Studentenkarl

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Werke mit
Studentenkarl
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Otto-Victor-Fragment (nur erwähnt)
Ziege oder Bock

Der Studentenkarl heißt eigentlich Karl Schmidt. Es handelt sich hier wohl um die Stammfigur einer geplanten (?) Humoreskenreihe Karl Mays: Darauf deutet die Textpassage hin:

Das ist ja unser "alter Knaster." Wenn da der "Confusionsheinrich" noch dazu kommt, und das "Krakehllinchen" oder gar der "Studentenkarl", so giebt es eine jener sonderlichen und possirlichen Geschichten, wie sie zu Dutzenden passirt sind, als der alte gute, grobe und originelle Herr noch lebte!

Bislang sind aber nur die Erzählung Ziege oder Bock und das Otto-Victor-Fragment aus der Reihe bekannt.

[Er] war ein Jüngling, auf dessen Oberlippe sich noch die ersten feinen Härchen kräuselten, doch sprach in Haltung, Blick und Bewegung bei ihm sich eine Sicherheit aus, welche sonst nur älteren und erfahreneren Personen eigen zu sein pflegt. Die farbige Mütze keck auf dem Kopfe und die lange, mit räthselhaften Emblemen versehene Pfeife in dem Munde, bot er mit seiner jugendlich kräftigen und gewandten Gestalt eine gar anmuthende Erscheinung dar. Wer ihn kannte, der hatte ihn lieb; sogar der grimmbärtige Schloßherr mochte ihn gern leiden; der "Confusionsheinrich" war für die Ferienzeit sein treuester Special, und die Jungfer [Adeline] ließ sich von ihm ganze Dutzende von Gedichten verehren, in denen sich Thränen und Gähnen, glauben und schrauben, fließen und nießen, erhören und empören gar hold und innig zusammenreimten. Die Bewohner des Städtchens sagten daher immer: "der Studentenkarl hat das ganze Schloß im Sacke und wenn der hustet, so schreien sie Alle Prosit von dem alten Knaster an bis herunter zu dem Gartenwächter."
Da drunten in dem kleinen, einstöckigen Häuschen [in Wildauen] bei den letzten Scheunen am Flusse wohnten seine Eltern. Der Vater war ein blutarmer Zeug- und Leinenweber, der nebst sich, seiner Frau und einer alten Mutter noch sechs Kinder zu ernähren hatte und daher von dem frühesten Morgen bis in die späteste Nacht an den Webstuhl gebunden war [...] Sein Aeltester, der Karl, war schon als Knabe ein ungewöhnlich offener Kopf gewesen und hatte das Glück gehabt, die Aufmerksamkeit des "alten Knasters" auf sich zu ziehen. Dieser nahm sich nach einer strengen Prüfung seiner an, sorgte für den nöthigen Unterricht, ließ ihn das Gymnasium besuchen und schickte ihn schließlich zur Universität, wobei er ihm die kurze Weisung ertheilte, alles Mögliche, aber nur keine Advokatenkniffe zu studiren.
Der junge Mann belohnte die ihm gewordenen Wohlthaten mit dem regsten Fleiße, war stets nur mit den besten Zeugnissen nach Hause gekommen und versprach, einst seinem Gönner alle Ehre zu machen. Wenn es sich dieser auch nicht unnöthiger Weise merken ließ, so hatte er ihn doch fast mit Vaterliebe in sein altes, einsames Herz geschlossen und sorgte für ihn selbst da, wo Niemand Etwas bemerkte. Da er selbst ein abgesagter Feind aller Kopfhängerei war, so sah er mit allerdings stets verborgen gehaltenem Vergnügen, daß sein Schützling sich vor vielen Andern durch Geistesgewandtheit und einen fröhlichen Muth auszeichnete, mit deren Hilfe er den schweren Anforderungen des späteren Lebens sich gewachsen zeigen konnte und die ihm während seiner Schülerjahre manchen lustigen Streich dictirten, der, ohne Jemand in wirklichen Schaden zu bringen, die Lacher für sich hatte und sogar den "alten Knaster" bewog, sich knurrend, brummend und schmunzelnd mit den Händen in den Bart zu fahren.

Der Studentenkarl bezeichnet sich selbst teils scherzhaft als Dichter. Armen und in Notgeratenen hilft er mit seinem wenigen Geld: der Botenhanne, dem Schneider Müller, einem Studenten, dem der Vater gestorben ist (mit diesem teilt er Kost, Logis und Taschengeld). Er unterstützt auch die Eltern noch. Da das Geld des Prinzen deshalb nicht ausreicht, giebt er Privatstunden und schreibt Kollegienhefte für Andre.

Der Prinz fordert den Studentenkarl auf, ihm einen Streich zu spielen, da er überzeugt ist, dass man ihm keinen Streich spielen könne. Die Aufforderung hat den Charakter einer Wette, da bei Nichtgelingen dem Studentenkarl die Gelder des Prinzen gestrichen, bei Gelingen jedoch verdoppelt werden sollen.

In den Streich werden auch die Adeline und der Confusionsheinrich einbezogen: Adeline muss im Nachbardorf für den Prinzen eine neue Ziege holen. Karl macht sich den Aberglauben Adelines zu Nutze und lenkt ihre Aufmerksamkeit mit einem angeblichen Abwehrzauber ab: Während sie auf der Mitte des Weges Rast bei ihrem Schwager, dem Bergwirth, macht, vertauscht der Studentenkarl mit Hilfe des Bergwirths, der sein Freund ist, die Ziege gegen einen gleichaussehenden Bock.

Am nächsten Tag erfolgt die Vertauschung doppelt, als Adeline in Begleitung des Confusionsheinrich den Bock wieder zurückbringt. Ein weiteres Mal wird die Ziege mit dem Bock vertauscht, als der Prinz die Sache selbst in die Hand nimmt.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.