O. G. Ernst

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O. G. Ernst war ein Schriftsteller in Weimar. Er war der Sohn des Apothekers Georg Theodor Friedrich Ernst (* 1858; † 1922) und seiner Frau Anna Margarete geb. Itzeroth.

O. G. Ernst und Karl May[Bearbeiten]

Der früheste bekannte Kontakt O. G. Ernsts zu Karl May datiert auf den 9. April 1907. Ernst dankte an diesem Tag May brieflich für eine nicht näher bezeichnete Sendung[1] und fügt hinzu:

Schon lange zu Ihren aufrichtigsten Verehrern zählend, habe ich Ihre Werke allen Literaturfreunden nicht genug empfehlen können. Vielleicht schreib ich einmal einen analysierenden Aufsatz oder kleine Broschüre.[2]

Diesen Gedanken griff O. G. Ernst in einem Brief vom 11. September noch einmal auf:

Seit längerer Zeit liegt es in meiner Absicht einen umfassenden Aufsatz resp. Broschüre zu schreiben, der sich nicht bloß mit Ihren schriftstellerischen Leistungen, vielmehr mit Ihrem Lebens- u[nd] Entwicklungsgange befaßt. [...] Daß ein so genialer Künstler wie Sascha Schneider auf Grund Ihrer Werke hin eine stattliche Reihe fein abgetönter u[nd] vollendeter Bilder schuf, müßte diese kleinlich-philiströsen Geister schon eines besseren belehren u[nd] zum Verständnis Ihrer Schriften anregen. In sehr vielen deutschen Literaturgeschichten – man schämt sich es zu sagen – sind Sie arg weggekommen, dennoch bin ich sicher, daß die Zeit nicht mehr fern ist, wo die "Herren vom Fach" ihr vorschnelles u[nd] falschwerthiges Urtheil zurücknehmen werden. Angesichts all der Thatsachen habe ich als Kenner Ihrer Schriften in einer berühmten deutschen Monatsschrift [nämlich im Heimgarten] einen Aufsatz über Karl May veröffentlicht, der am 1. Nov[ember] d. J. gedruckt vorliegen soll [...] Ich werde Ihnen meine kleine Arbeit nach Erscheinen zugehen lassen.

Weiterhin bat Ernst um Hilfe für die geplante Arbeit. May beantwortete diesen Brief vermutlich nicht.[3]

Einen Monat später, am 10. Oktober, wiederholte O. G. Ernst seine Bitte um Unterstützung:

Da ich annehme, daß mein Brief in Verlust geraten ist, möchte ich Sie nochmals um Ihre gen[eigten] Ansichten behufs geplanten (zweiten) May-Essays bitten, die mir sehr lieb wären. Die May-Kritiken, die Ihre werthe Frau Gemahlin zu senden die Liebenswürdigkeit hatte, waren interessant u[nd] zeigten deutlich, wie verschieden Ihr literarisches Bild betrachtet wird. Jedenfalls bin ich mit ganzer Seele dabei, zur gerechten Beurtheilung einmal ausführlicher beizutragen wie im ersten Aufsatz, den ich Ihnen, wenn Sie Interesse daran haben sollten, nach Erscheinen senden werde. Obzwar die wissenschaftliche Kritik sich noch wenig um Ihre Schriften bekümmert hat, verdienen sie doch trotzdem einen Ehrenplatz in jeder Bibliothek einzunehmen, denn sie haben nicht ihresgleichen.[4]

Auch dieser Brief bleibt wahrscheinlich unbeantwortet.

Der erwähnte Aufsatz Ernsts erschien tatsächlich am 1. November in Peter Roseggers Zeitschrift Heimgarten unter dem Titel Karl May. Eine Skizze.[5] Schon zwei Tage später bedankte sich Karl May – nicht etwa beim Autor Ernst – beim Herausgeber Rosegger für diese Nummer des Heimgarten:

[...] – – – eine wahre Sonntagsgabe, für die wir Ihnen aufrichtig danken. [...] Ich gestatte mir, den Beweis beizulegen, daß das letztentscheidende gerichtliche Wort gefallen ist.[6]

Zu Karl Mays 66. Geburtstag sandte O. G. Ernst ihm im Februar 1908 ein Gedicht mit dem Titel An Karl May zum 25. Februar 1908.[7]

Als Karl May auch darauf keine Reaktion zeigte, schrieb O. G. Ernst am 21. März einen enttäuschten Brief:

Seit einiger Zeit erlaubte ich mir, an Sie, resp. an Ihre Frau Gemahlin Schreiben zu senden, auf die ich zu meinem Bedauern bis heut keine Antwort erhalten habe. Ich muß annehmen, daß Ihnen sowohl meine Briefe u[nd] mein Gratulationsgedicht durchaus nicht genehm waren, und bitte ergebenst um Verzeihung. Was mir damals zur Ehre gereicht hat, einen Aufsatz "Karl May" in einer berühmten österreichischen Monatsschrift [nämlich im Heimgarten] zu veröffentlichen, bitte ich ebenfalls mir nicht für ungut zu halten. Ich verspreche Ihnen, mich künftig jeglicher Aufsätze, Arbeiten, Skizzen zu enthalten, die sich mit Ihrer Person oder mit Ihrer schriftstellerischen Thätigkeit befassen.[8]

Vermutlich konnte diese Missstimmung durch einen Brief Karl oder Klara Mays verbessert werden. Während der "Verlängerung" ihrer Amerikareise sandte Karl May jedenfalls am 1. Dezember 1908 aus London eine Postkarte an O. G. Ernst.[9]

Am 24. Februar 1909 gratulierte O. G. Ernst wiederum gereimt zu Karl Mays 67. Geburtstag.[10]

Anlässlich eines Besuchs der Mays bei der Kammersängerin Selma vom Scheidt in Weimar Anfang April 1909 wollten sie auch O. G. Ernst (unangemeldet) aufsuchen. In der Kurthstraße (heute: Bauhausstraße) 14 trafen sie allerdings nur die Eltern des Schriftstellers an.[11]

O. G. Ernst dankte am 2. April Karl May für diesen vergeblichen Besuch:

Es wäre mir eine große Freude gewesen, Sie einmal persönlich kennen zu lernen und dem verehrten Herrn ins Auge schauen zu können, dessen Bücher mich schon in früher Jugend begeistert haben. [...] An die Abfassung eines Werkchens über Sie und Ihr Schaffen kann ich vorläufig noch nicht gehen, da ich noch lange nicht genügend "Herr des Stoffes" bin.

Weiterhin äußerte er sich über die Broschüre Karl May, ein Verderber der deutschen Jugend:

Das berühmte Wort "Ein deutscher Schriftsteller, ein deutscher Märtyrer" hat sich auch an Ihnen bewährt.[12]

Weitere Briefe zwischen O. G. Ernst und den Mays sind nicht erhalten, ebenso ist auch nicht bekannt, ob das Werkchen über Karl May je geschrieben wurde.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Möglicherweise handelte es sich dabei um Kritiken, von denen im Brief vom 10. Oktober die Rede ist.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 182.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 273 f.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 292.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 307.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 308.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 357.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 366.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 456.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 501.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 514.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 514.

Veröffentlichung zu Karl May[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.