bei Prinzessin Marie Therese in Nymphenburg berichtete. Sie sei entzückt über die Ansichten und Mahnrufe Mays gewesen, diese sollen von hoher Stelle durch die "Friedensblätter" verbreitet werden. Nach seiner Rückkehr von der Orientreise möge Karl May sofort nach München kommen. Die Prinzessin selbst kündigte den Beitritt ihrer ganzen Familie zum Carl May Club an. Außerdem wurde Emma May zu einem baldigen Besuch eingeladen.[5]

Karl May schrieb am 4. März darüber in einem Brief an Emil Seyler:

Am Königl[ichen] Hofe zu München interessirt man sich mit Begeisterung für diese meine Idee, welcher der herrlichste Erfolg sicher ist, wenn sie nicht von meinem armen Schreibtische sondern vom Throne ihren Ausgang nimmt und von den Inhabern fürstlicher Macht getragen und verbreitet wird.[6]

Weigl wandte sich am 5. März wiederum brieflich an May:

K[önigliche] Hoheit [nämlich Prinzessin Marie Therese] werden wir um das hohe Protectorat [für den May-Club] bitten und sie wird es uns nicht abschlagen, wie ich höre. Sie Protectorin, Herr Doctor [Karl May] Ehrenpräsident und die stattliche Zahl Ehrenmitglieder! Hurrah der Club![7]

An seinen Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld schrieb Karl May am 13. März:

Es handelt sich um eine wohlvorbereitete, großartige Bewegung auf religios-ethisch-sozialem Gebiete, an deren Spitze sich der Königl[iche] Hof in München mit allen Gliedern des Wittelsbacher Hauses stellen wird. Diese Herrschaften sind Mitglieder meines Münchener May-Klub geworden und von meinen Ideen ganz und gar begeistert. Ich werde auch während meiner Reise in regstem Briefwechsel mit ihnen bleiben – so gut es nämlich geht.[8]

Ebenfalls an Fehsenfeld ging am 22. April ein Brief Karl Mays aus Kairo. Darin ist von einer besonderen Veranstaltung des Klubs die Rede:

Ist Band 25 [Am Jenseits] erschienen? Man erwartet ihn mit Schmerzen, besonders in München, wo es vorige Woche einen großartigen Karl May-Abend gegeben hat. Der Bericht liegt mir schon vor. Königl[iche] Hoheit, Prinzessin Ludwig hat die Einladungen ergehen lassen. Erschienen waren der Hof mit allen Miltair- und Civilcharchen [sic] in Uniform, der Magistrat, Professoren, bedeutende Künstler etc. [...] Erst ein Lied gesungen mit Harmoniumbegleitung; dann der Vortrag Dr. [Josef] Weigls über das Thema "Dr. Karl May und die religiöse Friedensidee". Da ist mein ganzer Lebensgang und da sind auch die Grundideen und die Ziele, welche meine Bücher verfolgen, in solcher Weise geschildert worden, daß am Schlusse die ganze Versammlung begeistert gewesen ist. Prinzessin Ludwig hat ausgerufen: "Ich bin stolz darauf, ein Mitglied unsers lieben Karl May-Klub zu sein!"[9]

Einen Tag später berichtete Karl May auch seiner Frau Emma in einem Brief von diesem Karl-May-Abend in München.[10] In einem weiteren Schreiben vom 2. Mai an Emma heißt es:

Prinzessin Ludwig läßt mir sagen, daß sie mit ihren Kindern täglich für mich betet. Ist das nicht rührend?[11]

Mays Briefwechsel mit Marie Therese von Bayern[Bearbeiten]

Über den Kontakt zwischen der Prinzessin und dem Schriftsteller ist aus den folgenden Jahren nichts bekannt. Der nächste erhaltene Brief Mays an Marie Therese datiert auf den 26. September 1906. Darin heißt es:

Alles, was ich schreibe und veröffentliche, ist meinem Idealgedanken gewidmet, daß sich der Gewaltmensch in den Edelmenschen zu verwandeln habe und daß dies nur auf dem Wege, den uns Christus zeigt, geschehen könne.

Weiterhin erwähnte er sein Drama Babel und Bibel und bat um die

gnädige Erlaubniß, das drama, da es nun erschienen ist, einsenden zu dürfen: Mit der soeben in Druck erschienenen arabischen Fantasia "Babel und Bibel" beginne ich eine Reihe von Dramen, welche zeigen sollen, in welcher Weise die Kunst zwischen Religion und Wissenschaft zu vermitteln hat.[12]

Das Drama wurde dann an die Prinzessin gesandt und auch von ihr gelesen, wie ihre Tochter Wiltrud Karl May in einem Brief vom 22. November mitteilte.[13]

Am 25. oder 26. November sandte May einen Brief an Heinrich Wagner, den Verfasser der Aufsatzreihe Karl May und seine Werke in der Donau-Zeitung. Darin bat er darum, je ein Exemplar an Wiltrud von Bayern zu schicken:

Aber das Packet darf nicht Prassel machen, nicht auffällig sein. [...] Ich schreibe den Prinzessinnen noch heut, daß sie die Donauzeitung von Ihnen bekommen, über die sie sich gewiß und wirklich freuen werden, auch Ihre Königliche Hoheit, Frau Prinzessin Ludwig selbst.[14]

Der erwähnte Brief Mays ist nicht bekannt, ebenso wenig eine Reaktion der Prinzessin Marie Therese von Bayern.

Sonstiges[Bearbeiten]

Der XIV. Internationale Amerikanisten-Kongress, der vom 18. bis 23. August 1904 in Stuttgart stattfand, wurde in Anwesenheit des Königs Wilhelm II. von Württemberg und der Prinzessin Marie Therese von Bayern eröffnet. Obwohl Karl May angemeldet war, nahm er nicht an dem Kongress teil.[15]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 15 f.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 131 f.
  3. Gemeint ist Marie Therese von Bayern.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 196 f.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 197.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 197 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 198 f.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 200.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 225.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 227.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 234.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 86 f.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 102.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 106.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 371.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

Weblinks[Bearbeiten]