Ode an das Schwein (Gedicht)
Die Ode an das Schwein ist ein Gedicht oder Lied von Karl May.
Inhaltsverzeichnis
Text(varianten)[Bearbeiten]
[1. Fassung]
Ode an das Schwein. |
[2. Fassung, auf demselben Blatt daneben notiert:]
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Textgeschichte[Bearbeiten]
in Die Pantoffelmühle[Bearbeiten]
Möglicherweise war das Poem Bestandteil der unvollendeten Posse Die Pantoffelmühle von Karl May. Überliefert wurde es in zwei Fassungen, die auf demselben Blatt Papier notiert sind.[2] Diese beiden Fassungen sind zwar die ältesten, wurden aber offenbar zu Mays Lebzeiten nicht veröffentlicht. Christoph F. Lorenz datiert die Entwürfe – wie den Rest der Pantoffelmühle – auf das Jahr 1864.
in Der Geist der Llano estakata[Bearbeiten]
In Mays Jugenderzählung Der Geist der Llano estakata in der Zeitschrift Der Gute Kamerad zitiert Hobble-Frank (leicht versächselt) das Gedicht und nennt als Urheber Johannes Parricida (span. parricida, Vatermörder). Das Zitat ist mit vier Zeilen recht kurz, aber es ist textlich fast identisch mit dem Anfang der zweiten Fassung der Stotter-Ode von 1864:
- "[...] Ich werfe meine Perlen nich gern vor diejenigen Tierchen, von denen Johannes Parricida, der schtotternde Minstrel, so ergreifend gesungen hat:
- "Ich kenne een li–li–li–liebliches Tier,
- Dem schenk' ich a–alle A–Achtung.
- Es lebt off jedem Ba–Bauernhof hier
- Und ooch off jeder Pa–Pachtung."
- Ich will dich warnen, Fred. Verdirb es ja nich mit mir! [...]"[3]
in Kong-Kheou, das Ehrenwort/Der blaurote Methusalem[Bearbeiten]
Im Blauroten Methusalem wird die Stotter-Ode wieder zitiert und einem nicht genannten österreichischen Dichter zugeschrieben. Auch hier entspricht der Text fast genau wieder der zweiten überlieferten Fassung, ist aber zwei Zeilen länger als die sächsische Variante:
- Die Gerichte bestanden aus verschieden zubereiteten Fischen und dem ebenso vielfältig gekochten, gebackenen und gebratenen Fleische jenes Tieres, welches der Mohammedaner ebenso wie der Jude verachtet, während der Chinese es in großen Mengen züchtet; ein österreichischer Dichter hat ihm sogar eine Stotter-Ode gewidmet, deren erste Strophe folgendermaßen lautet:
- "Ich kenne ein lie-lie-lie-liebliches Tier;
- Dem schenk' ich a-lle A-achtung.
- Es lebt auf je-jedem Ba-bauerhof hier
- Und auch auf je-jeder Pa-pachtung,
- Es stammt aus dem Bako-ko-konyer Wald
- Und lebt von dem, wa-was es frißt.
- Es schmeckt wa-wa-warm, und es schmeckt ka-ka-kalt,
- Wenn's saftig gebraten i-ist."
- Daß der Mijnheer es nicht mit den Mohammedanern hielt, sondern mit denjenigen verständigen Völkern, welche dem betreffenden Rüsseltiere die demselben gebührende Ehre gern und voll angedeihen lassen, das bewies er auf das energischeste. Er langte zu und ließ sich zulangen, solange es etwas gab.[4]
Sonstiges[Bearbeiten]
In der von Karl May redaktionell betreuten Zeitschrift Schacht und Hütte (Heft 32, 1875) taucht im Rahmen der Geographischen Predigten (5. Mensch und Thier) ebenfalls eine Ode auf das Schwein auf:
- "Heil Dir, geborstetes,
- Ewig geworstetes,
- Dutzend geborenes,
- Niemals geschorenes,
- Köstliches Schwein.
- Heil, Heil und dreifach Heil
- Dem Schwein und seinem Hintertheil!"[5]
Das Gedicht stammt allerdings nicht von May, sondern von Johannes Aloisius Blumauer, einem österreichischen Dichter und Dramatiker, der relativ prosaische (aber dafür auch sehr erfolgreiche) Werke veröffentlichte.[6] Die letzten beiden Zeilen, der Kehrreim, verwendete Karl May in der ersten Pantoffelmühle-Fassung.
Bei den schweine-betreffenden Zitaten /s.o.), bei denen er die Stotterode und nicht die Version von Blumauer zitierte, streute May dennoch Hinweise auf den Urheber Johannes oder einen österreichischen Dichter.
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Karl May: Ode an das Schwein. In: Kühne/Lorenz: Karl May und die Musik, S. 227 f.
- ↑ Lorenz, S. 227 f.
- ↑ Karl May: Der Geist der Llano estakata. In: Karl Mays Werke, S. 36030.
- ↑ Karl May: Kong-Kheou, das Ehrenwort. In: Karl Mays Werke, S. 36996 f.
- ↑ Karl May: Geographische Predigten. In: Karl Mays Werke, S. 372.
- ↑ Florstedt: Gesänge an das Nutzvieh
Literatur[Bearbeiten]
- Christoph F. Lorenz: Karl Mays "Pantoffelmühle". Posse mit Gesang und Tanz in acht Bildern. In: Hartmut Kühne/Christoph F. Lorenz: Karl May und die Musik. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1999, S. 222–241.
- Jenny Florstedt: Gesänge an das Nutzvieh. Dem Schwein auf der Spur. In: Karl May in Leipzig Nr. 81/Juni 2010. [mit dem Original von Blumauer]
- Jenny Florstedt: Ode an das Schwein - Reprise. In: Karl May in Leipzig Nr. 97/2014.
- Wilhelm Vinzenz/Jürgen Wehnert: "Zerissen" - Ein Querschnitt durch Mays frühestes Schaffen. In: Karl-May-Welten IV, Karl-May-Verlag 2013.