Friede auf Erden (Schneider)

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Deckelbild Friede auf Erden

Friede auf Erden ist ein Deckelbild Sascha Schneiders zu Karl Mays Reiseerzählung Und Friede auf Erden!

Entstehung[Bearbeiten]

Dieses Bild war das erste von Schneiders Karl-May-Titelbildern und entstand im März 1904. Am 8. März hatte Sascha Schneider mit May vereinbart, diese Deckelbilder zu gestalten.[1]

Am 15. März verabredete der Maler in einem Brief an Mays Ehefrau Klara ein Treffen in Radebeul, um u. a. über den Gegenstand des jetzt so rasch zu zeichnenden Titelbildes zu sprechen.[2]

In einem Brief an seinen Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld schrieb Karl May am 20. März:

Die Zeichnung für "Friede" wird Donnerstag[3] fertig, für "Orangen" noch in diesem März. Von "Friede" plane ich 20 extrafeine Bände für gekrönte Häupter.[4]

Am 21. März schickte Schneider den Karton an Karl May mit den Worten:

Allah illah Allah, we Mohammed rassuhl Allah! Friede auf Erden! Hier ist das Blatt, und möge es Ihren Beifall finden![5]

Am 31. März informierte Sascha Schneider Karl May brieflich über fotografische Aufnahmen seiner ersten beiden Titelbilder:

Photos gelungen, die Dunkelheiten sollen beim Druck noch mehr zur Geltung kommen.
Kann ich vom Druckabzug, bevor die Auflage gedruckt wird, nicht ein Exemplar bekommen? Es ist wichtig, damit der Drucker informiert werden kann.
[...] Mein Name mag diesmal, bei beiden Blättern klein (bei Friede auf Erde unten), (bei D. & O.[6] oben) und geschmackvoll angebracht werden; jedoch voll ausgeschrieben (Sascha Schneider).[7]

Knapp drei Wochen später, am 20. April, wendete sich Karl May dahingehend an Friedrich Ernst Fehsenfeld:

Herr Schneider ist in Sorge um das Gelingen von "Friede auf Erden" und Christus und Muhammed. Wir hatten um Probeabzüge gebeten, um sein künstlerisches Gewissen zu beruhigen. [...] Er läßt bitten, ja nicht eher zu drucken, als bis er die Proben gesehen hat![8]

Am 31. Mai erhielt Sascha Schneider den Bucheinband zugesandt und äußerte sich entrüstet in einem Brief an May:

Also: Ich bin entsetzt! Das ist ganz gewöhnliche, billigste Marktwaare! Eine Roheit der Ausführung, wie ich sie nie gutheissen werde. Es ist auch, wie es scheint im Cliché "verbessert" worden! Die ganze Partie um den Stern herum in "Friede auf Erden" ist aufs erbärmlichste ruiniert worden. Und was noch schlimmer ist an der Figur selbst haben talentlose Hände sich vergriffen: Lichter aufgesetzt.
Es kann gar keine Rede davon sein, dass Derartiges unter meinem Namen heraus kommt; das würde mich im höchsten Masse schädigen.
Die Zeichnungen habe ich mit Absicht gross gehalten, damit möglichste Feinheit bei der Reproduction herauskäme. Haben denn die Leute keine Augen? Was soll das alles bedeuten? Mir fehlen völlig die Worte.

Trotz einiger drucktechnischer Schwierigkeiten[9] wurde Karl Mays Buch Und Friede auf Erden am 19. September vorangekündigt und erschien bald darauf.[10] Das Schneidersche Titelbild schmückte nicht nur den genannten Band der Sascha-Schneider-Ausgabe, sondern auch Band 30 der "grünen Bände" (Karl May's gesammelte Reiseerzählungen).

In einem auf den 22. August 1905 datierten Brief informierte Fehsenfeld Karl May von dem enttäuschenden Absatz des Bandes Und Friede auf Erden, den er auf das Titelbild zurückführte:

Leider finden die neuen decken nicht den erhofften und gewünschten Anklang, im Gegenteil, schon Band 30 wurde in der jetzigen Ausstattung von einem grossen Teil der Buchhändler und des Publikums zurückgewiesen [...][11]

Trotzdem wurde Sascha Schneiders Titelbild zu Karl Mays Lebzeiten nicht durch ein anderes ersetzt.

Kritiken[Bearbeiten]

In der Einleitung zur Sascha-Schneider-Mappe ordnet Johannes Werner das Bild der vierten Gruppe zu, die er mit folgenden Worten kommentiert:

Das Ziel allen Kampfes ist bei May wie Schneider: Vernichtung des Bösen, Sieg des Lichts, Frieden auf Erden. Diese Ideen gelangen in einer Anzahl von einzelnen Blättern zum Ausdruck, die zum Teil ganz an die Art der ersten Zeichnungen Schneider's erinnern, zugleich aber seine künstlerische Vertiefung und Vervollkommnung offenbaren.

