Wilhelmine Hannes

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Wilhelmine Charlotte Marie Antoinette Hannes geborene Meyer (* 3. Dezember 1844 in Hagen bei Bremen; † 11. Februar 1921 in Wernigerode) war die Gemahlin von Gustav sowie die Mutter von Ferdinand und Marie Hannes.

Leben[Bearbeiten]

Wilhelmine Hannes war die Tochter eines Amtsgerichtsrates in Hagen. Ihre Familie stammte aus Stiege (Harz).

Am 28. Februar 1878 heiratete sie den Arzt Gustav Hannes in Lilienthal bei Bremen. Sie wohnten zunächst in Tarmstedt und später in Bremen. Dort kam 1879 Ferdinand zur Welt. Danach zog die Familie Hannes nach Lehe bei Bremerhaven, wo 1881 Marie geboren wurde. Etwa 1882 zogen sie nach Laboe nahe Kiel, um 1884 wieder zurück nach Bremen, wo sie bis 1890 gemeldet waren. Im Herbst 1890 zogen sie nach Wernigerode um. Seit Anfang 1898 bewohnte Familie Hannes ein Haus in Nöschenrode (heute zu Wernigerode).

Nach dem Tod ihres Mannes (1914) verkaufte Wilhelmine Hannes das Haus samt Grundstück und zog mit ihrer ledigen Schwester Rosette Meyer in eine Mietwohnung in Wernigerode. Dort starb sie 1921.

Wilhelmine Hannes, Karl und Klara May[Bearbeiten]

Besuch in Wernigerode[Bearbeiten]

Der ersten Kontakt Karl Mays zum Ehepaar Hannes kam durch "Mariechen" Hannes zu Stande, die seit 1896 mit dem Schriftsteller im Briefwechsel stand. Auf ihrer Rundreise 1897 kamen Karl May und seine erste Frau Emma am 13. Mai 1897 in Wernigerode an, wo sie im Hotel Weißer Hirsch wohnten. Den Abend verbrachten sie im Haus der Familie Hannes und entschlossen sich daraufhin, bis zum 15. Mai zu bleiben.[1] Am 14. Mai unternahmen Mays eine Kremserfahrt mit Wilhelmine und Marie Hannes zur Steinernen Renne.[2] Den Abschied am Abend beschrieb Marie Hannes in ihrem Manuskript Allerlei von Karl May folgendermaßen:

Ich sah durch einen dichten Thränenschleier, daß Onkel Karl Vaters Hand schüttelte – [...] Vater Onkel Karls Hand preßte [...], ich sah's feucht glänzen in Mutters Augen [...][3]

Der Fausthieb von Old Shatterhand[Bearbeiten]

Ende 1902 wurde das Verhältnis zwischen Karl May und Marie Hannes dadurch getrübt, dass "Mariechen" ihre Erinnerungen Allerlei von Karl May veröffentlichen wollte. Der Schriftsteller fürchtete, dass seine dort gesammelten Phantastereien rund um die Old-Shatterhand-Legende seinen Gegnern in die Hände spielen würden. Am Heiligabend 1902 schrieb er ihr einen langen erbitterten Brief und hatte lange Zeit überhaupt keinen direkten Kontakt zu ihr.[4]

Die Verbindung zur Familie Hannes wurde vor allem durch Klara verw. Plöhn, Karl Mays spätere zweite Frau, aufrecht erhalten.[5] Am 26. Januar 1903 wendete sich Maries Mutter Wilhelmine Hannes brieflich an Klara Plöhn:

