Preisausschreiben (1910)

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Laut einer Anzeige am 1. Dezember 1910 in der Berliner Schriftstellerzeitschrift Die Feder veranstaltet die Breslauer Verlagsbuchhandlung Richard Wehse ein Preisausschreiben.

Inhalt[Bearbeiten]

Zu den zu erfüllenden Aufgaben gehörte:

  • bis 31. März 1911 auf 5.000 Zeilen eine deutsche Literaturgeschichte mit Erwähnung Karl Mays zu erarbeiten,
  • einen Roman oder Abhandlungen, Kritiken, Biographien über May zu schreiben,
  • einen Brief an May zu verfassen.

Wirkung[Bearbeiten]

Karl May wurde am gleichen Tag vom Düsseldorfer Maler Carl Deiker auf das Preisausschreiben aufmerksam gemacht, der sich daran beteiligen wollte.[1]

In der Frankfurter Zeitung und in der Berliner Zeitschrift Die Gegenwart erschienen am 10. Dezember kritische Artikel über dieses Preisausschreiben.[2] Daraufhin verfasste Karl May eine Berichtigung, die am 17. Dezember unter der Überschrift Nochmals die "Mayfeier" in der Gegenwart erschien:

Ich habe von diesem Preisausschreiben   n i c h t   d i e   g e r i n g s t e   A h n u n g   gehabt, war tief empört, als ich es las, und habe den Herausgeber der "Feder" [nämlich Max Hirschfeld s o f o r t   hierüber aufgeklärt. Der angebliche Verleger ist gar nicht Buchhändler. Er zählt ca. 21 Jahre, war Tischlerlehrling, dann Arbeiter bei Siemens und wurde von mir wiederholt als kranker, notleidender Mensch unterstützt, weil er versicherte,   s i c h   s o n s t   e r s ä u f e n   z u   m ü s s e n.   Auch in Breslau verschaffte ich ihm durch Freundes Vermittelung Arbeit und Logis, doch vergeblich. [...] plötzlich verlangte er von mir 3000 Mark; er wolle "Verleger werden". Er bekam selbstverständlich nichts. Da schrieb er mir in drohender, geradezu rüder Weise, daß er zu meinen Feinden übergehen werde. Das hat er, wie es scheint, getan. [...] Es wird mir von gut unterrichteter Seite versichert, daß sein ganzer "Verlag" nur in dem Stempel besteht, den er sich hat machen lassen.[3]

Im Kunstwart vom Januar 1911 kritisierte auch Ferdinand Avenarius das Breslauer Preisausschreiben;[4] in der Münchner Jugend erschien in Nr. 1 die Satire Karl May in der Literaturgeschichte, die sich auch mit diesem Thema beschäftigte.[5] Am 4. Januar verfasste May auch darauf eine Erwiderung, der er seinen Artikel aus der Gegenwart (17. Januar) beilegte:

Ich bin also nicht der Veranlasser, sondern vielmehr das Opfer dieses Preisausschreibens, von dem ich kein Wort wußte.[6]

Diese Antwort Mays erschien auszugsweise unter der Überschrift Zur gef[ä]l[ligen] Beachtung und wurde, wie folgt, kommentiert:

Es ist also kein Zweifel, daß in diesem Falle Karl May bitteres Unrecht geschehen ist. Ein Verlag Richard Wehse existiert überhaupt nicht.[7]

An Fritz von Ostini, den Herausgeber der Jugend, schrieb Karl May in einem undatierten Brief, der wohl aus der gleichen Zeit stammt:

Nehmen Sie nicht Alles so ganz und gar prüfungslos hin, wie jetzt den rachsüchtigen, verführten Tischlerlehrling, sonst ist es schließlich die "Jugend" über die man lacht.[8]

Durch Karl Mays Rechtsanwälte Eduard Karl Wetzlich und Franz Netcke eingesandt, erschien Mays Entgegnung (Die Gegenwart, 17. Januar) am 22. März 1911 auch im Dresdner Anzeiger.[9]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 370.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 376.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 383 f.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 393.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 393.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 393 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 394.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 394.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 434.

Literatur[Bearbeiten]