Eduard Schnitzer
Isaak Eduard Schnitzer (nach der Taufe 1846 Eduard Carl Oscar Theodor Schnitzer; * 28. März 1840 in Oppeln, Schlesien; † 23. Oktober 1892 in Kinena, Kongogebiet) war ein auch unter seinem muslimischen Namen Mehmed Emin Pascha bekannter Afrikaforscher und Verwalter der sudanesischen Provinz Äquatoria.
Inhaltsverzeichnis
Leben[Bearbeiten]
Schnitzer war der Sohn eines jüdischen Kaufmanns, der bereits 1842 starb. 1846 trat er mit seiner Mutter zur protestantische Kirche über. Nach dem Besuch eines katholischen Gymnasiums studierte er zwischen 1858 und 1864 Medizin. Als ihm in Deutschland die Zulassung zum Staatsexamen verweigert wurde, verließ er das Land und begab sich in das Osmanische Reich.
In Antivari wurde er Hafen- und Distriktsarzt und beteiligte sich als Militärarzt an einer Expedition nach Syrien und Arabien.
1871 folgte er einem Ruf des Generalgouverneurs von Albanien, Ismail Pascha, dem er später ins Exil folgte. Nach Ismail Paschas Wiedereinsetzung in sein Amt begleitete er ihn nach Janina und blieb dort bis zu dessen Tod im Jahre 1873.
Schnitzer heiratete darauf die Witwe Ismail Paschas. Inzwischen war er nicht nur des Französischen, Englischen, Italienischen, verschiedener slawischer Idiome, des Türkischen, Arabischen und Persischen vollständig mächtig geworden, er hatte sich auch die orientalischen Sitten und Gebräuche so angeeignet, dass niemand ihm den westeuropäischen Ursprung anmerkte; er war zum Islam konvertiert.
Nach kurzem Besuch der Heimat 1875 begab sich Schnitzer nach Ägypten, folgte 1876 dem neu ernannten Gouverneur Gordon Pascha nach Sudan und wurde als Emin Efendi zum Chefarzt ernannt. Er ging mit Gordon zum Ukerewesee und untersuchte den Somerset (Victoria-Nil), fuhr 1877 von Lado über Dusile abermals den Nil hinauf bis Magungo am Mwutansee und begab sich dann über Masindi nach Mruli und zwischen dem Fluss Kafur und dem Ibrahim Pascha See durch Unyoro südwärts bis zu Mtesas Residenz Rubagha unweit des Ukerewesee.
Darauf zum Bei befördert und März 1878 zum Gouverneur der Äquatorialprovinz ernannt, ging er von Rubagha zum Ukerewesee und über Mruli und Fauvera wieder nach Magungo. 1879 unternahm er eine Reise nach dem vorher noch nie besuchten westlichen Uferland des Mwutan; 1880 besuchte er das Makrakaland. 1881 wurden die Gebiete von Rohl und Amadi, Teile der Niam-niam-Länder und ganz Monbuttu zu seiner Provinz hinzugefügt.
Schnitzer war unermüdlich tätig, diese Gebiete zu organisieren und die angrenzenden noch unbekannten Landschaften zu erforschen. So sammelte er die durch die Sklavenjagden zerstreuten Bewohner in neuen Siedlungen und führte zahlreiche neue Kulturpflanzen ein und baute das Straßensystem aus, so gut es ging. Die Provinz, die er mit einem jährlichen Defizit von 780.000 Mark übernommen hatte, warf 1883 der ägyptischen Regierung einen Überschuss von 240.000 Mark ab. Der Aufstand des Mahdi und die Vernichtung der ägyptischen Herrschaft in den nördlich von seiner Provinz gelegenen Bezirken schnitten ihn plötzlich völlig von jeder Verbindung mit seiner Regierung ab und brachten ihn in eine äußerst heikle Lage.
Da sich zu derselben Zeit Wilhelm Junker (seit 1884) und Gaetano Casati (seit 1885) bei Schnitzer befanden, wurde auf Veranlassung des in Sankt Petersburg ansässigen Bruders von Casati der Massaiforscher Fischer an der Spitze einer Expedition abgesandt, um sie zu befreien.
Doch war es unmöglich, vom Herrscher von Uganda die Erlaubnis zum Durchzug zu erlangen und Fischer musste umkehren. Junker gelangte trotzdem glücklich an die Küste - er startete seine Reise am 2. Januar 1886 -, Schnitzer aber blieb auf seinem Posten in Wadelai.
Nun organisierte man in England eine Expedition, an deren Spitze Stanley gestellt wurde. Wohl noch nie war eine so bedeutende und so sorgfältig ausgerüstete Expedition ausgezogen. Stanley hatte unter sich 9 Europäer, 61 Sudanesen, 13 Somali und 620 Sansibariten, führte 50 Esel und außer vortrefflichen Gewehren auch eine Maximkanone mit sich. Auch wusste Stanley den arabischen Händler Tippu-Tip zu gewinnen, der den Posten eines Gouverneurs am oberen Kongo annahm.
Inzwischen war Schnitzer durch Junker von Uganda aus reichlich mit Vorräten versorgt worden.
