Bhowannie

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Einträge in zeitgenössischen Lexika[Bearbeiten]

Wörterbuch der Mythologie 1874[Bearbeiten]

Bhawani (Ind. M.), einer der ehrendsten Bezeichnungsnamen der Gattin des Schiwa, »die Alles Gebärende, die Dasein Gebende.« Sie ist identisch mit der mächtigen Göttin Maja, der Alles erweckenden Liebe, die von der absoluten Gottheit getrennte weibliche Urkraft, die erste Mutter, und die zuerst aus der Gottheit selbst Gewordene. Die Mythen der Indier erzählen, sie sei sowohl Mutter als Gemahlin der grossen Götterdreieinheit, Brama, Wischnu und Schiwa, gewesen; die Gottheit unterredete sich mit ihr, der Urwirksamkeit (Schakli), über die ferneren Schöpfungen, erhielt ihre Zustimmung, und ihr schaffendes Wort (Om, es sei, oder es werde so), war zugleich Bestätigung und Schöpfung. Sie schlug freudig die Hände zusammen, und hieraus entstanden drei Blasen, die sich zu den Göttern gestalteten, oder es entfielen ihrem Schoosse drei Eier, mit denen das Nämliche vorging. Die am meisten geglaubte Fabel sagt, sie habe nur Wischnu geboren, aus dessen Nabel eine Lotosblume erwuchs, in deren Mittelpunkt Brama ruhete, und aus dieses Letztern Blut ging Schiwa hervor; denn stets wird Brama's Geburt so vorgestellt, und wenn B., welche alle Zerstörungen des Weltalls überdauert, aus ihrem Schoosse den Keim aller Dinge ausschüttet, die sie vor deren beginnendem Untergang in sich aufnahm, so erwächst immer wieder Brama aus der genannten Lotosblume. - B. ist Spenderin aller Glückseligkeit, darum sie auch durch mehrere Feste hoch geehrt ist, wie durch das Fest Egadaschi, bei welchem die Frauen, nach dem jeder religiösen Ceremonie vorhergehenden Reinigungsbade, sich durch Braminen das Zeichen des Mondes (der Fruchtbarkeit) auf die Stirne zeichnen lassen, hierauf aber fasten und opfern. Allein wie die meisten indischen Gottheiten, hat auch diese ihre Schattenseite, nach welcher sie zu der furchtbaren Kali wird. Wie nämlich ihr Gatte Schiwa zugleich der Erzeuger (nicht Schöpfer, das ist Brama) und der Zerstörer ist, so ist auch seine Gattin als Kali oder Wadrakali die furchtbare Rächerin, deren Feuerblicken keine That entgeht. (Quelle: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 103-104.)

Pierer's Universal-Lexikon[Bearbeiten]

