Familie Meyer

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Das Hotel um 1900

Franz Meyer (* 1856; † ?) war von 1893 bis 1910 der Besitzer des Hotels zum Goldenen Engel in Dresden in der Wilsdruffer Straße 7. Er war verheiratet mit Martha Cornelia Constanze geb. Tröltzsch (* 1867; † ?) aus Hohenstein, einer Tochter von Adolf Louis Tröltzsch. Das Ehepaar Meyer hatte einen Sohn Fritz Louis Alexander Meyer (* um 1889; † 22. August 1900 in Dresden).

Meyers und Mays[Bearbeiten]

Spiritismus[Bearbeiten]

Franz und Constanze Meyer waren mit Karl und Emma May befreundet. Nach dem Tod des Kindes veranstalteten Emma May und ihre Freundin Klara Plöhn (die spätere zweite Frau Karl Mays) mit Meyers spiritistische Sitzungen. In einer späteren Zeugenaussage Emmas vom 6. September 1909 heißt es dazu:

Als ein 10jähriges Kind der Meyer'schen Eheleute gestorben war, behauptete Klara [...] Ploehn, sie könne mit ihrer hellseherischen Gabe als Medium den Geist des verstorbenen Kindes in dem Wohnzimmer der Meyerschen Eheleute sitzen sehen. Auf Veranlassung und auf Drängen der [...] Ploehn nahmen die Meyerschen Eheleute an einer spiritistischen Sitzung in der Radebeuler Villa [...] teil. Die Meyer'schen Eheleute gewannen aber während der Sitzung den Eindruck, daß die Frau [...] eine Schwindlerin sei. Sie schenkten deshalb den Beteuerungen der Frau [...], daß das verstorbene Meyer'sche Kind abermals anwesend wäre, keinen Glauben.[1]

Franz Meyer selbst sagte am 11. Februar 1910 darüber aus:

Ende 1900 oder 1901, als ich einen 12jährigen Sohn durch den Tod verloren hatte und darüber sehr untröstlich war, wurde mir von der damaligen Frau May [...] sowie auch der jetzigen Ehefrau [...] wiederholt angeraten, ich und meine Frau sollten uns doch mit Spiritismus befassen. [...] Als meine Frau und ich in die Villa kamen, trafen wir hier [Herrn May, Frau Plöhn und Frau May] an. Es war auch noch ein Frl. Schulz und ihr Bruder mit zugegen.[2] Vor oder nach dem Abendessen, als wir alle um den Tisch saßen, sagte [Frau Plöhn], es habe geklopft und mein Kind wäre da. Das sagte sie wohl zweimal und ich sagte ihr, daß ich das nicht empfände. [...] Bemerken will ich noch, daß [Frau Plöhn] auch einmal in meiner Wohnung zu mir und meiner Frau sagte, mein Kind säße auf dem Stuhl im zimmer, sie könne es sehen und wir würden es auch sehen, wenn wir den Glauben annehmen würden.[3]

In der Zeugenaussage seiner Frau Constanze Meyer, die seine Angaben bestätigte, heißt es:

Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sich [Herr May] bei der Sitzung in seiner Villa mit beteiligte. Im Zimmer war er bestimmt. [... Er] hat aber meinem Manne und mir sehr eingehende Erklärungen über den Spiritismus gemacht und uns diesbezügliche Bücher empfohlen.[4]

Das verstorbene Kind der Meyers wurde am 26. August 1900 auf dem Dresden-Tolkewitzer Johannisfriedhof beigesetzt. Vermutlich nahm das Ehepaar May an der Trauerfeier teil.[5]

Mays Scheidung[Bearbeiten]

Nach der Scheidung von Karl und Emma May wendete sich Emma, die nunmehr wieder ihren Geburtsnamen Pollmer trug, auf Anraten des Ehepaars Meyer am 17. März 1903 an den Rechtsanwalt Ernst Johannes Giese, der ihr zu ihrem Recht (Anfechtung der Ehescheidung) gegenüber Karl May verhelfen sollte. Dieser schrieb am 25. Februar 1908 an Kurt Larraß:

Daß die [Emma] May vollständig unter dem Einflusse der Eheleute [Karl und Klara] May stand, habe ich bei meinen Verhandlungen empfunden, die werden auch insbesondere die [...] Eheleute Meyer bestätigen können. [...] Wie ich [...] aus einer neuerlichen Aeußerung der Eheleute Meyer entnahm, halte ich es für leicht möglich, daß die Eheleute May, nachdem ich von der May beauftragt worden war, an diese erneut herangetreten sind und sie bewogen haben, von weiteren Schritten Abstand zu nehmen.[6]

Franz Meyer erklärte diesbezüglich am 6. Dezember 1909 eidesstattlich:

Die fast unglaubliche Tatsache, dass Frau Pollmer alles in ihren Händen befindliche Material, das zur Anfechtung der Ehescheidung reichlich vorhanden war, an Mays persönlich aushändigte, wurde uns damals von Frau Pollmer wie folgt erklärt: Die Mutter der Frau Plöhn habe ihr gestanden, sie würden bald alle wieder vereint sein. Frau Clara könne nicht kochen und der Doktor [...] könne ihre Kost nicht essen. In der gläubigen Hoffnung, die Aussöhnung zu beschleunigen, habe sie die Briefe arglos hingegeben.[7]