Der Fausthieb von Old Shatterhand hat seine Wirkung nicht verfehlt. – Der Eindruck war gewaltig. – Nachdem Mar[iechen] den Brief gelesen, starrte sie auf eine Stelle. – [...] Wie sie mir Nachmittags sagte, als sie stoßweise mit den vielgelesenen Sätzen – immer zögernd – herauskam, weil sie fürchtete, wir könnten Onkel Karl verurteilen. [...] Liebe Frau Plöhn, wenn Sie den Brief gelesen haben, werden Sie begreifen, was wir empfanden. [...] Vielleicht war er auch für mich nötig. Schwerlich traf er mich weniger als das Kind. [...] Wenn Sie, liebe, verehrte Frau Plöhn, von mir verstanden haben, wir wünschten den Einfluß Karl Mays auf unsere Kinder nicht mehr, so muß ich mich falsch ausgedrückt haben. [...] Wir danken es Gott – wissen der Einfluß wird bleiben, wenn auch das Band – zerschnitten wurde.[6]

Versöhnung[Bearbeiten]

In einem Brief, den Karl May am 28. Januar 1906 an den Schüler Richard Leidholdt schrieb, stellte er Ferdinand Hannes (ohne vollständige Namensnennung) als Vorbild für den jungen Mann dar und äußert sich dabei auch über dessen Mutter Wilhelmine Hannes:

Dr. F. H. war ein schwacher, kranker, scheinbar unbrauchbarer Junge, als ich ihn kennen lernte. Seine Mutter war in hohem Grade nervenschwach [...] Mit 17 1/2 Jahren wurde er als Student schon gelegentlicher Assistent seines Professors. Da nahm er die Seinen in Behandlung. [...] Auch die Mutter ist hergestellt [...][7]

Im Jahre 1906 hatte sich Karl May mit Marie Hannes wieder soweit versöhnt, dass beide wieder in Kontakt miteinander getreten waren. Begeistert schrieb Wilhelmine Hannes am 27. Juli 1906 an die nunmehrige Klara May:

Unser Kind ist so glücklich! – Sie darf wieder an ihren Onkel Karl denken wie damals. [...] Wunderbar dies Band zwischen den Kindern und Ihnen. [...] Ich bin von Haus aus zur Eifersucht veranlagt, hier könnte ich eifersüchtig werden, aber bin doch nur glücklich über das Glück meiner Kinder.[8]

Von weiterem Briefwechsel berichtet das nächste erhaltene schreiben Wilhelmine Hannes' an Klara May vom 30. August:

Soeben schreibt mir Mariechen: "Ich habe am Sonntag früh an Onkel Karl geschrieben." – Da Ihre Karte an mich von Montag war, [...] vermute ich, daß der Inhalt derselben eine Antwort auf Mariechens Brief sein sollte und errate, was sie an den Onkel geschrieben. Ich werde ihr, damit sie keine Antwort weiter erwartet, Ihre Karte (abgeschrieben) hinschicken.[9]

Auf eine weitere Postkarte Klara Mays antwortete Wilhelmine Hannes am 5. September:

Da ich überzeugt bin, daß Ihr lieber Mann genau weiß [...], was dem eigenartigen kleinen Menschenkind nottut, bin ich zufrieden, wie er's macht.[10]

Am 2. Februar 1908 wandte sich Wilhelmine Hannes direkt an Karl May:

Sie haben unserem Mariechen in dem Briefe ein gutes Zeugniß gegeben, ebenso wie die Schule. [...] Ich möchte Ihnen noch aussprechen, wie innig ergreifend es für uns gewesen, daß Sie so gequält wurden, die langen Jahre hindurch![11] Ob es nun genug ist?[12]

Weitere Kontakte zwischen dem Ehepaar May und Wilhelmine Hannes sind nicht bekannt. Auch die Verbindung zwischen Marie Hannes und Klara May war schon bald nach Karl Mays Tod (1912) eingeschlafen. Erst nach erneuter Kontaktaufnahme von Seiten "Mariechens" informierte sie Mays Witwe am 7. Mai 1936 vom Ableben ihres Vaters (1914) und ihrer Mutter:

Ich selbst bin – wie schon gesagt, ganz allein – meine Eltern sind lange tot.[13]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 31-38.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 39-42.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 43.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 151-154.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 183.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 190-192.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 488 f.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 53.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 61.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 68.
  11. Gemeint sind hier Karl Mays Prozesse.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 347.
  13. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 423.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.