Stanley fuhr mit Dampfern des Kongostaats den Kongo aufwärts bis zum Aruwimi, an welchem er nun die Landreise antrat. Schnitzer setzte inzwischen seine Forschungsreisen fort und unternahm eine Expedition zur Untersuchung des Kakibbi, des südlichen Zuflusses des Albert Nyanza; er erklärte auch, als die Nachricht von einer abgesandten Entsatzexpedition bei ihm anlangte, ganz entschieden, seinen Posten in Wadelai nicht verlassen zu wollen, und hoffte, die Ordnung in seiner Provinz selbst aufrechterhalten zu können.
Da aber von Stanley bis Ende 1888 keine Nachrichten nach Europa gelangten, auch Berichte von einer Eroberung der Provinz Schnitzers, der inzwischen von der ägyptischen Regierung zum Pascha (1885) ernannt worden war, und seiner Gefangennahme durch den Mahdi nach Europa gelangten, so begann man von verschiedenen Seiten Hilfsexpeditionen auszurüsten. Von Amerika brach Leutnant Shufeldt auf, von England sollte eine Expedition unter Leutnant Swaine ausgehen, von Deutschland wollte man eine Vorhut unter Hermann von Wissmann absenden, während die Leitung der Hauptexpedition der deutsche Forscher und Kolonialpolitiker Carl Peters übernehmen sollte. Zu diesem Zweck wurden überall in Deutschland Sammlungen durchgeführt. (Auch Karl May wird angesprochen; s.u.)
Inzwischen brach in dem von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Verwaltung genommenen Küstenstrich ein lange vorbereiteter, von den dortigen arabischen Sklavenhändlern organisierter Aufstand aus, welcher zur Räumung fast sämtlicher Stationen führte. Dennoch beschloss man deutscherseits, von der Absendung einer Hilfsexpedition nicht abzustehen, und da Wissmann die Stellung eines Reichskommissars für Ostafrika annahm, wurde Peters mit der alleinigen Leitung der Expedition betraut.
Jedoch befand sich Schnitzer nie in ernsthafter Gefahr und rettete letztlich sogar Stanley das Leben, indem er den inzwischen erkrankten nach Deutsch-Ostafrika geleitete. Dort im Dezember 1889 angekommen, ließ er sich nun vom Deutschen Reich anwerben, um seine Afrikaforschungen fortsetzen zu können.
Am 26. April 1890 startete Schnitzer im Auftrag des Reichskommissar Hermann von Wissmann, zuständig für Deutsch-Ostafrika, eine Expedition, um Gebiete um den Viktoria-See für das Deutsche Reich zu sichern. Dabei wurde er im Oktober 1892 in Kinena, einem arabischen Handelsposten, von Sklavenhändlern ermordet.
Emin Pascha und Karl May[Bearbeiten]
1888 wird Karl May von August Thiemann angeregt, doch Eduard Schnitzer in Afrika aufzusuchen und zu befreien oder doch Sicherheit über sein Ende zu erfahren.[1]
Johannes Zeilinger sieht in Emil Schwarz, dem Protagonisten des Romans Die Sklavenkarawane, eine Spiegelung Eduard Schnitzers.
Der Berliner Schriftsteller und Offizier Georg Schweitzer, der nicht nur die ersten Aufsätze über Emin Pascha publizierte, sondern auch dessen Verwandter und Vormund seiner Tochter war, korrespondierte mit May.
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 356. ISBN 978-3-7802-0170-6.
Literatur[Bearbeiten]
- Georg Schweinfurth und Ratzel (Hrsg.): Emin Pascha : eine Sammlung von Reisebriefen und Berichten. Leipzig 1888
- Die deutsche Emin-Pascha-Expedition. Carl Peters, München und Leipzig 1891
- Arthur Berger: Der heilige Nil : mit 16 Bildern nach eigenen Aufnahmen des Verfassers. Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser-Verlag, Berlin 1924
- Von Khartum zum Kongo. Emin Paschas Leben und Sterben. Berlin, Stollberg 1932
- Ehm Welk: Die schwarze Sonne - Leben, Schaffen und Sterben deutscher Kolonialhelden (Biographie Emin Paschas), Verlag Ullstein, Berlin 1933
- Hans-Otto Meissner: An den Quellen des Nils : die Abenteuer des Emin Pascha. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1986
- Johannes Zeilinger: »Ich, ein einzelner Mensch gegen ein Land voll von Blut, Mord und Verbrechen«. Dr. Emin Pascha – ein Held Karls Mays. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2003. (Onlinefassung)
- Harald Lordick: Isaak Eduard Schnitzer – Emin Pascha : Erinnerungssplitter aus einem Jahrhundert Literatur. In: Memoria : Wege jüdischen Erinnerns. Festschrift für Michael Brocke zum 65. Geburtstag. Herausgegeben von Birgit E. Klein und Christiane E. Müller. Berlin 2005, S. 431-442. ISBN 3-938690-04-6
- Johannes Zeilinger: Aufruhr am Nil. Karl May, Emin Pascha und der sudanesische Mahdi. In: Karl May: imaginäre Reisen, 2008.
Weblinks[Bearbeiten]
- Eintrag bei Wikipedia.
- Artikel bei Zeit online.