Komm, Liebling, komm, wir wollen scheiden gehen (Gedicht): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 17. Juni 2018, 15:43 Uhr
Komm, Liebling, komm, wir wollen scheiden gehen, später auch Karl für mich, Karl May an Klara May und Am Hochzeitstag genannt, ist ein Gedicht von Karl May.
Inhaltsverzeichnis
Text[Bearbeiten]
- Komm, Liebling, komm, wir wollen scheiden gehen
- Die Erde hat es uns so leicht gemacht
- Ich kann nicht trauernd vor dem Abschied stehen,
- Wenn er so froh in deinen Augen lacht.
- Wir wollen Hand in Hand uns niederlegen;
- Zwei Särge, doch ein Grab, so soll es sein,
- Und über uns des ewgen Vaters Segen,
- Doch nie und nimmermehr ein Leichenstein!
- Und rollt die Erde auf die Särge nieder,
- So lächeln wir beglückt einander zu.
- Man singt uns zwar vielleicht dann Sterbelieder,
- Doch die Gestorbnen sind nicht ich und du.
- Wir haben ja nur das zurückgegeben,
- Was von der Erde uns geliehen war,
- Und stehen beide als vereintes Leben
- Bei unsern Sängern, wenn auch unsichtbar.
- Die letzte Stunde naht, Am Firmamente
- Wird Licht um Licht vom Vater aufgestellt.
- Er ladet uns zur stillen Jahreswende,
- Zum neuen Sein dort in der andern Welt.
- Schau auf! Du sollst in meinen Sternen lesen,
- Was in den deinen längst geschrieben lag:
- Wir sind auf Erden nur verlobt gewesen;
- Der Todestag ist unser Hochzeitstag!
- Letzter Morgen in Riva. Montag 15/12. 2.[1]
Textgeschichte[Bearbeiten]
Während seiner Rundreise 1902 verfasste Karl May am 15. Dezember 1902 in Riva, wo er sich mit Klara Plöhn aufhielt, das Gedicht. Dieter Sudhoff und Hans-Dieter Steinmetz bemerken in ihrer Karl-May-Chronik III zu diesem Poem:
- May nimmt Abschied vom Gardasee mit einem todessehnsüchtigen Treuewort.[2]
Am 30. März 1903 heirateten Karl und Klara May. Am gleichen Tag trug Klara das Gedicht unter der Überschrift Karl für mich: in ihr Tagebuch ein und fügte zwei Bemerkungen an:
- Karl v[or] d[er] Entscheidung
- 30. [3. (?)] 1903
und
- Mein Hochzeitsgeschenk von meinem Herzensmanne. –[3]
Es ist allerdings möglich, dass Klara das Poem bereits vor der Hochzeit kannte.
Zu Mays Lebzeiten wurde dieses Gedicht nicht veröffentlicht, sondern erst im Karl-May-Jahrbuch 1919, S. 249–251. Hier erhielt es die Überschrift Karl May an Klara May – 2. Am Hochzeitstag und die Fußnote
- Dieses Gedicht hat Karl May seiner Frau am Hochzeitstag, am 30. März 1903, ins Stammbuch geschrieben. Genau 9 Jahre später, am 30. März 1912, starb er.
Außerdem heißt es hier in der letzten Zeile der zweiten Strophe Särgen statt Sängern.[4]
In dieser Form nahm Roland Schmid 1956 in den Band Lichte Höhen auf und formulierte die Fußnote neu:
- Dieses Gedicht schrieb Karl May seiner Gattin Klara zum Hochzeitstag, am 30. März 1903, ins Stammbuch. Merkwürdig ist die doppelte Voraussage des Todestages: Karl May starb genau 9 Jahre später, am 30. März 1912; Klara May starb am 31. Dezember 1944 kurz vor Mitternacht, also zur Jahreswende.[5]
Später revidierte Schmid diese Ansicht:
- Unter dieser veränderten Voraussetzung [d. h. der viel früheren Entstehung des Poems] verrät die düstere Stimmung nun Todessehnsucht und zugleich die Erwartung, daß die "letzte Stunde" zur "stillen Jahreswende" kommen werde und daß ein solches g e m e i n s a m e s Hinscheiden einem Hochzeitstag gleichkäme. Alles erscheint wie von Richard Wagners "Tristan und Isolde" inspiriert.
Außerdem sieht Roland Schmid Parallelen zu Mays Gedicht Sylvester 1902–1903.[6]
aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]
- Roland Schmid (Hrsg.): Karl May an Klara May. Aber nicht: "Am Hochzeitstag". Gedanken zur Entstehung eines Karl-May-Gedichts. Karl-May-Verlag Bamberg 1983, S. [2]–[4]. [Faksimile des Manuskripts und Neusatz]
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Schmid: Karl May an Klara May, S. [2].
- ↑ Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik III. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 146. ISBN 978-3-7802-0170-6.
- ↑ Schmid: Gedanken zur Entstehung, S. [5] f.
- ↑ Schmid: Gedanken zur Entstehung, S. [5] f.
- ↑ Schmid: Gedanken zur Entstehung, S. [5].
- ↑ Schmid: Gedanken zur Entstehung, S. [6] f.
Literatur[Bearbeiten]
- Roland Schmid (Hrsg.): Karl May an Klara May. Aber nicht: "Am Hochzeitstag". Gedanken zur Entstehung eines Karl-May-Gedichts. Karl-May-Verlag Bamberg 1983.
- Karl Serden: Am letzten Tag in Riva. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 98/1993, S. 9–12. (Onlinefassung)
Weblinks[Bearbeiten]
- Der Eintrag auf den Seiten des Karl-May-Verlags.