Karparla

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Karparla
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Deutsche Herzen - Deutsche Helden

Karparla
Karparla wehrt sich

Karparla (laut Karl May türkisch kar für "Schnee" und parlak für "glänzend") ist die Pflegetochter des Tungusenfürsten Bula und seiner Frau Kalyna. Eigentlich ist sie aber die Tochter von Karl Barth und seiner Frau, Schwester von Alexius Boroda und somit Nichte von Sam Barth.

im Roman[Bearbeiten]

[Sie] hoch und stolz gewachsen, wie es unmöglich unter den eingeborenen Völkern und Stämmen Sibiriens ein weibliches Wesen geben kann.
Diese wunderbar schöne, schlanke und doch so üppig volle Gestalt trug eine ganz eigenartige Kleidung. Die kleinen Füßchen staken in langen, feingearbeiteten Schnürstiefeletten aus rothgegerbtem Leder vom Bauche des Elennthieres. Blendend weiße Strümpfe umschlossen die drallen Waden, welche man sehen konnte, weil das Röckchen nur wenige Zolle über die Kniee herabreichte. Dieses Röckchen aber bestand aus dem kostbarsten Zobel, jener seltenen und darum so theuren Art, deren glänzend schwarzes Fell sich nach jeder Richtung hin streichen läßt, ohne struppig zu werden, mit silberweiß glänzenden Grannenspitzen. [...]
Ueber diesem Röckchen, dessen enger Schnitt die herrlichen, voll gerundeten Hüften deutlich erkennen ließ, umschloß ein Mieder von demselben Pelzwerk die feine Taille, vorn geöffnet und oben so weit ausgeschnitten, daß die Fülle des Busens, vom feinsten, schneeweißen Linnen bedeckt, zur verführerischen Geltung kam. Die langen Aermel dieses Mieders waren, nach orientalischer Art, nach den Händen zu immer weiter gehalten und bis oben in die Nähe der Achsel aufgeschnitten. Goldene Spangen hielten den Aufschnitt so weit zusammen, daß der weiße, verführerisch gerundete Arm wie Schnee aus dem glänzenden Dunkel des Pelzwerkes hervorleuchtete.
Um den nackten, schlank und doch kräftig auf die üppigen Schultern gesetzten Hals flimmerte ein Schmuck von viereckigen Goldplatten. Das schwarze, lange, schwere Haar war mit eben solchen Goldplatten und silbernen Ketten durchflochten, sonst aber unbedeckt. Die kleinen, rosig angehauchten Ohren waren ohne Schmuck. Dafür aber lagen um die hohe, schön gewölbte Stirn mehrere Lagen von Goldmünzen, von silbernen Kugeln zusammen gehalten, auf deren jeder ein Diamant funkelte.
Doch über das Alles blickte man gern hinweg, um das Gesicht zu schauen, ein Gesicht, wie die schaffende Natur es einem Menschenkinde nur unter der allerglücklichsten Constellation der Sterne einmal verleiht.
Das waren Augen, schwarz und groß, von einem mächtigen und doch dabei so milden Blicke! Es glänzte so kindlich rein aus denselben hervor, als habe noch nie ein Hauch des Zornes und des Hasses die Seele dieses außerordentlichen Mädchens getrübt. Und doch machten diese Augen auf den Beschauer den Eindruck, als ob sie so zornig und gewaltig aufleuchten könnten, daß selbst die personificirte Kühnheit von ihrem Blicke vernichtet werden müsse.
Die Wangen waren voll und doch nicht so sehr fleischig, daß dem herrlichen Profile dadurch ein Eintrag geschehen wäre. Es war, als sähe man es ihnen an, daß noch kein fremder Mund sie geküßt, nicht einmal die Spitze eines fremden Fingers sie nur leicht liebkosend berührt hätte.
Das Kinn, so zart gezeichnet, war doch kräftig geformt, auf einen kräftigen Character schließen lassend. Dazu paßte das leicht gebogene, aber nicht etwa zu scharfe, energische Näschen, welches in kein anderes, als nur in dieses Gesicht zu passen schien.
Ueber den Mund hätte selbst Correggio nichts zu sagen gewußt, aber er hätte es als ein Glück angesehen, ihn immer und immer wieder studiren zu dürfen. Es schienen Götter und Menschen zu gleicher Zeit an demselben gezeichnet und geformt zu haben, so himmlisch und so irdisch schön schlossen die vollen, ganz eigenartig gebogenen Lippen die kleinen, prächtigen Zähnchen als köstliche Kleinode ein. Wer diesen Mund sah, dem kam ganz unwillkürlich die Ueberzeugung, daß wohl der würzigste Athem demselben entströmen, nie aber ein absichtlich böses Wort ihm entfliehen könne.
Die kleine und dabei doch kräftige Hand hielt auch eine Reitpeitsche. Diese und die beiden kleinen Sporen, welche an den Stiefelchen klirrten, konnte man einem Mädchen nicht übel nehmen, welches gewöhnt ist, nur zu Pferde den heimathlichen Heerd zu verlassen.[1]

Als einjähriges Kind war Karparla als im Schneesturm erfroren geglaubt von ihren auf dem Weg in die Verbannung nach Sibirien ziehenden Eltern vor dem Zelt Bulas liegengelassen worden. Als sich herausstellte, dass sie noch lebte, nahm der Fürst sie an Kindes Statt an. Als Engel der Verbannten hilft Karparla aus Sibirien flüchtenden Verbannten. Sie wurde von Bula ohne ihr Wissen mit dem Kosaken-Rittmeister Iwan Rapnin verlobt, um die Tungusen über die Pläne der Grenzkosaken informieren und damit den Verbannten besser helfen zu können. Sie willigt in diese Vereinbarung nicht ein, nicht zuletzt deshalb, weil sie den Verbannten Nummer Zehn liebt, der sie einmal vor dem Ertrinken in einem eisigen Fluss rettete.

Auf dem Gut Peter Dobronitschs, dessen Tochter Mila Dobronitsch ihre Freundin ist, trifft Karparla ihre leiblichen Eltern wieder. Mit Georg von Adlerhorst, ihren leiblichen Eltern und ihren Pflegeeltern, die sich so schnell nicht von ihr trennen wollen, reist sie nach Bad Wiesenstein.

Sonstiges[Bearbeiten]

In der Fischer-Ausgabe wurde ihr Name in Karpala geändert und gelangte in dieser Form auch in die Edition des Karl-May-Verlags.

siehe auch[Bearbeiten]

Frauen bei Karl May

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Deutsche Herzen, deutsche Helden. In: Karl Mays Werke, S. 27653–27656 (vgl. KMW-II.23, S. 2156–2158).

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.