Zu Friede auf Erden selbst (Blatt 25) heißt es da nur:

Der Friedensengel läßt seinen Stern über der dunklen Erde leuchten.[12]

In Arno Schmidts Erzählung Schulausflug[13] ist in einem Dialog über das Buch Henoch folgende Bemerkung enthalten:

"Nebenbei : auf dem Umschlag der ältesten Ausgabe von Karl Mays Roman 'Und Friede auf Erden' hat Sascha Schneider unbewußt einen Engel als Sternenführer dargestellt – Sie können ihn morgen bei mir sehen."

Schmidt äußert sich auch in seinem Aufsehen erregenden Buch Sitara und der Weg dorthin unter § 35 kurz zu verschiedenen Blättern der Sascha-Schneider-Mappe, darunter auch zum Friede-Bild:

Blatt 25 dann Mutter Erde, die ihr riesiger 'Schutzengel', Kosmas-mäßig aufmerksamen Blickes – meinethalben aber auch 'Henoch' – umschwebt.[14]

In ihrer Dissertation schreibt Annelotte Range zu diesem Bild:

Dargestellt ist ein Engel im All. Schützend breitet er seine Schwingen über den Erdball. Aus der erhobenen Rechten verströmt er ein Licht von großer Leuchtkraft. Wie die Zeichnung zum "Stillen Ocean" [...] erschließt sich auch diese zwanglos aus dem Titel. Doch lassen sich zu dem Bild ebensogut die Visionen des kranken Missionars Waller assoziieren, ein handlungstragendes Motiv des Romans [...] Hier könnte als Inspirationsquelle die folgende Vision des vierten Kapitels gedient haben: "Es liegt die Welt ringsum im Morgengraun; die Nebel wallen, um emporzusteigen. Mein Auge ist bereit, dich anzuschaun; o wolle deine Herrlichkeit mir zeigen! Wo kommst du her? Ich höre dein Gewand. Es rauscht so glückverheißend aus der Ferne, und dieses Rauschen ist mir wohlbekannt: du streifst mit deines Schleiers Saum die Sterne ... Vielleicht trittst du jetzt nur in meine Welt, und ich bin es allein, der dich empfindet, doch ist die Uhr für Andre auch gestellt, sobald dein Licht die Dämmrung überwindet. – – – So wie ich wartete auf dieses Licht, so wartet auch das ganze Volk der Erde." Es ist die Güte, mit der Waller spricht, "welche zu uns niedersteigen muß, wenn uns geholfen werden soll." (GR 30, 447, 448. [...])
Ganz allgemein steht hinter der Darstellung als Prototyp der Lichtbringer Prometheus.

Des weiteren vergleicht die Autorin Schneiders Friede auf Erden mit Jean Baptiste Regnaults Freiheit oder Tod (1794) und Max Klingers Phantasie und Künstlerkind (1881).[15]

Sonstiges[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 50, Anm. 9.
  2. Steinmetz/Vollmer (Hrsg.): Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 54.
  3. Gemeint ist der 24. März.
  4. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz (Hrsg.): Karl May. Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld. Erster Band 1891-1906. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2007, S. 436. ISBN 978-3-7802-0091-4
  5. Steinmetz/Vollmer (Hrsg.): Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 58.
  6. Gemeint ist das Bild zu Orangen und Datteln.
  7. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 66 f.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Briefwechsel mit Fehsenfeld I, S. 441.
  9. Siehe dazu den Brief Carl Hermann Schwabes an Fehsenfeld vom 16. Juni 1904 in: Sudhoff/Steinmetz: Briefwechsel mit Fehsenfeld I, S. 442.
  10. Hainer Plaul: Illustrierte Karl-May-Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Lizenzausgabe bei K. G. Saur München 1989, S. 272, Nr. 373.1. ISBN 3-5980-7258-9.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Briefwechsel mit Fehsenfeld I, S. 476 f.
  12. Steinmetz/Vollmer (Hrsg.): Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 502.
  13. Niederschrift: 19. Mai 1957, Erstausgabe in: Trommler beim Zaren (1966); hier zitiert nach: Kleinere Erzählungen. Gedichte. Juvenalia. Bargfelder Ausgabe Band I/4. Zürich 1988, S. 116. ISBN 3-251-80063-9
  14. Arno Schmidt: Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Leben, Werk & Wirkung Karl Mays. Reprint der Erstausgabe von 1963. S. Fischer Verlag Frankfurt am Main 1985, S. 332. ISBN 3-10-070620-X
  15. Range: Zwischen Max Klinger und Karl May, S. 92.
  16. Brief an Klara May vom 20. November 1914; Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 317.

Literatur[Bearbeiten]