Nottourne

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Nottourne, auch An Dich und Liebe genannt, ist ein Lied von Karl May.

Text[Bearbeiten]

Nottourne No. 20. Soloquartett für 4 Männerstimmen. Ged. und comp. von Karl May.
Gesangverein Lyra.
Ich will Dich auf den Händen tragen
und dir mein ganzes Leben weihn;
ich will in deinen Erdentagen
dir stets ein treuer Engel sein.
Ich will an deinen Blicken hangen
mit selig froher Liebeslust
und Nichts auf dieser Welt verlangen,
als nur zu ruhn an deiner Brust.
Ich will dir einen Thron erbauen,
dir, der ich stets zu eigen bin;
auf dich allein will ich nur schauen,
du meine Herzenskönigin.
Ich will dir deinen Thron bewahren
in meines Herzens tiefstem Schrein,
bis man nach dir geweihten Tagen
mich legt ins kühle Grab hinein.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Manuskript[Bearbeiten]

Das Manuskript ist eine handgeschriebene Partitur mit 40 Takten in zwei Strophen. Karl May schuf das Lied vermutlich 1863 oder 1864, als er für den Gesangverein Lyra tätig war.[2]

Hedwig Pauler geht davon aus, dass May durch Oskar von Redwitz' Amaranths Lieder zu diesem Poem angeregt wurde. Bei Redwitz heißt es:

Ich will dich auf den Händen tragen
Und dir ein treuer Engel sein;
Will legen meine junge Seele
Ganz in dein liebes Herz hinein.[3]

in Wanda.[Bearbeiten]

In Karl Mays Novelle Wanda (1875) ist das Gedicht zu finden. Hier wird die Verlobung von Emil Winter und Wanda von Chlowicki mit den ersten vier Zeilen des Lieds gefeiert:

Am Fenster wurden weniger geschäftliche Dinge besprochen. Es war die Rede von Lieblingsliedern, und Wanda behauptete, das schönste Lied, welches sie kenne, habe einst ein angehender Schmiedelehrling auf einen gewissen Wildfang im Walde gedichtet und sei von einem Essenkehrer einer unartigen Baronesse vorgesungen worden. Emil gab sich alle erdenkliche Mühe, dieses Lied zu errathen, als unten vor dem Hause ein leises Getrappel hörbar wurde und dann eine tiefe Baßstimme herauf rief:
"Offgespaßt da oben; itzt gehts los!"
Dann folgte nach einer kleinen Pause in vollen, reinen Männerstimmen jenes prächtige:
  "Ich will Dich auf den Händen tragen
    Und Dir mein ganzes Leben weihn.
  Ich will in Deinen Erdentagen
    Dir stets ein treuer Engel sein!"
Und als Emil das Fenster öffnete, um sich für das Ständchen zu bedanken, ertönte dieselbe Baßstimme:
"Hab ichs alleweil getroffen, Alter, von wegen der Verlobung?"
"Ich wills nicht bestreiten, Anton."[4]

in Das Buch der Liebe.[Bearbeiten]

In seinem Frühwerk Das Buch der Liebe (1876) zitierte Karl May neben zahlreichen fremden Gedichten auch viele eigene. So auch die ersten vier Zeilen dieses Lieds, und zwar nach folgender Einleitung:

[...] der Mann umfaßt sie mit starkem Arme, schützt, trägt, behütet und bewacht sie als das beste, das köstlichste Kleinod, welches das Schicksal ihm in die Hände gelegt und das er an sein Herz nahm mit dem zärtlichen Versprechen:[5]

in Der verlorne Sohn.[Bearbeiten]

In Karl Mays Kolportageroman Der verlorne Sohn (18841886) ist das Gedicht in der 1. Abtheilung: Die Sclaven der Armuth im 2. Kapitel Das Opfer des Wüstlings zu finden. Es ist hier ein Gedicht aus dem Buch "Heimats-, Tropen- und Wüstenbilder. Gedichte von Hadschi Omanah", das Robert Bertram verfasst hat:

Ohne erst um Erlaubniß zu fragen, ergriff er ein auf dem Koffer liegendes Buch. Es war fein in Saffian gebunden und auf der Vorderseite des Einbandes war in goldenen Lettern zu lesen: "Heimats-, Tropen- und Wüstenbilder. Gedichte von Hadschi Omanah." Er schlug das Buch auf und las den Vers, den er zuerst erblickte:
  "Ich will Dich auf den Händen tragen
  Und Dir mein ganzes Leben weihn.
  Ich will in Deinen Erdentagen
  Dir stets ein treuer Engel sein!"
Bei dem Klange dieser Worte warf das schöne Mädchen einen Blick des Stolzes auf den Pflegebruder. Herr Seidelmann aber legte das Buch wieder fort und sagte:
"Abermals ein Liebesgedicht! Das werden Sie wohl dieses Mal nicht bestreiten."
"Nein," antwortete Robert ruhig:
"Und solche Sachen lesen Sie?"
"Sogar sehr gern."[6]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der weiteren genannten Werke sind in der Bücherdatenbank zu finden:

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Kühne/Lorenz: Karl May und die Musik, S. 186.
  2. Kühne/Lorenz: Karl May und die Musik, S. 185 f.
  3. Pauler: Deutscher Herzen Liederkranz, S. 119.
  4. Karl May: Wanda. In: Karl Mays Werke, S. 5437 (vgl. KMW-I.6-4:44, S. 699 f.).
  5. Karl May: Das Buch der Liebe. In: Karl Mays Werke, S. 539 (vgl. KMW-I.1.A-32, S. 51).
  6. Karl May: Der verlorne Sohn. In: Karl Mays Werke, S. 19620 f. (vgl. KMW-II.14, S. 173 f.).

siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Hedwig Pauler: Deutscher Herzen Liederkranz. Materialien zur Karl-May-Forschung Band 18. Ebermannstadt 1996, insb. S. 119 f., Nr. 278. ISBN 3-921983-27-4.
  • Hartmut Kühne: Verzeichnis der Kompositionen von Karl May. In: Hartmut Kühne/Christoph F. Lorenz: Karl May und die Musik. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1999, S. 177–221, insb. S. 185 f. ISBN 3-7802-0154-2.

Weblinks[Bearbeiten]