Emma Pollmer, die inzwischen in Weimar wohnte, nahm bei ihren Aufenthalten in Dresden gewöhnlich bei Meyers Quartier. Darauf bezieht sich ein Brief Klara Mays an Emma Pollmer, der vermutlich im Oktober 1903 verfasst wurde:

Warum steigerst Du jetzt aufs neue den Haß durch Deinen Aufenthalt bei Mayers [sic], von welchen Du doch selbst gesagt hast, auch die Frau Mayer gehört zur "Trölschbande"[8] für die man sich hüten mußte. Wie haben diese Leute Karl herabgewürdigt. Und nun gar der Brief des gutmüthigen, aber recht dummen Mayer. Dem mußt Du ja wieder schönes Zeug vorgelogen haben, daß er so albernes Zeugs schrieb. Konntest Du nicht in einem Hotel wohnen, Du konntest doch, wolltest Du nun mal herkommen, Deine "sogenannten" Freunde besuchen, ohne ihre Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Leute, von welchen man so wegwerfend gesprochen hat, fällt man doch nicht ins Haus. Hast Du vergessen, wie Du von Trölsches zu Karl gesprochen hast.[9]

In seinem Manuskript Frau Pollmer, eine psychologische Studie erwähnt Karl May ein weiteres Zusammentreffen mit Emma Pollmer, das am 13. Dezember 1907 stattfand. Darin heißt es:

Wahrscheinlich wohnt sie wieder bei Meyers, meinen erbitterten Feinden von Hohenstein-Ernstthal her? Also der alte Klatsch beginnt von Neuem![10]

Emma Pollmer nannte am 6. September 1909 dem Amtsgericht Weimar in einer Erwiderung auf einen Schriftsatz Karl Mays neben anderen auch das Ehepaar Meyer als Zeugen für Mays Spiritismus.[11]

Rudolf Lebius[Bearbeiten]

Rudolf Lebius, Karl Mays erbittertster Gegner, bezog am 6. Dezember 1909 ein Zimmer in Meyers Hotel zum Goldenen Engel, um dort Material gegen Karl und Klara May zu sammeln. Meyers geben ihm eine eidesstattliche Erklärung ab:

Alle unsere Vorhaltungen, warum sie sich in ihrem Ehescheidungsprozess nicht verteidigt habe, wies Frau Emma mit den Worten zurück: "Wir verständen das nicht. [...]"

Außerdem bezeichneten sie May als aktive Spiritisten, der den Geist von Emmas Großvater Christian Gotthilf Pollmer beschworen hätte. Außerdem habe May diesen Großvater im Scheidungsprozess der Blutschande mit seiner Enkelin bezichtigt.[12] Diese Erklärung stellte Lebius am 7. Januar 1910 dem May-Gegner Ansgar Pöllmann zur Verfügung.[13]

Einen Monat später, am 7. Februar fragte Pöllmann daraufhin brieflich bei Franz Meyer, der früher in sehr naher Beziehung zu Karl May gestanden habe, ob er die Lebius'schen Enthüllungen für wahr hält.[14]

Am 11. Februar 1910 wurde das Ehepaar Meyer in der Privatklagesache Karl May ./. Emma Pollmer vor dem Amtsgericht Dresden vernommen.[15] Drei Tage später gab Emma Pollmer dem Ehepaar May im Büro des Rechtsanwalts Franz Netcke eine Erklärung zu Lebius und Pöllmann ab. Darin heißt es, Rudolf Lebius habe sie überreden wollen, sich von Pauline Münchmeyers Anwalt Oskar Gerlach vertreten zu lassen.

Persönlich habe ich das erste Mal jetzt bei meiner Anwesenheit in Dresden im "Hotel zum Goldenen Engel" bei Meyers mit [Gerlach] gesprochen, wo er wiederum Vollmacht für meine Prozesse haben wollte, was ich ihm verweigert habe.[16]

Lebius veröffentlichte am 6. März 1910 in seinem Flugblatt Zum Ende des Vernichtungsfeldzuges die Erklärung der Meyers vom 6. Dezember 1909.[17] In einem Schriftsatz vom 22. März, der auch als Flugblatt verbreitet wurde, nannte Rudolf Lebius Franz und Constanze Meyer als Zeugen für die betrügerische Ehescheidung Karl Mays.[18]

Am 22. März 1911 wurde Franz Meyer in Gegenwart von Rudolf Lebius und Karl May vor dem Landgericht Dresden vernommen.[19] Dies war die letzte bekannte Begegnung Karl Mays mit Meyer.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 400 f.
  2. Gemeint sind vermutlich Martha und Camillo Heinrich Schurtz (* 1863; † 1903), die Kinder Carl Heinrich Schurtz'.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 401.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 402.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 403.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 225 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 226 f.
  8. Constanze Meyer war eine geborene Tröltzsch.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 282.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 330.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 558.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 596.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 6.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 36.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 42.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 43.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 54.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 60.
  19. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 434.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.