Parvati [...] (ind. Myth.), die Gemahlin des Siwa. In so fern sie der Ausdruck für irgend eine bes. wirksame Kraft des Gottes ist, heißt sie Sakti; als Königin des Himala od. Meru, Haymawari; als die zuerst Gewordene u. die Allen Dasein u. Leben Gebende, Bhawani; als befruchtende Wärme, Uma; als Schöpferin, Karkyayini; die Schmerz u. Trauer Erregende, Rudrani; als die Zürnende, das Böse Strafende, Kali etc. Sie war als Bhawani die Mutter des Brahwäni, Wischnu u. Siwa, diese entstanden aus drei Blasen, welche sich beim freudigen Zusammenschlagen ihrer Hände bildeten; ihrem Schooße entfielen drei Eier, aus denen Wischnu, Brahma, Siwa hervorkamen. Auch Mutter der Sinnendinge war sie u. somit überhaupt die gebärende Naturkraft; deshalb auch Gattin des Zeugungsgottes Siwa. Das Weibliche wurde auch als das Feuchte gedacht, darum ist P. auch Ganga; sie ist ferner der Mond, dessen Kraft, von der Sonne befruchtet, erzeugend auf die Erde wirkt; auch die Geberin des Thaues u. aller befruchtenden Feuchte u. dadurch die Glückseligkeitsgeberin. Sie wird nun auch die irdische Liebesgöttin, Bräute, Unfruchtbare, Kreisende bringen ihr Opfer u. Gebete dar, Entbundene preisen die Helfende. Bhawani ist indessen auch die furchtbare Kali u. Bhadrakali, so wie ihr Gemahl auch der Vernichter u. Todsender ist. Als Kali findet man die Göttin am häufigsten in den Tempeln abgebildet, als Bhawani thront sie neben Siwa, auf einem Lotus sitzend, das Haupt mit Thürmen gekrönt, zwei Hände betend gefaltet u. in den anderen Bücher, Vasen, Muscheln. Blumen, Schwerter, Kränze, Früchte u. den Tschakra tragend. P. als Uma war die Tochter des Himavat, Königs der Berge, u. der Mera, der Tochter des Meru. 100 Götterjahre überließen sie sich nach ihrer Vermählung den Umarmungen, aber kein Sohn wurde ihnen geboren. Als die Götter dem Siwa vorstellten, daß das Weltall seiner in den Umarmungen der Uma entwickelten Kraft nicht mehr entrathen könne, ergoß sich seine zeugende Kraft über die Erde u. das Meer u. bildete das weiße Gebirge u. einen Wald, glänzend wie Feuer u. mit Zucker übergossen. Aber Uma, voll Zorn, daß Siwa sich ihr entzogen, sprach den Fluch aus über die Himmlischen, daß ihre Frauen ihnen nie Kinder gebären, u. über die Erde, daß sie nie in einerlei Gestalt erscheinen, die Frau vieler Herren sein u. keinen Sohn besitzen sollte. Da trauerten alle Himmlischen, u. Siwa ging mit P. auf die Westseite des Gebirges, welche Kälte u. Schnee erzeugte, u. widmete sich mit ihr strengen Büßungen. Siwa liebte die P. so sehr, daß er ihr die eine Hälfte seines Körpers zur Wohnung gab. Nach einer späteren Mythe theilte sie sich in zwei Wesen; die mildere Hälfte ging aus der rechten Seite hervor u. wurde die das Rechte schützende Durga, die andere war die Strafgöttin Kali, dargestellt schwarz, mit Flammen umgeben, mit 4, 8 u. 16 Armen, mit dem Dreizack u. anderen Symbolen ihres Strafamtes. Ihr Dienst ist sehr ausgebreitet u. blutig; Ziegen u. Büffelkälber werden ihr geschlachtet, sonst auch Menschen; sie ist Schutzgöttin der Thugs. Von Bhadrakali wird erzählt, daß sie durch die Kraft Wischnus aus Siwa zur Besiegung des Riesen Darida hervorgegangen sei. Sie erschien mit acht Gesichtern, 16 Händen, furchtbaren Augen u. ungeheuren Hauzähnen, an Farbe schwarz, den Leib mit Schlangen umwunden, in den Händen Schwert, Dreizack, Schlüssel, Pfeile etc. Sie siegte über den Riesen u. Siwa befahl ihr, auf die Erde zu steigen u. die Verehrung der Menschen zu genießen. Hier vermählte sie sich in Malabar an einen Königssohn, blieb aber Jungfrau. Ihr Haupttempel ist die Pagode in Kranganor. Neben ihrer Bildsäule steht eine große männliche, welche jeden Tag von einem Braminen einige Hammerschläge auf den Kopf erhält, damit sie nicht größer wachse. Der gemeinschaftlichen Wirkung des Siwa u. der P. wird als Sohn zugeschrieben Kartikeya u. Ganesa. (Quelle: Pierer's Universal-Lexikon. Altenburg 1857-1865, Band 12, S. 718-719.)

bei Karl May[Bearbeiten]

In Mays Doppelroman "Scepter und Hammer" / "Die Juweleninsel" ist Bhowannie die Göttin der Gitani (Zigeuner).

"Weißt Du, wo Bhowannie, die Göttin der Gitani, wohnt?"
"Auf Nossindambo, welches vom Volke der Christen Madagaskar genannt wird."
"Richtig! Hoch droben im Ambohitsmenegebirge steht ihr Thron, und tief unter den Bergen von Befour schläft sie des Tages, um erst beim Beginn des Abends zu erscheinen. Kannst Du Dir denken, wie sie aussieht? An stillen Abenden glänzt ihr Haupt in den Sternen, und mit lieblichem Lächeln badet sie die schimmernden Füße in den wogenden Fluthen des Meeres, bis der Tag erscheint, vor dessen Kusse sie nach Westen flieht. [...]"

(Karl May in: "Scepter und Hammer")

Literatur[Bearbeiten]