Spiritismus

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Seance

Spiritismus oder spiritistische Lehre ist die allgemeine Bezeichnung für die Lehre, die behauptet, dass Verstorbene sich mit Hilfe eines Mediums mitteilen oder sich als Phantome bzw. Materialisationen zeigen können. Die Fähigkeit, Medium zu sein, wird als natürliche Gabe betrachtet, die nicht erworben oder erlernt werden kann.

Allgemeines[Bearbeiten]

Der moderne Spiritismus als Massenbewegung nahm 1848 in den USA seinen Ausgang und verbreitete sich mit dem Tischerücken als Wegbereiter sehr schnell. Es entstanden zahlreiche private Zirkel, Gesellschaften und Zeitschriften. 1882 vereinigte die Society for Psychical Research Spiritisten, Animisten und Skeptiker zu gemeinsamer Forschung, woraus die moderne Parapsychologie entstand.

Karl May und der Spiritismus[Bearbeiten]

Spiritismus und Spiritisten in Mays Biografie[Bearbeiten]

Ab 1880 nahm Karl May nachweislich an spiritistischen Sitzungen teil. Nach seinen Aussagen ging die Initiative von seiner Frau Emma aus, während er nur reineweg wissenschaftliches Interesse am Spiritismus hätte.

Mit dem Umzug der Mays nach Blasewitz bei Dresden hatte besonders Emma Zutritt zum gesellschaftlichen Leben in Dresden, zu dem auch spiritistische Zusammenkünfte gehörten. Die Mays schlossen Freundschaft mit dem Ehepaar Hofrichter. Leo Hofrichter war ein bekannter Heil-Magnetiseur der u. a. in der Zeitschrift Sphinx Beiträge wie Jean Martin Charcot. Hypnotischen Versuche an der Salpêtriè schrieb und zahlreiche Vorträge u. a. in Berlin hielt.

Der Kontakt brach 1886 ab; angeblich weil Emma sich in die Ehe der Hofrichters einbrachte. Die in vielen Biographien erwähnte spiritistische Lücke von 1883 bis 1888 existiert also nicht.

1895 besuchte Mays Schulfreund Ferdinand Pfefferkorn für einige Zeit Familie May. Emma May sagte 1909 aus, dass sie

seit dieser Zeit [...] eigentlich keinen wichtigen Entschluß in unserem Leben mehr gefaßt [haben], zu dem wir nicht vorher Rat von den Geistern erbaten.[1]

Karl May stellt sich offenbar nie als Medium zur Verfügung, während Klara Plöhn "Hauptmittlerin" zwischen Geistern und Irdischen wird.

Aus den Erinnerungen von Pauline Fehsenfeld:

May reiste mit seiner Frau Emma und der innig befreundeten Witwe seines Freundes Plöhn wieder einmal nach Freiburg. May stellte Frau Plöhn als seine Schwester vor. Als wir fragten, wieso? sagte er, sie sei seine Schwester im Geiste. May und seine beiden Begleiterinnen waren zu dieser Zeit dem Spiritismus verfallen. Sie erzählten Wunderdinge von Sitzungen in ihrem Hause, wobei frische Blumen von der Decke heruntergekommen seien, auch vom Tischrücken, worauf wir an einem kleinen Tischchen uns vereinigten, die Hände aufgelegt, doch hatten wir keinen Erfolg. May behauptete, es seien Ungläubige dabei – was auch der Fall war. In diesen Tagen, es war im Wirtshaus von St. Ottilien bei Freiburg, befiel May ganz unvermittelt ein heftiges Zittern, man sah das Hin- und Herfliegen der Hand. "Schnell, schnell Bleistift und Papier", rief er und schrieb ein Gedicht hin, was ihm von "drüben" eingegeben worden sei. Leider ist es mir aus der Erinnerung entschwunden. Nur weiß ich noch den Anfang: "Oh, möchtest Du der Stimme lauschen." "Ihr Schwiegervater war da", flüsterte dann May mir zu. – Ich wüßte nicht, warum gerade mein Schwiegervater sich hätte mit mir aus dem Jenseits verbinden wollen. Ich habe ihn kaum gekannt, und er stand mir ganz fern.[2]

Aus dem Jahr 1897 ist das Protokoll ein spirititischen Sitzung erhalten. Es wurde 2009 im Beitrag von Hans-Dieter Steinmetz, Jenseits von Spiritismus und Spiritualismus?, wiedergegeben. In dieser Seance traten verschiedene Geister auf, die u.a. deklamierten und auch Karl May direkt ansprachen.

Der Vorwurf, dass May selbst Spiritist sei, taucht wohl erstmals 1910 in der Schmähschrift Die Zeugen Karl May und Klara May von Rudolf Lebius auf. May selbst hat sich gegen diese Vorwürfe in seinen späten Rechtfertigungs- und Prozessschriften (wie z. B. Mein Leben und Streben und der Pollmer-Studie) dagegen verwahrt. Darüber hinaus hat er dieses als Vorwurf gegen seine erste Frau Emma May verwendet.

Klara May trat als Zeugin im Prozess gegen das entlarvte Medium Anna Rothe auf.

Spiritisten im Umfeld Karl Mays[Bearbeiten]

  • Emma May
  • Klara Plöhn
  • Anna Rothe (sehr bekanntes Medium)
  • Ferdinand Pfefferkorn samt Gemahlin
  • Selma vom Scheidt

in Mays Werk[Bearbeiten]

In Mays Alterswerk finden sich mannigfache Spuren seiner Beschäftigung mit dem Spiritismus, vor allem in Form von von Geistern besessenen Protagonisten. Aber auch das Konzept der Schutzengel im ersten Band von Ardistan und Dschinnistan gehört in diesen Komplex, und das Gedicht Leitung des Gedichtbandes Himmelsgedanken wurde – so Karl May (1899?) an seine Frau Emma – von Friedrich Schiller per Geisterkontakt diktiert.[3]

Kurioses[Bearbeiten]

Die Zeitschrift Psi im Alltag veröffentlichte in Heft 1/2003 (kommentierte) Auszüge aus der Biographie von Hermann Wohlgschaft zum Thema Spiritismus sowie ein aktuelles (!) Interview mit Klara May (via Tonbandstimme – eine Technik, die auf der Homepage des Vereins genau erläutert wird). Der gesamte Beitrag wurde in der Zeitschrift Karl May in Leipzig Nr. 59/2004 nachgedruckt.

siehe auch[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Zitiert nach Karl-May-Chronik I, S. 506.
  2. Wenn Pauline Fehsenfelds Erinnerungen korrekt sind, muss der Besuch zwischen 1901 und Sommer 1902 stattgefunden haben. Zitiert nach Ekke W. Guenther: Karl May und sein Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1978, S. 163 f. (Onlinefassung)
  3. Karl-May-Chronik II, S. 243 f.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]