Rudolf Lebius

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Rudolf Lebius

Rudolf Lebius (* 4. Januar 1868 in Tilsit; † 4. April 1946 in Berlin) war ein deutscher Journalist, Verleger, Gewerkschafter und Politiker.

Leben[Bearbeiten]

Er war der Sohn des Kaufmanns Hermann Lebius und dessen Frau Regine geb. Jandin. Er begann ein Studium in Zahnmedizin, Philologie und Jura, das er aber nach dem Tod des Vaters abbrechen musste. Daraufhin arbeitete er bei mehreren Zeitungen als Journalist und Redakteur. Um 1900 zog er nach Dresden. Am 8. August 1903 heiratete er Auguste Martha ("Marle") Scheithauer (* 1885; † 1968). Sie hatten eine Tochter.

Von Dresden aus war Lebius Mitarbeiter (Korrespondent) für den sozialdemokratischen Vorwärts. Er wurde wegen verleumderischer Artikel zu zwei Haftstrafen verurteilt und trat aus der SPD wieder aus. 1904 gründete er die Dresdner Sonntagszeitung Pilatus, später Sachsenstimme, die chronisch unter Geldmangel litt und bereits 1905 wieder einging. 1905 zog Lebius nach Berlin.

Die Kampagne gegen Karl May (dazu unten) brachte Lebius neue Bekanntheit. Durch diese neue Popularität seines Namens wurde Lebius 1906 Vorsitzender des Gelben Arbeiterbundes, einer antigewerkschaftlich arbeitenden "Arbeiterorganisation" des Kapitals. Im selben Jahr gründete er die Zeitschrift Der Bund, die das Zentralorgan der Berliner Werkvereine wurde, denen Lebius – der sich den neuen "gelben Gewerkschaften" angeschlossen hatte – eine Plattform gegen die Sozialdemokratie und die echten Gewerkschaften schaffen wollte.

Er gründete 1910, nachdem er die gerichtliche Auszahlung seines beträchtlichen väterlichen Erbteils erzwungen hatte, einen eigenen Verlag ("Spreeverlag") und ließ sich und seiner Familie eine Villa in Berlin-Frohnau erbauen.

1913 übernahm er die nationalistische und antisemitische Staatsbürger Zeitung, die er mit dem Nationaldemokraten vereinigte und bis mindestens 1921 herausgab. 1918 wandte er sich neuen Zielen zu. Er war Mitgründer der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die sich, ohne Einfluss zu gewinnen, 1923 wieder auflöste.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen Lebius, 1927 den eigenen Verlag aufzugeben. Um die Druckerei halten zu können, musste er 1928 sein Haus verkaufen. Lebius bezog danach Mietwohnungen.

Er gründete weiter kurzlebige Verlage, jedoch wurde ihm 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten jede publizistische Betätigung verboten. Lebius ließ sich daraufhin als Steuerhelfer ausbilden und arbeitete dann auch in diesem Beruf. Im November 1937 wurde er wegen staatsfeindlicher Tätigkeiten verhaftet (er hatte ausländischen Journalisten Material über die innerdeutsche Lage weitergegeben) und zu einer anderthalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Am 7. März 1938 wurde er nach einem Gnadengesuch vorzeitig entlassen.

Er fand nach der Zerstörung seiner Wohnung 1943 mit seiner Frau Aufnahme bei seiner Tochter und starb am 4. April 1946 an den Folgen einer fortschreitenden Auszehrung.

Lebius ./. May[Bearbeiten]

Das Café Bauer in Berlin, in dem sich May mit Lebius traf

Lebius versuchte Anfang Mai 1904, Karl May zur Mitarbeit an der kränkelnden Sachsenstimme zu bewegen und als Geldgeber zu gewinnen. Er erhielt eine Absage. Lebius erfuhr durch Indiskretionen von Karl Mays Vorstrafen und versuchte mit Erpressung, May umzustimmen. Als auch das erfolglos blieb, startete Lebius eine Pressekampagne mit Diffamierungen gegen Karl May, wodurch auch die Auflage seiner Zeitung gesteigert wurde.

Karl May strengte in der Folge mehr als zwei Dutzend Prozesse wegen Beleidigung u.a. gegen Lebius an, die bis zu seinem Tod anhielten.

Einer dieser Prozesse drehte sich auch um den von Lebius 1909 gegen May verwendeten Ausdruck "geborener Verbrecher", den May als Beleidigung ansah. Lebius hatte den 1878 von Cesare Lombroso entwickelten Begriff wohl über den deutschen Kriminologen und Staatsanwalt Erich Wulffen (der ihn 1908 ebenfalls auf May angewendet hatte!) kennengelernt.

Im Frühjahr 1909 trafen May und Lebius sich in Berlin zu einer Aussprache, die allerdings erfolglos blieb.

Lebius verfasste nach dem Tod Karl Mays 1912 einen Nachruf in seiner Berliner Zeitung Der Nationaldemokrat.

1938 wandte sich Lebius' Frau an den Karl-May-Verlag und bot ihm das Romananuskript "Karl März" an, in dem Rudolf Lebius in Form einer Biographie kaum verschlüsselt gegen May polemisiert. Neben einer Abschrift ist im Karl-May-Verlag auch eine vierseitige Zusammenfassung erhalten geblieben, die im Rahmen des Aufsatzes Rudolf Lebius und der Fall Karl März von Jürgen Seul 2013 veröffentlicht wurde.

Lebius im Film[Bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten]

1938/39 beauftragte der Karl-May-Verlag die "Auskunftei W. Schimmelpfeng - Deutsche Auskunftei (vormals R. G. Dun & Co.) G.m.b.H." Nachforschungen zu Rudolf Lebius anzustellen. [1]

Werke[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Jürgen Seul: Rudolf Lebius und der Fall Karl März. In: Karl-May-Welten IV, Karl-May-Verlag 2013. S. 104f.

Literatur[Bearbeiten]

von May[Bearbeiten]

  • Karl May: Ein Schundverlag (1905)
  • Karl May: Lebius, der "Ehrenmann" (1908)
  • Karl May: Zeugenaussage für Klara May (1908)
  • Karl May: Ein Schundverlag und seine Helfershelfer (1909)
  • Karl May: An das Königl. Schöffengericht Charlottenburg (1910)
  • Karl May: Herr Rudolf Lebius, sein Siphilisblatt und sein Indianer (1910)
  • Karl May: Mein Leben und Streben (1910)
  • Karl May: An die 4. Strafkammer (1910/11)

Sekundärliteratur[Bearbeiten]

Eine ausführliche Beschreibung zu Lebius findet sich im Reprint Rudolf Lebius, Die Zeugen Karl May und Klara May, Ein Beitrag zur Kriminalgeschichte unserer Zeit, herausgegeben von Michael Petzel und Jürgen Wehnert.

  • Jürgen Seul: Rudolf Lebius als "geborener Verbrecher". Die kurze Geschichte einer Beleidigung "von einem, der sich nicht schämt". In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 200, 2019.
  • Jürgen Seul: Die Akte Rudolf Lebius. Auf den Spuren eines Skandaljournalisten zwischen Kaiserzeit und Drittem Reich. Eine Biografie. Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2019.

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.


Weblinks[Bearbeiten]